"Freisinger Theatersommer":Beziehungsgeflechte

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Rolf Demmel führt in diesem Jahr auf dem Domberg Regie. Tragödien sind ihm zwar lieber, den Besuchern bietet er mit "Plaza Suite" dennoch eine Komödie

Von Birgit Goormann-Prugger

Die Domberg-Terrasse neben dem Gartenhaus ist im September Spielort für den "Kleinen Freisinger Theatersommer". Weil es da eigentlich schon Herbst ist, hat man natürlich auch ein Ausweichquartier. (Foto: Lukas Barth)

Persönlich neigt Rolf Demmel eigentlich eher zu Tragödien, sagt er selbst. Seine erste Regiearbeit für den kleinen "Freisinger Theatersommer" auf der Terrasse des Freisinger Dombergs wird dennoch eine Komödie sein, nämlich "Plaza Suite" von Neil Simon. Der bekannte amerikanische Komödienautor ist den meisten durch das verfilmte Stück "Ein seltsames Paar" vertraut. Premiere ist am 12. September.

Nach dem Abgang von Theatersommer-Regisseur Alexander Veit war die Stelle verwaist. 2012 übernahm Diethardt Lehrmann und für 2013 musste sich Maria Rieger, Beauftragte für Kulturmanagement und Bildungsmarketing im Kardinal-Döpfner-Haus, erneut auf die Suche begeben. Demmel, Jahrgang 1970, von Beruf Produktionsleiter beim Fernsehen, war 2012 bei der Aufführung des Stücks "Die begnadete Angst" beim Domberg-Theatersommer für die Technik zuständig. Das Theater ist sein Hobby, neben seinem Beruf "ein sehr intensives", wie er sagt, schließlich sei er schon seit 15 Jahren dem Weihenstephaner Theaterworkshop treu. Genauso lange absolviert er schon Jonglier- und Akrobatikauftritte - unter anderem beim Münchner Kino-Open-Air am Königsplatz.

Maria Riegers Frage, ob er als Theatermann denn nicht jemanden kenne, der eventuell die Regiearbeit auf dem Domberg übernehmen könne, konnte er beantworten und übernahm die Sache gleich selbst. "Wobei ich aufgrund meiner sonstigen Beschäftigung dazu sagen musste: ,Gerne, wenn sich sonst keiner findet'". Bei der Stückauswahl hatte er freie Hand und eigentlich nur die Vorgabe: Eine Komödie wäre mal wieder schön .

"Und wenn es ein Stück schafft, meine Phantasie zu beflügeln und Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, dann ist es für mich ein gutes Stück", erzählt Rolf Demmel. Bei "Plaza Suite" war das wohl der Fall. Handlungsort ist in diesem Fall New York und dort das Hotel Plaza, Zimmer 713. Drei zwischenmenschliche Szenen finden in dem selben Zimmer statt, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Ein Ehepaar feiert den 20. oder 21. Hochzeitstag, der im Verlauf der Szene immer stärker in den Hintergrund tritt. Ein Hollywood-Produzent trifft nach 15 Jahren seine mittlerweile verheiratete Jugendfreundin aus Jersey wieder und eine Braut schließt sich im Badezimmer der Suite ein, weil sie kurz vor der Hochzeit Angst vor der eigenen Courage bekommt.

Die Gäste der Plaza Suite begegnen sich nicht und kennen sich auch nicht und doch bilden sie eine gemeinsame Wegstrecke rückwärts durchs Eheleben ab. Neil Simon schildert die Ausschnitte des menschlichen Zusammenlebens mit Wortwitz und feinfühligem Humor. Das Stück stammt aus dem Jahr 1986, Demmel versetzt es ins Jahr 2013. "Aber das ist nur stellvertretend für die Zeit 1666, 1895, 1968 oder all die anderen Jahre, seit sich Menschen in Beziehungen zusammenfinden. Die Zeit spielt im menschlichen Verhalten bei Beziehungen positiver oder negativer Art keine große Rolle. So ist Neil Simon mit Plaza Suite nicht weniger aktuell als Molière mit seinem Menschenfeind oder Oscar Wilde mit Bunbury. Auch schreibt er nicht weniger schön", erklärt das Demmel.

Demmels Darsteller-Team - das frühere Domberg-Ensemble hat sich bekanntlich aufgelöst - fand sich folgendermaßen: "Ich habe herumgefragt bei allen, die ich im Freisinger Raum rund ums Laientheater kenne, und die Anzahl der Mitwirkenden hat dann auch die Stückauswahl beeinflusst. Dazu noch ein, zwei Bitten um Hilfe und zusammen mit den Mitarbeitern im Kardinal-Döpfner-Haus ergab sich so das Team, dessen Mitglied auch ich sein darf."

Am Freisinger Theatersommer selbst ist Rolf Demmel persönlich sehr interessiert. "Das Kardinal-Döpfner-Haus hat, auch wenn ich die vergangenen Stücke leider nur von Bildern und Erzählungen kenne, damit ein besonderes kulturelles Erlebnis geschaffen, das Freising vermissen würde, gäbe es das nicht mehr." Beste Voraussetzungen also für eine längerfristige Zusammenarbeit.

Und wie bringt Demmel die Theaterarbeit neben seinem Beruf zeitlich unter? "Manchmal schlecht und manchmal gut. Es gibt Leute in meinem Bekanntenkreis, die mich als Workaholic bezeichnen. Soweit würde ich selbst nicht gehen, aber es ist schon richtig, dass die Abende, an denen ich ruhig auf dem Sofa einen Film ansehe, ohne etwas anderes zusätzlich zu machen, selten sind. Der Rest ist Priorisierung. Ich muss mich bei den Schauspielern auch öfter mal entschuldigen, wenn etwas nicht fertig geworden ist, wie die Textbearbeitung, oder wenn ich auch mal zu spät komme." Für die Aufführungszeit nehme er sich auf jeden Fall Urlaub.

Die Freilicht-Aufführungstermine im September machen ihn übrigens nicht weiter nervös. "Ein mieser Juni oder Juli kann auch jederzeit einen tollen September nach sich ziehen. Der September kann abends auf jeden Fall noch so schön sommerlich und lau sein. Vielleicht braucht man bereits ab 21 Uhr eine Decke, wenn die Sonne weg ist". Und wenn es regnen sollte, zieht das Ensemble mit dem Publikum in die Korbinians-Klause im Kardinal-Döpfner-Haus, ein kleines Bierstüberl. "Da ist es schön gemütlich", verspricht Rieger.

Der Vorverkauf für den kleinen Freisinger Theatersommer läuft bereits bei der Touristinformation der Stadt Freising am Marienplatz, 0 81 61/5 44 41 11. Premiere ist am 12. September um 20 Uhr. Weitere Aufführungen finden statt am 13., 14., 19., 20. und 21. September, jeweils um 20 Uhr.

© SZ vom 08.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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