Im Streit um den Flughafenausbau:Punkten mit dem fehlenden Bedarf

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Gerichtliche Auseinandersetzung zur Startbahn beginnt am 20. März. Christian Magerl setzt auf neues Flugroutenurteil

Kerstin Vogel

Es klang zunächst ganz nett, doch am Ende hätte man sich bei Aufgemuckt wegen dieses Vorschlags fast noch richtig in die Haare bekommen: Alfred Schreiber hatte bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend zunächst spaßeshalber erklärt, dass die Sprecher des Aktionsbündnisses für ihren unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen die dritte Startbahn eigentlich "irgendwo ein Wellness-Wochenende" verdient hätten. Im Anschluss aber forderte er vollkommen ernsthaft, pro Sprecher einmalig eine Aufwandsentschädigung von 300 Euro zu bewilligen - und erntete einen Sturm des Protests, vor allem aus den Reihen der Attachinger.

Er engagiere sich mindestens genauso, empörte sich beispielsweise Ludwig Grüll - und auch für ihn sei der Protest gegen den Ausbau des Münchner Flughafens mit einigem Aufwand verbunden. Dass Einzelne nun für den Widerstand bezahlt werden sollten, sei für ihn nicht nachvollziehbar: "Wir sind doch ein Bündnis von Bürgerinitiativen im Kampf gegen die Sache." "Für euch geht es ja auch um die Wurscht", hielt Schreiber dem mit Blick auf die besondere Betroffenheit der Attachinger noch entgegen, seine weiteren Erklärungen dazu gingen jedoch in einem Sturm der Entrüstung unter. Abgestimmt wurde über die Frage einer Aufwandsentschädigung an diesem Abend dann nicht mehr.

Stattdessen wurde der Blick nach vorne gerichtet. Am 20. März beginnt die Gerichtsverhandlung zum Bau der dritten Startbahn im Amt für ländliche Entwicklung an der Infanteriestraße in München, wie Christine Margraf vom Bund Naturschutz informierte. Geplant sind zunächst insgesamt 14 Termine im Saal sowie ein zusätzlicher Außentermin. Zum Auftakt will Aufgemuckt auf jeden Fall eine Mahnwache vor dem Veranstaltungsgebäude abhalten, nähere Einzelheiten sind in Planung.

Eine Rolle spielen soll in der Verhandlung unter anderem das zuletzt in Berlin gefällte Flugroutenurteil, das den Grünen-Landtagsabgeordneten Christian Magerl nun "ein wenig neidvoll" in Richtung Bundeshauptstadt blicken lässt. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte im Januar eine umstrittene Flugroute des neuen Berliner Flughafens gekippt - weil die Behörden die Risiken nicht abgewogen hatten, die Überflüge eines atomaren Forschungsreaktors nahe dem Wannsee mit sich bringen würden. Magerl sieht hier durchaus Parallelen zum Münchner Flughafen, wie er sagte: So liege ein Warteraum für Flugzeuge, die ins Erdinger Moos wollten, genau über den Kernkraftwerken Isar 1 und 2 - diese Situation sei schon vergleichbar mit der in Berlin.

Daneben wollen die Startbahngegner vor Gericht vor allem mit dem in ihren Augen ganz klar fehlenden Bedarf für einen weiteren Flughafenausbau punkten. Im vergangenen Jahr seien am Münchner Flughafen 800 Flugbewegungen weniger gezählt worden als 2005, erinnerte Magerl. Der Bericht der Flughafenbetreiber für Januar 2013 weise sogar ein Minus von 8,3 Prozent aus - und auch bei den Passagierzahlen, die zuletzt noch gestiegen seien, gebe es nun ein Minus von 2,6 Prozent. Magerl: "Mir ist schleierhaft, wie da noch ein Ausbau zu rechtfertigen sein soll."

© SZ vom 21.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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