Lebenshilfe Freising:Ernüchterung nach der Euphorie

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Das Risiko ist zu groß: Die Pläne für den Bau eines Cap-Supermarkts in Marzling müssen aufgegeben werden.

Petra Schnirch

- Die Idee war bestechend: Acht Menschen mit Behinderung sollten Arbeit finden, und die Marzlinger hätten endlich einen Supermarkt bekommen. Nach der anfänglichen Euphorie ist nun aber Ernüchterung eingekehrt. In dieser Woche teilte Franz Burger, Geschäftsführer der Lebenshilfe Freising, mit, dass der Cap-Markt nicht realisiert werden könne. Die wirtschaftlichen Risiken seien zu groß, das habe sich erst jetzt abgezeichnet. "Das ist schade, viele Marzlinger haben sich schon darauf gefreut", sagte Bürgermeister Dieter Werner. Im März war Burger noch optimistisch. Damals gab er bekannt, dass die Lebenshilfe nach vierjähriger Suche ein Grundstück gefunden habe. Im Frühjahr sollte der Einkaufsmarkt mit Backshop und Metzgerei eröffnet werden. Auch ein Lieferservice für das Seniorenheim in Marzling und für Privatkunden war geplant. Zwei Gutachten hatten laut Burger bestätigt, dass der Cap-Markt nach drei Jahren schwarze Zahlen schreiben würde. Die Lebenshilfe wollte fünfzig Prozent ihres Bedarfs über das Geschäft abdecken.

Einige Vorgaben aber haben sich laut Burger nun geändert. Die Lebenshilfe bat Marzling deshalb um eine Ausfallbürgschaft. Wäre ein Verlust entstanden, hätte die Gemeinde einspringen müssen. Im Laufe von zehn Jahren wäre so im ungünstigsten Fall ein hoher sechsstelliger Betrag zusammengekommen. Für eine kleine Gemeinde sei das nicht machbar, sagte Werner. "Das würde unseren Haushalt sprengen." Vor allem eine neue Mietpreis-Kalkulation brachte das Projekt zu Fall. Ursprünglich war ein 550 Quadratmeter großer Markt vorgesehen. Die Aktion Mensch, die den Cap-Markt unterstützen sollte, forderte laut Burger jedoch, die Fläche auf 800 Quadratmeter zu erweitern. Auch sei es zu "Missverständnissen" zwischen dem potenziellen Mieter, der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd, und dem Eigentümer gekommen, unter anderem wegen der Nebenkosten. Das Grundstück gehört Graf Guy von Moy. Dessen Dach und Fach Hausverwaltungen GmbH wollte sich nicht äußern.

Mit den neuen Zahlen kamen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit auf. Der Markt wäre auf einen Tagesumsatz von 5000 Euro durch die Marzlinger Kundschaft angewiesen gewesen, schildert Burger. Wegen der Nähe zu den Einkaufszentren in Freising und die versteckte Lage hinter dem Rathaus äußerten die Gutachter nun doch Bedenken - und die Lebenshilfe machte einen Rückzieher. Die Lebenshilfe will nicht aufgeben. Burger sagte, er halte es für sehr wichtig, behinderte Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Dafür böten sich nicht viele Branchen an, deshalb seien Cap-Märkte so sinnvoll. In Marzling wollte die Lebenshilfe acht Teilzeitarbeitsplätze schaffen.

Auf diesem Grundstück sollte der Cap-Markt entstehen. Doch das wirtschaftliche Risiko ist zu groß. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 26.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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