Langs Männer und Frauen:Liebenswerte Holzfiguren

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Die Skulpturen von Josef Lang sind bei den Freisingern so beliebt, dass viele für deren Erhalt plädieren. Manche würden auch die Bären in der Stadt versteigern lassen, um den Ankauf eines Kunstwerkes zu finanzieren

Von Birgit Goormann-Prugger

Vorbei an diesem sinnierenden Herrn in Rot geht es auch in den nächsten Wochen noch den Domberg hinauf. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Freisinger haben sich so richtig angefreundet mit den überlebensgroßen, hölzernen Besuchern von Josef Lang, die seit dem 18. September an verschieden Standorten das Freisinger Stadtbild schmücken. So sehr, dass sie sie eigentlich gar nicht mehr ziehen lassen möchten. Verbunden war der Skulpturenrundgang des Tölzer Bildhauers auch mit einer Ausstellung von Kleinskulpturen und Zeichnungen im "Alten Gefängnis", die nun am Sonntag endete. Mehr als 900 Besucher hätten alleine diese Ausstellung gesehen, so Helma Dietz vom Modern Studio, das die Ausstellung zusammen mit dem Förderverein Gefängnis organisiert hat. Im Gästebuch zur Ausstellung finden sich ausnahmslos begeisterte Kommentare zum Skulpturenrundgang und nicht nur einmal wird der Wunsch geäußert: "Kann denn nicht eine der Figuren in Freising bleiben - für immer?". Auf jeden Fall bleiben sie jetzt erst einmal länger als geplant, womöglich sogar bis nach Weihnachten.

Für den Ankauf einer der Figuren wäre die Stadt einer der Ansprechpartner. Doch obwohl auch Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher Langs Besucher "wirklich sehr schön" findet und gar nicht weiß, "welcher nun mein Favorit ist": Von heute auf morgen könnte das mit dem Ankauf einer der Figuren wohl nicht funktionieren. "Das geht frühestens im nächsten Jahr. Wir brauchen dafür ja ein Budget und die Haushaltsberatungen für das kommende Jahr fangen ja gerade erst an. Aber wenn dort jemand diesen Vorschlag einbringt, wäre das natürlich nicht unmöglich", so Tobias Eschenbacher.

Endgültig entscheiden müsste darüber der Hauptausschuss. Die Freisinger jedenfalls wären durchaus angetan davon, wenn eine der Figuren von Josef Lang, die so viel geheimnisvolle Würde ausstrahlen, in Freising heimisch werden könnte. Die Skulpturen seien "so anrührend durch ihre unaufdringliche Präsenz im Raum, es wäre schön, wenn eine dieser starken Figuren in unserer Stadt bleiben würde", lautet beispielsweise eine der Einträge im Gästebuch zur Ausstellung. Ein anderer Besucher bemerkt: "Die Stadt Freising wirkt plötzlich viel nahbarer. Plätze und Orte erwachen zum Leben". Ganz direkt wendet sich in dieser Sache auch ein Ausstellungsbesucher an die Freisinger Stadträte und schreibt: "Liebe Stadtväter und -mütter! Lassen Sie uns alles unter die Lupe nehmen. Wo wir sparen können - für wenigstens eine Figur, die sich durch unsere schöne Stadt bewegt - und uns gegebenenfalls auf den Kopf spuckt". Eine Möglichkeit, um das nötige Geld für den Ankauf zu beschaffen, hat dieser Ausstellungsbesucher ebenfalls und empfiehlt, die vielen Bären in der Stadt zu versteigern, die dort nun schon seit längerem stehen.

Sogar Kindern gefallen die Figuren von Josef Lang, die dieser aus massiven Baumstämmen mit der Kettensäge formt. Dem achtjährigen Johannes beispielsweise, der sie entdeckt hat und darum sogar unbedingt auch zur der kleinen Ausstellung ins alte Gefängnis wollte. Dort verewigte er sich auch im Gästebuch und versicherte "Die Figuren sind so sön!". Die Zeichnungen und Kleinskulpturen von Josef Lang im Gefängnis haben Ausstellungsmacher an diesem Montag wieder einräumen müssen.

Die großen "Besucher" im öffentlichen Raum jedoch blieben den Freisingern noch einige Zeit erhalten, so Helma Dietz vom Modern Studio. Einige müssten nur an anderen Orten aufgestellt werden, wie beispielsweise die Figur auf dem Balkon der Sparkasse an der Hauptstraße. "Die steht nämlich auf dem Christbaumständer und muss darum Ende November weg." Das gelte auch für die beiden großen Figuren vor dem Freisinger Bürgerbüro, "die den Freisingern ganz besonders gut gefallen", so Helma Dietz. Auch diese beiden müssten dort Ende November abziehen - wegen der Vorbereitungen auf den Weihnachtsmarkt. Eike Berg, künstlerischer Leiter im Freisinger Schafhof, habe sich jedoch bereit erklärt, die Vertriebenen bei sich aufzunehmen. Dort steht ja auch bereits eine der Figuren von Josef Lang.

Nun ist Kunst im öffentlichen Raum keine unproblematische Sache. Man kann die Skulpturen schließlich nicht Tag und Nacht bewachen lassen, um sie vor mutwilligen Beschädigungen zu schützen. Doch auch der Umstand, dass in der gesamten Ausstellungszeit niemand den Besuchern aus Eichen- und Lindenholz zu nahe getreten ist, ist für Helma Dietz ein Zeichen dafür, dass "die Würde die von ihnen ausgeht, für die Freisinger auch wirklich spürbar ist".

Die kleine Broschüre, die zum Skulpturenrundgang erschienen ist, wird auch weiterhin ausgelegt - unter anderem in der Freisinger Touristinfo und im Bürgerbüro. Im Moment denken die Ausstellungsmacher auch über eine Finissage zum Skulpturenrundgang im Schafhof nach, Details dazu müssen aber noch geklärt werden.

© SZ vom 08.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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