In Freising:Ökostrom ist Trumpf

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Der neue Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher will die Energiewende in der Stadt fortführen

Kerstin Vogel

Die Freisinger Stadtwerke werden weiter auf Windkraft setzen und zusätzliche Anteile an zwei Windparks in Neutz und Spremberg kaufen. Diese Pläne skizzierte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Montagabend bei der Mahnwache des Freisinger Bündnisses für den Atomausstieg (Büfa) auf dem Freisinger Marienplatz. Schon jetzt gehören den Stadtwerken Anteile an zwei Windkraftprojekten bei Domnitz in der Nähe von Halle und in der Oberpfalz - denn die Stadt Freising hat den geforderten Atomausstieg für sich bereits vollzogen, wie Eschenbacher in seiner Rede betonte.

Während auf Bundesebene aktuell wohl "der Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg" diskutiert werde, seien die Stadtwerke bereits bemüht, die Energiewende auf lokaler Ebene umzusetzen. Auf einen Antrag der Stadtratsfraktion der Grünen hin, sei der Verzicht auf Atomstrom in Freising schon vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossen worden, unterstrich der Oberbürgermeister. Er selber fühle sich auch als "nachfolgende Generation" von den Gefahren der Kernkraft bedroht, "schließlich habe ich noch mein halbes Leben vor mir".

Als Beitrag zum Atomausstieg habe die Stadt ihr Erzeugerportfolio verändert und setze nun auf erneuerbare Energien. Die städtischen Liegenschaften würden schon seit geraumer Zeit mit Ökostrom versorgt, zählte Eschenbacher weiter auf, gleiches gelte für das Uferlos-Festival in der Stadt, das heuer zudem unter das Motto "Nachhaltigkeit" gestellt worden sei. Was die Straßenbeleuchtung angehe, so teste man am Sperberweg gerade die neue LED-Technik - und zu dem Stadtentwicklungsplan, der in Arbeit sei, gehöre auch ein integriertes Energiekonzept, das einen großen Beitrag zur Energiewende erwarten lasse.

Endlich", so Eschenbacher weiter, liege der Stadt inzwischen außerdem der Energiebericht 2010 für Freising vor, in dem auch der Energieverbrauch der städtischen Liegenschaften genau untersucht worden sei. Zu den Ergebnissen gehöre, dass unter anderem der Verbrauch der Schulen sehr hoch sei, gleiches gelte für das Rathaus und den Asamkomplex. Hier sei nun Kreativität gefragt, um Abhilfe zu schaffen. Mit der Sanierung des Asamgebäudes komme natürlich auch ein gewaltiges Stück Arbeit auf die Stadt Freising zu. Der Energiebericht solle in den kommenden Jahren fortgeschrieben werden.

Generell aber müsste das Thema Energiewende in den Augen des Oberbürgermeisters mindestens "auf Landkreisebene gehoben werden" - ein Wunsch, den auch Büfa-Sprecher Andreas Henze hegt. Er bat Eschenbacher, sich als Vertreter der Stadt Freising auch auf überregionaler Ebene für die Energiewende einzusetzen und unter anderem darauf zu drängen "dass endlich erste Schritte für den Rückbau des Atomkraftwerks Isar 1 unternommen werden".

Der Oberbürgermeister wünschte sich umgekehrt, dass das Anti-Atombündnis das Thema im Bewusstsein der Bürger halte. Zwar sollte die Mahnwache am Montag die vorerst letzte sein, angesichts der Entwicklungen auf Bundesebene hoffe er jedoch, dass die engagierten Atomkraftgegner eine andere Möglichkeit fänden, weiter für das gemeinsame Ziel zu kämpfen. Eschenbacher: "Wir haben schon genug Müll, mit dem wir leben müssen, da muss nicht noch weiterer Atommüll dazu kommen."

Bei einem Büfa-Treffen am späten Montagabend entschieden die Mitglieder des Bündnisses nach kurzer Diskussion dann, die Mahnwachen tatsächlich weiter fortzusetzen. Das Thema Energiewende sei einfach "noch nicht durch", begründete Henze diese Entscheidung am Dienstag, deshalb wolle man auch an dem zuletzt monatlichen Turnus festhalten.

© SZ vom 06.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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