Markus Söder:Harte Landung im Moos

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Startbahngegner pfeifen auf den Finanzminister, der im Schwaiger Festzelt "Zusammenhalt" fordert

Von Ines Alwardt

Die Frau mit der Trillerpfeife will nicht. Da steht der bayerische Finanzminister vor ihr, streckt ihr lächelnd die Hand entgegen und sie zieht ihren Arm weg. "Nein", keift sie ihn an, "Ihnen gebe ich nicht die Hand." Es ist kein netter Empfang, den die etwa 60 Gegner der geplanten dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos Finanzminister Markus Söder (CSU) am Montagabend bereiten. Der FC Schwaig feiert an diesem Abend sein hundertjähriges Bestehen am Sportgelände und hat Söder als Redner geladen.

Dass er vor dem Eingang als "Heimatzerstörer" beschimpft, mit Pfui-Rufen und einem schrillen Trillerpfeifen-Konzert empfangen wird, macht das schwierig. Söder versucht es deshalb auf die nette Tour: Wieso sie ihm denn nicht die Hand geben wolle, fragt er die Frau mit der Pfeife. Sie steht unter einem Transparent mit der Aufschrift "Seehofer und Söder macht euch schlau, die dritte Startbahn braucht keine Sau" und ignoriert die Frage. Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Flughafen München Gesellschaft (FMG) will sie nicht reden. Sie lässt ihn wieder abblitzen.

Mit der Protestaktion wollen die Mitglieder des Aktionsbündnisses Aufgemuckt, der Initiative Lichterzeichen und der Organisation "Plane Stupid" den Finanzminister warnen, der seit 2011 in Personalunion auch das Amt des FMG-Aufsichtsratsvorsitzenden inne hat: Er solle respektieren, dass die Münchner Bürger die dritte Startbahn abgewählt haben und sich an diese Entscheidung halten. Und sie wollen ihm noch mehr zeigen: Dass er hier, im vom Fluglärm geplagten Erdinger Moos, nicht willkommen ist. Doch es ist auch eine Demonstration gegen die Politik der CSU. "Adios Amigos" steht auf einem der Plakate, das auf die aktuelle Gehälteraffäre im bayerischen Landtag anspielt.

Drinnen, im nur zur Hälfte besetzten Festzelt des FC Schwaig hingegen herrscht Harmonie und Einigkeit. Als Söder reinkommt, spielt die Blaskapelle Moosinning auf, die Zuhörer klatschen laut Beifall. "Ich bin mit guten Manieren ausgestattet", sagt Söder auf das Verhalten der Startbahngegnerin anspielend, die habe seine Mutter ihm beigebracht. "Und wenn man jemanden trifft, gibt man ihm die Hand."

Söder sagt das so, dass es klingt, als hätten die Demonstranten am Eingang eben keine Umgangsformen. Er will hier seinen Wahlkampf machen und nicht über den Flughafen und die umstrittene dritte Startbahn diskutieren. Deshalb folgen die üblichen Anspielungen zum eigenen Frankentum und einige Lobhudeleien auf die Partei-Spezln im Publikum, bevor er die CSU so darstellt, wie er sie sieht: als Partei der soliden Haushalter und des Fortschritts. Man müsse nicht nur immer die Landeshauptstadt München sondern auch das Umland stärken, sagt Söder. In der Region müsse man "nicht nur dafür sorgen, dass der Fluglärm weniger wird, sondern auch der Verkehr." Wie das aber funktionieren soll, dazu sagt Söder weiter nichts.

Ganz am Ende kommt in seiner Rede dann doch noch der Flughafen vor: "Flughafen hin oder her", sagt der Finanzminister, "nur wenn wir zusammenhalten, sind wir stark." Als der Applaus längst verklungen ist, fällt Markus Söder plötzlich ein, dass er noch etwas vergessen hat: "Ach übrigens", sagt Söder, "einen herzlichen Glückwunsch dem Sportverein zum hundertsten - wollt' ich noch sagen".

© SZ vom 15.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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