Kleine Feiern müssen reichen:In aller Bescheidenheit

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Im Mai beginnt die neue Sitzungsperiode nach den Kommunalwahlen. Neun Bürgermeister verabschieden sich nach langen Dienstjahren - und ein Landrat. Bei den Feiern soll keinesfalls auf Kosten der Bürger geprasst werden. Man will sich ja nichts nachsagen lassen.

Von Gudrun Regelein und Katharina Aurich

Bei den Kommunalwahlen 2014 konnten die Wähler über 22 Bürgermeisterposten und den künftigen Landrat abstimmen. Neun neue Bürgermeister werden Anfang Mai ihr Amt antreten - das heißt, dass sich auch neun verabschieden müssen. Große Feiern sind aber nicht geplant, die Abschiede werden nur im kleinen Rahmen begangen.

"Schlicht und einfach" wolle er sich nach 18 Dienstjahren verabschieden, ein üppiges Fest habe er sich nicht gewünscht, sagt beispielsweise Langenbachs Bürgermeister Josef Brückl. Gemeinsam mit den Räten, an die er ein kleines Präsent verteilen wird, werde am Mittwoch, seinem letzten Arbeitstag, die offizielle Verabschiedung im Rathaus stattfinden. Danach werde bei einem gemeinsamen Abendessen im "Alten Wirt" noch zusammen gesessen. "Private Feten danach wird es aber nicht mehr geben", sagt Brückl. Klaus Stallmeister, sein Amtskollege in Hallbergmoos, dagegen weiß selber noch nicht genau, was auf ihn zukommt: Er wird bei einer Überraschungsparty verabschiedet. Ein Team um seinen Stellvertreter habe das Ganze organisiert, berichtet er. "Ich weiß nicht, welche Gäste kommen werden, welches Programm es geben oder was zu essen angeboten wird", sagt Stallmeister. Einige seiner engsten Freunde und Wegbegleiter habe er auch eingeladen, für diese werde er aber selber zahlen, betont Stallmeister. Alle Kosten für die Feier seien offengelegt worden und würden deutlich unter 8000 Euro liegen. Mit Feiern habe er eine unschöne Geschichte erlebt und sei deshalb vorsichtig geworden. Zu seinem 60. Geburtstag, der kurz vor den Kommunalwahlen 2008 lag, wollte die Gemeinde ihm eine Party ausrichten - der Gemeinderat habe damals entsprechende Beschlüsse gefasst, erzählt Stallmeister. "Kurz vor der Wahl hieß es dann plötzlich, der Stallmeister bekommt 10 000 Euro geschenkt, die er auf den Kopf haut." Sogar der Bund der Steuerzahler habe damals eine anonyme Anzeige erhalten. "Ich habe die Feier abgesagt. Ich lasse mir doch nicht nachsagen, dass ich größenwahnsinnig bin", sagt Stallmeister. Für seinen Abschied als Bürgermeister sei nun alles rechtlich abgesichert, betont er.

Der Kranzberger Bürgermeister Robert Scholz wird sehr unspektakulär aus dem Amt scheiden: Am Dienstag, bei einer letzten Gemeinderatssitzung, werden er und die ausscheidenden Räte verabschiedet, sagt sein Stellvertreter Alfons Berger. Es werde Reden geben, eine ausufernde Feier sei nicht geplant: "Ob es überhaupt etwas zu essen oder trinken gibt, weiß ich ehrlich gesagt nicht." Auch Rudolf Jengkofer, der Bürgermeister von Fahrenzhausen, wird - gemeinsam mit allen ausscheidenden Räten - bei einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung verabschiedet. Danach gibt es noch eine Brotzeit. Die Verwaltungsmitarbeiter werde er zu einem anderen Termin zum Essen einladen, berichtet Geschäftsstellenleiterin Monika Steurer. "Er wollte nicht mit allen auf einmal seinen Abschied feiern. Mit den Bauhof-Mitarbeiter gibt es beispielsweise ein gemeinsames Weißwurst-Essen und die Kindergärten und die Grundschule besucht er auch", sagt Steurer. Bezahlen werde Jengkofer das alles teilweise selber, teilweise verwende er dafür die ihm zustehenden anteiligen Verfügungsmittel.

"So klein wie möglich" will Kirchdorfs Bürgermeister Konrad Springer nach zwölf Jahren Amtszeit seinen Abschied begehen. Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, das schlicht zu gestalten. "Aber geredet wird über solche Anlässe immer", fügt er an. Die Amtskette wird er nach der ersten Gemeinderatssitzung des neu zusammen gesetzten Gremiums an seinen Nachfolger Uwe Gerlspeck übergeben. Für diese kleine Feier, mit der er organisatorisch nichts mehr zu tun habe, erhielt er bereits eine Einladung. Die neuen und alten Gemeinderäte werden an diesem Abend zu einem kleinen Stehempfang zusammen kommen, bei dem Kleinigkeiten serviert werden, die Kosten bewegen sich im Bereich von hundert Euro, vermutete Springer und die würden aus der Gemeindekasse bezahlt. Die Mitarbeiter aus der Verwaltung, "der engste Kreis, mit dem ich gut zusammen gearbeitet habe", lädt Springer - aus eigener Tasche - zum Essen ein.

Brigitte Niedermeier, die 18 Jahre lang als Bürgermeisterin der Freien Wähler in Attenkirchen mit den Gemeinderäten der CSU so manchen Kampf ausfocht, hat das gesamte Gremium nach der letzten Sitzung zum Essen eingeladen. Jetzt sind noch die Mitarbeiter der Gemeinde an der Reihe, die die scheidende Gemeindechefin ins Gasthaus zum Essen bittet, als letzte Gruppe gibt es für die Mitarbeiter der Verwaltung ein Abschiedsessen. Niedermeier zahlt alles selbst. Ob die Gemeinde noch einen offiziellen Abschied für ihre Bürgermeisterin plant, sei ihr im Moment nicht bekannt, sagt sie. Rainer Schneider, der scheidende Bürgermeister Neufahrns, wurde vom Gemeinderat bereits am vergangenen Dienstag verabschiedet - heute gibt es noch eine Zusammenkunft mit seinen Mitarbeitern im Rathaus - serviert werden belegte Brote.

Auch Landrat Michael Schwaiger wurde bereits bei der letzten Kreistagssitzung Anfang April in einer Laudatio von seiner Stellvertreterin Anita Meinelt gewürdigt. Danach wurden bei einem kleinen Abschiedsfest im Marstall Fingerfood und Getränke angeboten, berichtet Eva Dörpinghaus, Sprecherin des Landratsamtes. Am Mittwoch, seinem letzten Arbeitstag, lädt Michael Schwaiger nun um zwölf Uhr die Belegschaft des Landratsamt zu Leberkässemmeln und alkoholfreien Getränken ein. "Das ist der Rahmen, den er gewählt hat, um sich zu verabschieden", sagt Dörpinghaus.

© SZ vom 28.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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