Freisinger Domberg:Die Zukunft des Dombergs

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Eva Bönig wünscht sich einen Shop auf dem Domberg _ wenn auch nicht so wie in Lourdes. Benno Zierer trauert der verpassten Auszeichnung als Weltkulturerbe nach. Freisings OB-Kandidaten beziehen Stellung zur Zusammenarbeit zwischen Stadt und der Kirche.

Kerstin Vogel

So ganz erfüllt hat sich der Wunsch von Monsignore Rainer Boeck am Mittwochabend nicht: Man sei hier "kein Mädchenpensionat" hatte er den Freisinger Oberbürgermeister-Kandidaten zu Beginn der Podiumsdiskussion auf dem Domberg versichert. Es dürfe daher ruhig kontrovers diskutiert werden, man sei das gewohnt. Doch vielleicht waren die Fragen, die den sieben Bewerbern dann präsentiert wurden, nicht so recht für eine Kontroverse geeignet - schließlich ging es überwiegend um die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Einrichtungen auf dem Domberg und die will natürlich jeder künftige Freisinger Oberbürgermeister auf die eine oder andere Art fortsetzen. Einig war man sich weitgehend, dass das Ensemble rund um den Dom baulich nicht groß verändert werden dürfe. Gäbe es keine finanziellen Zwänge, würden sich wohl auch alle Kandidaten um einen Aufzug auf den Domberg bemühen, denn dass dieser für gehbehinderte oder ältere Menschen mühsam zu erklimmen ist, steht außer Frage. Eva Bönig (SPD) ist zudem der "greislige" Parkplatz des Amtsgerichts ein Dorn im Auge und ihr fehlt eine Art "Shop" im Diözesanmuseum, auch wenn so etwas natürlich nicht ausarten dürfe "wie in Lourdes". Die Idee aus der neuen Innenstadtkonzeption, den Südhang des Dombergs durch eine Wegeverbindung für die Freisinger zu erschließen, würden auch alle Kandidaten im Fall ihrer Wahl weiterverfolgen. Der einzige, der sich jedoch auch eine Wohnbebauung unten an der Otto-Straße vorstellen könnte, ist Rudi Schwaiger (CSU). Selbst Daniel Wilke (Linke) erklärte, dass das Freiraumkonzept für den Domberg-Südhang eine Maßnahme aus der von ihm oft kritisierten Innenstadtkonzeption wäre, die er unterstützen würde. Er würde dort im Übrigen Hopfen anpflanzen, für "ein schönes Domberg-Bier", musste sich jedoch belehren lassen, dass die Hänge bereits für Weinbau reserviert seien. Helmut Priller (ÖDP) gab den Denkanstoß, dass man diese Flächen vielleicht auch für Photovoltaik ausnutzen könne. Benno Zierer (FW) nannte es bedauerlich, dass es nicht gelungen sei, den Freisinger Domberg als Weltkulturerbe aufnehmen zu lassen. Er kritisierte den aus den Sechziger Jahren stammenden Anbau an das Kardinal-Döpfner-Haus als "architektonische Sünde" und erklärte, dass man hier vielleicht Verbesserungen vornehmen könne. Sebastian Habermeyer, Architekt und Kandidat der Grünen, konterte, dass auch eine unpassend erscheinende Fassade eine bestimmte Zeit in der Geschichte spiegele und deshalb eine Daseinsberechtigung habe. Er regte eine "zumindest temporäre Überdachung des Dom-Innenhofes" für die Veranstaltungen dort an und erklärte, dass das Dach der Tiefgarage der "beste Platz für ein Café in Freising" wäre. Tobias Eschenbacher gab sich als einziger optimistisch, dass ein Aufzug auf den Domberg gar nicht so schwer zu realisieren wäre. Schließlich gebe es eben in der Tiefgarage bereits einen Schacht, den man nur tiefer graben müsse. Generell nannte Eschenbacher die Erschließung der Garage über den Domberg "einen Fehler", den man vielleicht aber noch korrigieren könne. Nach dieser erster Positionierung ging es in der Diskussion launig weiter - was allerdings in erster Linie dem großartig humorvoll agierenden Moderator in Person von Monsignore Boeck zu verdanken war. Mit in kleinen "FIFA-Kugeln" verpackten Zetteln wurden den Kandidaten weitere Fragen "zugelost", die zumindest in einer Hinsicht Erkenntnis brachten: Um eine Zusammenarbeit auch auf kulturellem Sektor muss es den Verantwortlichen auf dem Domberg nicht bange sein, egal, wer am Ende neuer Freisinger Oberbürgermeister wird. Eine bessere Vernetzung strebt beispielsweise Zierer an, Bönig könnte sich einen gemeinsamen Kultursommer von Domberg, Stadt und Weihenstephan vorstellen. Schwaiger brachte einen gemeinsamen "Kultur- oder Tourismusfonds" ins Gespräch und Wilke dachte an gemeinsame Bildungsveranstaltungen. Einen "Austausch in beide Richtungen " forderte Eschenbacher, während Priller auch die Zusammenarbeit mit Renovabis intensivieren würde. Unerfüllt blieb an diesem Abend der Wunsch von Habermeyer, auch über die dritte Startbahn und ihre Auswirkungen zu diskutieren. Zwar räumte Boeck ein, dass der Fluglärm für die Bildungsarbeit auf dem Domberg natürlich ein Thema sei. Die Abstimmung im Publikum, ob über den Flughafenausbau diskutiert werden solle, fiel jedoch ablehnend aus.

© SZ vom 10.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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