Neufahrn:Flughafenexpress von Salzburg nach Regensburg

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Die Bahn träumt von der überregionalen Anbindung des Airports, doch die Neufahrner Gegenkurve ist frühestens in fünf Jahren fertig

Alexandra Vettori

Der Bahnknoten München samt Flughafen soll bis zum Jahr 2020 leistungsfähiger werden. Dazu haben sich die Verkehrsplaner den Erdinger Ringschluss einfallen lassen, der München, Erding, den Flughafen, Freising, Regensburg und den gesamten Osten Bayerns verbinden soll.

Erster Schritt dazu ist die Neufahrner Gegenkurve, eine Gleisverbindung zwischen der Strecke S-1-Freising und der S1 zum Flughafen. Auf einem zwölf Meter hohen Damm im Nordosten Neufahrns werden die Züge einen Bogen erst nach Süden, dann nach Osten machen und dabei die Autobahn A92 und die zwei Gleise der bestehenden S1 zum Flughafen überqueren.

Das Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende die Baugenehmigung stehen soll, läuft seit Februar vergangenen Jahres. Voraussichtlich im kommenden Sommer startet das Erörterungsverfahren, in dem die Öffentlichkeit ihre Einwendungen und Beurteilungen abgeben kann. Zuvor liegen die Pläne einige Wochen in den Rathäusern von Neufahrn und Freising, den beiden betroffenen Kommunen, aus.

Mit einer Fertigstellung der Neufahrner Gegenkurve ist frühestens im Jahr 2016 zu rechnen. Auf dem zwölf Meter hohen Wall sollen langfristig nicht nur Züge aus Regensburg und Landshut zum Flughafen fahren. Ist der gesamte 30Kilometer lange Ringschluss fertig, wird hier, so die Pläne der Bahn, auch ein überregionaler Flughafenexpress im Stundentakt von Salzburg nach Regensburg brausen. Dass die Fahrgastzahlen die hohen Kosten für die Trasse rechtfertigen, davon sind die Verantwortlichen überzeugt.

Allein die Maßnahmen im Landkreis Freising kosten 125 Millionen Euro, einschließlich eines Bauwerks östlich der Isar, das die Kreuzung von S 1 und S8 leistungsfähiger macht. Die Kosten der Neufahrner Gegenkurve samt ihres Dammes, der Rampen, Brücken und Unterführungen belaufen sich auf geschätzte 85 Millionen Euro.

Zwei ursprünglich vorgesehene Maßnahmen, den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Freising und Neufahrn und den entsprechenden Umbau des Pullinger Bahnhofs, hat das Verkehrsministerium aus Kostengründen verschoben, auf mindestens 2020. Ob sich seit der Präsentation der Gegenkurven-Pläne im Jahr 2008 im Vergleich zu den aktuellen Planfeststellungsunterlagen etwas geändert hat, dazu geben Verkehrsministerium und Bahn keine Auskunft. Ein Bahnsprecher teilte auf Nachfrage immerhin mit, derzeit prüfe die Regierung von Oberbayern die Unterlagen und setze dann einen Termin für das Erörterungsverfahren an.

Damit sei wohl bis zum Spätsommer zu rechnen. Einige Proteste gegen die Neufahrner Gegenkurve wurden bei den Landwirten schon laut. Denn sie werden, ebenso wie erholungssuchende Radler und Geheimweg-Autofahrer aus den nördlichen Gemeinden, künftig weitere Wege in Kauf nehmen müssen. Wirtschaftswege werden verlegt und die Brücke der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Mintraching und Moosmühle wird durch eine Unterführung unter der A 92 und sämtlichen Gleisen ersetzt. Die Proteste aus dem Neufahrner Rathaus sind bisher trotzdem verhalten.

Bürgermeister Rainer Schneider betont zwar, die Gegenkurve bedeute für Neufahrn eine Verschlechterung, macht aber keinen Hehl daraus, was aus seiner Sicht die negativen Folgen ausgleichen könnte: Ein S-Bahn-Halt im Neufahrner Gewerbegebiet Römerweg, das keine 100Meter von den Schienen entfernt ist. Dort gebe es mit den immer zahlreicher werdenden Firmen und dem sehr gut besuchten Kino Bedarf für einen Anschluss an die Schiene. Bis jetzt hat sein Wunsch noch wenig Gegenliebe gefunden, das räumt Schneider ein: "Auf dem Ohr ist das Wirtschaftsministerium noch taub." Allerdings werde man darauf dringen, dass zumindest die technischen Voraussetzungen für den neuen S-Bahnhof Römerweg geschaffen werden.

© SZ vom 30.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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