Konkurrenz bei den Gewerbegebieten:Das große Hauen und Stechen

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Die Stadt Freising hat einen neuen Interessenten für die Clemensänger an der Hand

Kerstin Vogel

Die Stadt hat einen neuen Interessenten für das Gewerbegebiet Clemensänger an der Hand. Wenn alles gut geht, kann der notarielle Vertrag im Februar unterzeichnet werden. Knapp 13 000 Quadratmeter wären dann zusätzlich an den Mann gebracht - mehr sagt Oberbürgermeister Dieter Thalhammer nicht zu dem Geschäft. "Zwischen den Gemeinden herrscht große Konkurrenz", begründet er die Diskretion: "Das ist ein Hauen und Stechen und die Firmen spielen die Kommunen gegeneinander aus."

Sollte in diesem Fall die Stadt Freising den Zuschlag erhalten, bleibt in den Clemensängern immer noch genug Platz für weitere Ansiedelungen. Insgesamt umfasst das Gewerbegebiet 23,5 Hektar Fläche, bebaut oder bereits verkauft sind davon 6,8 Hektar, die restlichen 16,6 sind aktuell noch zu haben. Gut ein Viertel davon ist in privater Hand, den Rest vermarktet die Stadt. Baurecht besteht für das ganze im Flächennutzungsplan ausgewiesene Gewerbegebiet. Die Straßen müssen zum Teil aber noch gebaut werden - je nach Verkauf. 90 Prozent der Kosten werden auf die Bauherren umgelegt.

Bei der auch im OB-Wahlkampf zuletzt diskutierten Frage, warum es so schwer ist, die Grundstücke in den Clemensängern zu verkaufen, verweist der OB zunächst auf das Einzelhandelsgutachten der Stadt. Dieses verbiete die Ansiedlung "innenstadtrelevanter" Angebote, weshalb man unter anderem eine Anfrage des Globus-Kaufhauses und verschiedener Verbrauchermärkte abgelehnt habe. Die viel zitierten Logistikunternehmen dagegen, die vielleicht ebenfalls Interesse hätten, könne man in einem Gewerbegebiet schlichtweg nicht zulassen, so Thalhammer weiter. Hier sei nämlich auch Wohnen in begrenztem Maß zulässig - beispielsweise gebe es Wohnungen im Haus der Kreishandwerkerschaft - und auch die Menschen, die hier lebten, hätten einen Anspruch auf Schutz. Speditionen und ähnliche Unternehmen könnten deshalb nur in einem Industriegebiet angesiedelt werden. Für eine entsprechende Umwidmung der Clemensänger aber müsste der Bebauungsplan geändert werden - und dann könnten alle Bauherren, die bereits Wohnungen dort gebaut hätten oder damit planten, gegen die Stadt klagen.

Auch die Forderung, die Grundstücke in den Clemensängern zumindest "in der zweiten Reihe" günstiger abzugeben, was OB-Kandidat Benno Zierer (Freie Wähler) zuletzt für "interessante Firmen" angeregt hatte, ist laut Thalhammer nicht haltbar: Paragraph 75 der Gemeindeordnung lege fest, dass Vermögen nicht unter Verkehrswert veräußert werden dürfe. Der Quadratmeterpreis werde vom Gutachterausschuss des Landkreises festgelegt und bewege sich, je nach Erschließung, zwischen 220 und 280 Euro. Zwar sei man daran nicht sklavisch gebunden, räumt der OB ein: Ausnahmen müssten aber begründet sein; beispielsweise, wenn großes öffentliches Interesse bestehe. Für ein Kino etwa hätte man einen Sonderpreis vereinbaren können.

Neben den Clemensängern verfügt die Stadt über weitere Gewerbeflächen. So sind in den Guten Ängern 108 000 Quadratmeter im Flächennutzungsplan ausgewiesen, zum Teil allerdings noch nicht in einem Bebauungsplan erfasst. Das Areal gehört jeweils zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte Privateigentümern. Weitere Gewerbeflächen stehen im Ortsteil Pulling zur Verfügung - "enorme Reserven", wie Thalhammer findet.

© SZ vom 24.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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