Experten versichern:Alles im Blick

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In Vötting beginnen in Kürze die Pumpversuche, um die Auswirkungen durch den Westtangenten-Bau abschätzen zu können

Von Kerstin Vogel

Das Projekt selber ist gigantisch - entsprechend aufwendig sind die Vorbereitungen, die für den Bau der Westtangente samt Tunnel in Vötting getroffen werden. In zwei Wochen beginnt an der Ecke Giggenhauser-/Mitterfeldstraße der groß angelegte Pumpversuch, mit dem die Experten ermitteln wollen, wie sich die in diesem Bereich notwendige Grundwasserabsenkung auf den Untergrund und die umliegenden Häuser auswirken könnte. Einmal mehr versicherte Referatsleiter Franz Piller, dass keinesfalls mit einstürzenden Gebäuden zu rechnen sei. Trotzdem habe die Stadt weit über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinaus versucht, die Risiken zu minimieren.

Zu den Maßnahmen, die genauen Aufschluss über mögliche Folgen der Eingriffe in das Grundwasser geben sollen, gehört der Pumpversuch mit den vier Brunnen, die in den vergangenen Wochen auf dem Kiesparkplatz an der Einmündung der Mitterfeldstraße in die Giggenhauser Straße gegraben worden sind. Die Bohrungen reichen 27 Meter tief in die Erde, ein derartiger Brunnen kann maximal acht Liter Wasser pro Sekunde fördern, wie Emanuel Birle vom Zentrum für Geotechnik der TU München am Dienstag bei einer Ortsbesichtigung erklärte.

Ziemlich genau hier liegt auch eine neuralgische Stelle in der Planung des Tunnels quer durch den Stadtteil Vötting: Dieser soll Richtung Norden - also die Mitterfeldstraße hinauf - 461 Meter weit in bergmännischer Bauweise gegraben werden. Richtung Süden, ins Moos, wird dagegen ein Verfahren gewählt, bei dem zunächst eine Art Trog gegraben und beidseitig mit Pfählen und Spundwänden abgesichert wird. Anschließend wird ein "Deckel" über die 213 Meter lange Röhre gelegt, der weitere Ausbau des Tunnels erfolgt unterirdisch.

Notwendig sind diese zwei verschiedenen Verfahren, weil der Untergrund im Moos im Süden der Giggenhauser Straße ein völlig anderer ist als auf der Nordseite im tertiären Hügelland. Die Moosböden sind sehr wasserdurchlässig, hier das Grundwasser absenken zu wollen, ist fast nicht möglich, weil es viel zu schnell wieder nachläuft. Also arbeiten die Ingenieure mit Spundwänden, die das Wasser zurückhalten. Damit es trotzdem abfließen kann, wird es unter der Sohle des Trogs durch sogenannte Düker hindurchgeleitet. Die Kiesböden im nördlichen Bereich halten das Wasser dagegen besser, weshalb man sich auf dieser Seite für die bergmännische Bauweise entschieden hat. Dafür wird das Grundwasser um bis zu acht Meter abgesenkt, wie Severin Hotop vom Ingenieurbüro Eder erklärte - von 30 Metern, wie in Vötting zwischenzeitlich kolportiert worden sei, könne jedoch keine Rede sein, stellte Referatsleiter Piller klar.

Die Pumpversuche, die in zwei Wochen beginnen, sollen den Experten nun einerseits helfen, die genauen Auswirkungen der Grundwasserabsenkung auf den Baugrund abzuschätzen. Die vier Brunnen werden dazu nacheinander in Betrieb genommen. Außerdem will man sehen, ob und wie die Gebäude im Umkreis von 200 Metern reagieren. Insgesamt 481 Höhenbolzen wurden deshalb an den Häusern angebracht. An ihnen werden sich laut Rainer Seidl (Vermessungsbüro Seidl) auch millimeterweise Veränderungen durch die Pumpversuche und später durch die Bauarbeiten ablesen lassen. 15 Messstellen im gesamten Untersuchungsgebiet liefern weitere Daten. Das Wasser aus den Brunnen wird in einem Rohr über die Mitterfeldstraße in ein Absatzbecken geleitet und fließt von dort durch einen Regenwasserkanal in die Moosach.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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