Kinderbetreuung:Mehr als Singen und Basteln

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Die Stadt braucht Personal für die Tagesstätten. Neue Erzieherinnen begrüßt OB Eschenbacher persönlich

Kerstin Vogel

- Zur Begrüßung im Rathaus kam am Montag Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher höchstpersönlich vorbei: Er wollte den neuen Auszubildenden und Angestellten in den Kindertagesstätten der Stadt damit seine Wertschätzung ausdrücken, wie er erklärte. Schließlich handele es sich bei der Arbeit in der Kinderbetreuung "um einen der nachhaltigsten Berufe überhaupt". Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen würden sich um nicht weniger als um die nachfolgenden Generationen kümmern: "Und eine vernünftige pädagogische Betreuung besteht nicht nur aus ein bisschen Singen und Basteln."

Das jedoch ist das Dilemma in diesem Berufsstand: Die Anforderungen sind hoch - die Ausbildung zur Erzieherin etwa nimmt fünf Jahre in Anspruch - die Vergütung aber ist nicht wirklich angemessen, wie auch Referatsleiter Karl-Heinz Wimmer weiß. Mit 15 Kindertagesstätten sei die Stadt Freising der größte Träger im Umkreis, berichtete er am Montag. Erst im September habe man die Einrichtung an der Murstraße fertiggestellt, hinzukämen nun noch die Kinderkrippe an der Alleestraße und das neue Kinderhaus im Steinpark im Stadtteil Neustift. Hier ausreichend Personal zu finden, sei durchaus eine Herausforderung, so Wimmer: Aktuell sei das jedoch für alle Betreuungseinrichtungen der Stadt ganz gut gelungen. Allerdings habe man von den 20 Stellen für Auszubildende nur 14 vergeben können. Und: Nur ein einziger Mann sei darunter.

Insgesamt summiert sich das pädagogische Personal der Stadt auf 123 Menschen, das ist mehr als ein Sechstel aller städtischen Beschäftigten. Sie alle widmen sich der Erziehung, Bildung und Betreuung von etwa 900 Kindern zwischen einem und zehn Jahren, die in vier Kinderkrippen-, 32 Kindergarten- und sechs Kinderhortgruppen untergebracht sind. Geld steckt die Stadt jedoch nicht nur in Betrieb und Unterhalt der 15 eigenen Einrichtungen zur Kinderbetreuung, sie ist auch noch zuständig für den Gebäudeunterhalt von diversen freien Trägern sowie die generelle Förderung von 23 Einrichtungen freier Träger. Rund sechs Millionen Euro Defizit verursacht das laut Oberbürgermeister Eschenbacher alljährlich im Haushalt der Stadt Freising: "Tendenz steigend." Glücklich ist die Stadt Freising als großer Arbeitgeber im Bereich der Kinderbetreuung über die neue Fachakademie für Sozialpädagogik an der Freisinger Berufsschule, wie Wimmer sagte. Insgesamt 30 junge Frauen und zwei Männer werden diese Ausbildung in Freising 2014 als erste Absolventen abschließen.

Um einen Job brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, denn Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen werden nicht nur bei der Stadt Freising, sondern auch bei den anderen Trägern der Betreuungseinrichtungen gesucht. Ihnen hat die Stadt natürlich den Tarif des öffentlichen Dienstes voraus - und vielleicht auch etwas bessere Aufstiegschancen, wie Wimmer am Montag andeutete. Immerhin sind von den 123 Beschäftigten in diesem Bereich 15 als Leiterinnen und acht als stellvertretende Leiterinnen tätig. Außerdem kann die Stadt als großer Träger beispielsweise individuelle Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in vielfältigen Arbeitszeitmodellen bieten. "Wir können da schon an der einen oder anderen Stellschraube drehen", so Eschenbacher.

Trotzdem wolle die Stadt Freising bei der Suche nach Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen aber eigentlich weder mit anderen Trägern noch mit anderen Kommunen in Konkurrenz treten: Hier müsse sich gesamtgesellschaftlich etwas ändern, forderte der Oberbürgermeister: Es gelte schlicht, die Bedingungen und das Gehalt für pädagogisches Personal bundesweit zu verbessern.

Die neuen Mitarbeiter  der Freisinger Betreuungseinrichtungen sind am Montag von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (2. von rechts),  Elisabeth Pentenrieder-Giermann (rechts) und  Karl-Heinz Wimmer (4. von rechts) begrüßt worden. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 06.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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