Restauranttester Rach in Freising:Wenn das Côte de Bœuf Angst macht

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Mit dem Lokal "La Petite France" hat sich Tanguy Doron viel vorgenommen. Doch der Laden läuft nicht. Jetzt bekommt der Wirt Hilfe von RTL-Restaurant-Retter Christian Rach.

Steffen Heinzelmann

Nein, wie in Frankreich fühlt sich Christian Rach hier gerade nicht. Null Urlaubsstimmung, kaum Romantik oder gar savoir vivre. Eben überhaupt nichts von einem kleinem Frankreich in Freising - dabei verspricht der Name des Restaurants genau das und nicht weniger: "La Petite France" steht draußen über der hohen Fensterfront. Rach sitzt drinnen an einem Tisch und zupft an einer Ecke der grünen Papiertischdecke, auf die ringsherum Olivenzweige gedruckt sind. Und grübelt. An diesem Wochenende will der Sternekoch und Kopf der RTL-Fernsehsendung "Rach, der Restauranttester" einen Traum retten. Den Lebenstraum des Monsieur Doron.

"La Petite France"-Wirt Tanguy Doron (links) und RTL-Restauranttester Christian Rach im Gespräch. Bis zum Sonntag soll die Verwandlung des Lokals vollbracht sein. (Foto: Katharina Jaksch)

Der Wirt des Restaurants ist Tanguy Doron, 42, geboren im zentralfranzösischen Städtchen Vendôme. Seit einem Jahrzehnt lebt er in Freising, hier führte er schon einen Kantinenbetrieb. In der Düwelstraße wollte er sich seinen Herzenswunsch erfüllen: ein eigenes, richtiges Restaurant. "Mein Ziel ist, dass ein Besuch für meine Gäste ist wie zwei Stunden Urlaub in Frankreich", beschreibt Doron. Und Rach daneben sieht sich um und schlägt wieder seine Stirn in Falten.

Vergangenen Dezember eröffnete Doron "La Petite France", in Hoffnung auf eine volle Gaststube. "Freising ist eine schöne Stadt, hier wohnen Menschen, die Ahnung haben von der Welt", erklärt er. Zu Ostern merkte er jedoch, dass etwas schieflief: Die klangvolle Speisekarte lockte zwar Stammgäste, jedoch zu wenige zum Überleben. Bis Ende des Jahres wollte Doron durchhalten - und dann bei ausbleibendem Erfolg schließen. Vor zwei Monaten bat er Rach um Hilfe.

Der Retter aus dem Fernsehen ist jetzt in Freising. Die Ärmel seine Hemdes hat Rach hochgekrempelt: Der Koch und TV-Held ist im Analysemodus. "Hier ist doch außer dem Besitzer überhaupt nichts stimmig", urteilt er an diesem Freitagmittag. Die Papiertischdecken mit Olivendruck, der Kachelboden und die lehmfarbenen Säulen - das alles sei ihm zu beliebig. "Bin ich beim Griechen, Spanier oder Italiener?", fragt Rach sich selbst und in den Raum hinein. Ruhig ist es im Restaurant, die Küche ist noch kalt. Helfer tragen Saucenschüsselchen dorthinein, Rachs Fernsehteam nimmt gerade eine Pause und hat die Kamera ausgestellt.

Angst vor Côte de Bœuf

Rach, 53 Jahre alt und seit 2005 als Restaurantverbesserer unterwegs, hat in vier Staffeln seiner beliebten Serie viel miterlebt. In Erinnerung bleibt ihm zum Beispiel eine Kneipe namens "Hexenhäuschen", wo Gäste mit Lasagne unter Sauce Hollandaise aus dem Pappkarton abgespeist wurden. Doch diesmal sorgt Christian Rach sich keineswegs um mangelnde Kochkünste oder schmutziges Geschirr. Er denkt nicht nur an den Magen.

Problem Nummer eins: die schlechte Lage des Restaurants. "La Petite France" liege abgelegen vom Zentrum, sagt Rach, mitten in einem Wohngebiet zwischen Altenheim und Realschule. Problem Nummer zwei: die fehlende Stimmung. Ein Weinregal neben der Treppe und ein Foto des Eiffelturms - das reiche nicht für französisches Flair, erklärt Rach. "Der Name ,La Petite France' - das ist doch ein Versprechen", sagt er.

Seit Dienstag ist Rach in der Stadt, bis Sonntag soll die Verwandlung vollbracht sein. Und wie? Da lässt sich Rach nicht gerne in die Töpfe gucken. Nur so viel verrät er: gerade werde über die Speisekarte beraten. Die müsse hier nach Freising passen und Gerichte wie "Côte de Bœuf" könnten Gäste auch abschrecken - aus Sorge, sich beim Bestellen des Ochsenkoteletts mit der Aussprache zu blamieren. "Herr Rach ist ehrlich und knallhart", sagt Doron. "Ich bin vielleicht für manches Problem hier schon blind."

Der Restauranttester ist anspruchsvoll, er wünscht sich Ideen und Mitarbeit der Wirte: Bei zwei Dritteln der Einsätze gelinge die Rettung, erklärt er. Klar, auch wegen des Werbeeffekts durchs Fernsehen. Er wolle aber auf Dauer etwas verbessern, sagt Rach. In zwei Tagen sei das "Petite France" wie verwandelt, verspricht er und kündigt lange Nächte für Doron und die Helfer an. "Ich will nicht nur Wirt, sondern ein guter Gastgeber sein, bei dem sich die Besucher wohlfühlen", beschreibt Doron seinen Traum. Und wenn RTL die Sendung Anfang 2011 ausstrahlt, hat er für einen Abend sogar mehr als fünf Millionen Gäste.

© SZ vom 04.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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