Kommentar:Neue Rezepte gesucht

Freising vor dem Verkehrskollaps

Kerstin Vogel

Werbeveranstaltung für die Westtangente oder objektive Information über die Situation auf den Freisinger Hauptverkehrsadern: Gegner und Befürworter der umstrittenen Umgehungsstraße waren sich am Dienstag im Planungsausschuss absolut uneinig, wie die Simulationen der Essener Verkehrsingenieure zu bewerten seien. Dabei hatte die bewegte Präsentation gar nicht so viele neue Erkenntnisse zu bieten. Dass es auf den großen Freisinger Straßen zu bestimmten Tageszeiten immer öfter nicht mehr voran geht, wird auch der überzeugteste Gegner einer Westtangente nicht abstreiten, weil man es objektiv nicht abstreiten kann. Und dass der Bau einer weiteren Straße die bestehenden entlasten wird, ist auch eine wenig überraschende Erkenntnis.

Im Fall der Stadt Freising stellt sich mittlerweile allerdings die Frage, wie lange der entlastende Effekt einer Westtangente anhalten mag. Wenn die erst 2006 erstellten Verkehrsprognosen für das Jahr 2025 bereits jetzt erfüllt sind und das Wachstum des Straßenverkehrs auch nur annähernd so weitergeht, können Verkehrsingenieure ausrechnen, wann auch die Westtangente ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben wird. Schon deshalb müssen die Verantwortlichen der Stadt eben auch darüber nachdenken, wie sie erreichen können, dass ihre Bürger - aber auch die Pendler - in Zukunft auf das Auto verzichten und auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

Die Ergebnisse derartiger Maßnahmen schon vorab in eine Simulation wie die am Dienstag gezeigte einzurechnen, wie von Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Maguhn gefordert, dürfte allerdings schwierig sein. Methodisch zu kritisieren ist da schon eher der Umstand, dass auch die möglichen Entlastungseffekte, die von der geplanten Nordostumgehung auf das Freisinger Straßennetz ausgehen würden, nicht einbezogen wurden.

© SZ vom 14.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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