Haindlfing:Schlossallee oder Feldweg

Lesezeit: 2 min

Planungsausschuss vertagt Straßenausbau in dem Freisinger Ortsteil, weil die Bürger ihn für unnötig halten

Kerstin Vogel

- Diese Fragen werden die Freisinger Stadträte wohl noch einige Zeit lang verfolgen: Ab wann ist ein Straßenausbau notwendig - und müssen Straßen wirklich auch dann um jeden Preis ausgebaut werden, wenn die betroffenen Anlieger das gar nicht wollen? Ärger gibt es bei diesem Thema immer dann, wenn die Anwohner mitzahlen sollen. Die Beispiele Am Kirchenpoint in Achering und Asamstraße in Freising haben das zuletzt gezeigt - und jetzt haben sich auch die Bürger von Haindlfing auf die Hinterfüße gestellt, um ihre Wünsche beim geplanten Ausbau von Erlauer und Gartener Straße durchzusetzen. Erreicht haben sie am Mittwoch im Planungsausschuss des Stadtrats zumindest eine Vertagung der Problematik.

Wie schon in Achering und bei Teilen der Asamstraße würde es sich bei den Ausbauvorhaben in Haindlfing um eine "erstmalige endgültige Herstellung" handeln. Damit müsste nach dem Erschließungsbeitragsrecht abgerechnet werden - und das bedeutet, dass 90 Prozent der Ausbaukosten von den Anwohnern zu zahlen wären. Die aber wollen den Ausbau gar nicht, wie Ortssprecher Konrad Anneser im Ausschuss - unter zustimmendem Nicken von rund 20 Zuhörern aus dem Freisinger Ortsteil - unterstrich: "Wir brauchen keine andere Straße."

Die Experten in der Freisinger Stadtverwaltung sehen das anders. Sie bemängeln an den beiden Straßenzügen in Haindlfing, die als Haupterschließungsstraßen definiert sind, Schadstellen und fehlende Randeinfassungen. Es gebe keine ordnungsgemäße Entwässerung und auch keinen ordnungsgemäßen Straßenaufbau. Den beiden Fotos, mit denen Rüdiger Jürgens den schlechten Zustand der Straße dokumentieren wollte, setzte Anneser allerdings eine ganze Bilderserie entgegen - und demnach stellt sich die Lage in der Tat weit weniger dramatisch dar. Klar habe man Flickstellen wegen Kabelverlegungen oder anderer Spartenarbeiten, räumte Anneser ein. Wirklich schlimm sei es jedoch maximal auf 20 Metern. Wenn man diese "rausschneiden und neu machen" würde, seien die Straßen "für uns Haindlfinger top in Ordnung".

Vergeblich warb Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher dafür, wenigstens den Planungsauftrag für die beiden Straßenzüge zu vergeben. Um mehr gehe es doch zunächst gar nicht - und wenn man dann genau wisse, was gemacht werden müsse, könne man immer noch gemeinsam mit den Anwohnern entscheiden. Davon allerdings wollte vor allem Benno Zierer (FW) nichts wissen. Er hatte gleich zu Beginn vergeblich darum gebeten, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen, bis in Freising über die Zukunft der Beitragssatzungen entschieden sei, und blieb dabei: "Wenn wir heute den ersten Schritt machen, dann geht das auch weiter. Das ist der Einstieg in den Ausbau."

Auch Anneser warnte, mit dem Beschluss nun einen "Blankoscheck" auszustellen: "Damit könnte man dann die Schlossallee bauen oder einen Feldweg", unkte er. Planungsreferent Anton Frankl plädierte ebenfalls dafür, erst "rauszugehen und mit den Leuten zu reden und dann zu planen", während sein Fraktionskollege Florian Notter die ganze Diskussion als schwierig empfand: "In jeder zweiten Sitzung führen wir so einen Affentanz auf, wenn es um Straßenausbau geht", kritisierte er, irgendwo müsse doch auch gleiches Recht für alle gelten.

Notter sowie Helmut Priller (ÖDP) und Heino Pause (FW) stimmten deshalb auch gegen den Kompromissvorschlag von Oberbürgermeister Eschenbacher. Der hatte angeregt, doch einfach die ohnehin beschlossene Zustandserfassung für alle Freisinger Straßen abzuwarten und dann über die Lage in Haindlfing zu entscheiden. Die hierbei gesammelten Daten dürften im Frühjahr vorliegen - und eigentlich können die Stadträte nur hoffen, dass sich daraus dann einheitliche Kriterien für den Straßenausbau ableiten lassen. Denn bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend in Sünzhausen klang erneut an, dass die Bürger wenig Verständnis für Ausbauarbeiten haben, die ihrer Ansicht nach unnötig sind.

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: