"Jetzt red i":Botschaften vom Huberhof

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Die Nandlstädter schildern bei der Aufzeichnung der BR-Sendung, wo sie der Schuh drückt und was in Europa schief läuft - am Mittwoch wird die Sendung ausgestrahlt

Alexandra Vettori

- Der Visagist pudert noch schnell die Nase von Moderator Tilmann Schöberl nach, toupiert ein Löckchen, dann straffen sich Schöberls Schultern. Er tritt ins Rampenlicht und holt routiniert zur Begrüßung des Saalpublikums aus. Gesteckt voll ist der Huberhof in Airischwand an diesem Montagabend, denn das Fernsehen ist da, genauer gesagt das Dritte, das Bayerische Fernsehen, das hier, im hintersten Winkel des Landkreises Freising, die Dezemberausgabe von "Jetzt red i Europa" aufzeichnet. Im Huberhof ist schweres Gerät aufgefahren: Mehrere große Lastwagen steht dort, Scheinwerfer beleuchten pittoreske Details der Hausfassade und der Weihnachtsdeko. Auch drinnen im Saal herrscht gleißende Helligkeit, erzeugt von Dutzenden Lampen, die die Fernsehtechniker überall verteilt haben.

Diesmal hat sich die BR-Redaktion Nandlstadt ausgesucht, um nachzuforschen, wo den bayerischen Bürger der Schuh drückt. Und weil Nandlstadt keinen großen Veranstaltungssaal hat, ist Bürgermeister Jakob Hartl auf den Huberhof in Airischwand gekommen, der dem Geschmack der Fernsehredakteure dann auch auf Anhieb entsprach. Und so herrschte ein rechter Auftrieb an diesem regnerischen Montagabend. Auch Maria Hirn aus Nandlstadt ist hergekommen, das Thema Europa interessiere sie, und dass das Fernsehen da sei natürlich auch. Aber einen Redebeitrag, nein, lieber nicht, winkt sie ab, ebenso wie Tischnachbarin Anita Linseisen, "nein, ich sage nichts, wir sind einfach da, weil es uns interessiert."

Bis ins letzte Detail ist der Abend durchorganisiert, sogar die "Reserviert-Schilder" hat das Fernsehteam mitgebracht. Seit Sonntagabend sind an die 30 Leute des Bayerischen Rundfunks im Einsatz, haben Themen geordnet, Bestuhlungspläne entwickelt, meterweise Kabel verlegt, Lampen und Bildschirme aufgehängt, damit auch das Saalpublikum die Einspielungen mitverfolgen kann. Die Redaktion hat gleich in den sechs Gästezimmern des Huberhofs übernachtet, die Produktionsleute in der Nähe von Au.

Jetzt, gegen 18 Uhr, strömen die Nandlstädter in den Saal, während der Meister für Veranstaltungstechnik, Helmut Scharlach, letzte Tests durchführt. "Die Stehpulte werden immer nicht so gerne angenommen", erklärt Aufnahmeleiterin Martina Huber. Kein Wunder, sitzt man doch hinter den Studiogästen im hellsten Licht wie auf dem Präsentierteller und ist dauernd im Bild. Doch Martina Huber sorgt mit Charme und Härte dafür, dass sich auch diese Plätze füllen. Davor nehmen BR-Moderatorin Irmtraud Richardson und ihre Gäste Platz, Emilia Müller, bayerische Europaministerin, der griechische EU-Parlamentarier Dimitrios Droutsas und der Präsident des Bayerischen Bauernverbands, Walter Heidl.

Erster Redner ist Andreas Hofstetter, Gemeinderat aus Nandlstadt, der sich beklagt, dass Griechenland seine Steuern nicht besser eintreibt. Dimitrios Droutsas ist ein bisschen zerknirscht, wirbt aber um Verständnis. Alles werde seine Zeit dauern. Das nächste Thema ist dann schon die Landwirtschaft, es geht um den neuesten EU-Vorstoß, wonach mehr landwirtschaftliche Flächen stillgelegt werden sollen. Das stößt nicht nur dem fragenstellenden Andreas Sellmeyer sauer auf, sondern auch dem Bauernpräsidenten. Wenn schon Stilllegungen, sagt Heidl, dann ohne Einkommenseinbußen für die Landwirte.

Ein junger Mann lehnt derweil an einer Wand und schaut mit glänzenden Augen dem Treiben zu. Seinen Namen will er nicht sagen, er stamme aus der Nachbarschaft und habe beim Aufbau geholfen. "Mich hat' s halt interessiert, was die so an Technik dabei haben", erklärt er. Von der Technik wie von den Menschen im Filmteam ist der junge Mann sehr angetan: "Die sind echt nett, mit denen kann man gut arbeiten und du kannst einfach jeden fragen." Ausgestrahlt wird "Jetzt red i" aus Nandlstadt schon am heutigen Mittwoch, 19. Dezember, um 20.15 Uhr, im dritten Programm.

Moderator Tilmann Schöberl im Gespräch mit Andreas Hofstetter: Bei der Aufzeichnung der Sendung "Jetzt red i" auf dem Huberhof in Airischwand war die Meinung der Nandlstädter gefragt. Am heutigen Mittwoch sind ihre Beiträge und die Antworten der Politiker im Bayerischen Fernsehen zu sehen. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 19.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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