Ein echter Renner:Hausaufgabenheft in Street-Optik

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Vor 15 Jahren hatten fünf Schüler die Idee für ein Hausaufgabenheft, das auch was aushält. Jetzt ist das Produkt unangefochtener Marktführer in Freising.

Alexandra Vettori

- Jetzt gehen sie wieder über den Ladentisch wie warme Semmeln, die Freisinger Hausaufgabenhefte. DIN A 5-groß, in Street-Optik, ein Kalender für den Schulalltag, mit Platz für Hausaufgaben, Notizen, Info-Häppchen, Grüßen, und vor allem mit viel Platz für Schmierereien aller Art, wenn die Seele im Unterricht wandern geht. Solche Hausaufgabenhefte gibt es viele, doch der Schüler im Landkreis greift mehrheitlich zum Freisinger Hausaufgabenheft, dem unangefochtenen Marktführer in Freising und Umgebung. Die Idee zum Verkaufsschlager entstand vor 15 Jahren im Religionsunterricht am Josef-Hofmiller-Gymnasium. Weil ihre Hausaufgabenhefte mal wieder schon nach kurzer Zeit zerfielen, beschlossen fünf 16-jährige Burschen, ein eigenes Heft zu machen.

Eigentlich wollten sie nur einen Beschwerdebrief an den Verlag des damals gängigen Heftes schreiben, erinnert sich Thomas Sellmeir. Mittlerweile ist er 31 Jahre alt, hat eine Werbeagentur in Marzling und vertreibt noch heute das Freisinger Hausaufgabenheft, mittlerweile in einer Auflage von 7500 Stück. Weil damals Projekttage an der Schule anstanden, machten die Fünf ein eigenes Hausaufgabenheft für ihre Schule zum Projekt. Über 1000 Schüler, kalkulierten sie, da sollten sich 900 Stück verkaufen lassen. Weil der damalige Direktor Unterstützung versagte, leerten sie ihre Sparschweine. Ein einziger Lehrer sei von ihnen überzeugt gewesen, erinnert sich Sellmeir. Franz Vogl, heute Leiter des Neufahrner Gymnasiums, habe 200 Euro beigesteuert. Das Heft wurde ein Renner, binnen weniger Tage waren alle verkauft, sogar aus anderen Schulen kamen Anfragen.

1998/99 erschien das Freisinger Hausaufgabenheft deshalb in einer Auflage von 3500 Stück. "Wir sind von Händler zu Händler gelaufen, aber überall rausgeflogen", erinnert sich Sellmeir. Also sprachen sie sich mit Mitschülern ab, fragten in den Läden nach und bald meldeten sich die Händler von selbst. Auch die aktuelle Auflage 12/13 dürfte bald vergriffen sein. Ein Strahlen geht über Sellmeirs Gesicht, "da bin ich richtig stolz, dass sich etwas aus der Schulzeit so lange gehalten hat." Das Geld ist dabei nicht seine Triebkraft, gerade mal fünf Anzeigenkunden hat das drei Euro teure Heft. Wie wichtig den Freisinger Schülern ihr Heft ist, zeigt die Episode, als vor drei Jahren der Häftt-Verlag sein Münchner Hausaufgabenheft im Landkreis etablieren wollte. Kostenlos seien Kartons an den Schulen abgestellt worden, sagt Sellmeir. Doch die Schüler hätten die Restposten weggeworfen und weil auch Freisings Schreibwarenhändler sauer über die Gratis-Aktion waren, weigerten sich viele, das Münchner Heft zu verkaufen.

Dass Freisings Schüler Wert auf ihr eigenes Heft legen, mutmaßt der 31-Jährige, "kann daran liegen, dass sie stolz auf ihre Stadt sind, auf ein Lokalprodukt. Vielleicht liegt es aber auch an der Brücke, um die Freising und München gestritten haben." Sicher liegt es auch an den persönlichen Grüßen, die man vor dem Druck auf der Homepage einzelnen Tagen zuordnen kann. Es könnte aber auch an den Partys liegen, für die das Hausaufgabenheftes ebenfalls seit Jahren als Veranstalter steht: den Time Out Partys. Bis zu 1500 Teenager aus allen Schulen in Freising und Umgebung versammeln sich inzwischen zum Tanz in die Sommerferien. Den Anfang legten auch hier die fünf aufmüpfigen Jung-Organisatoren des JoHo: Weil die schulische Faschingsparty 1999 dort nicht mehr abgehalten werden durfte, veranstaltete das Team eine eigene, in einer Freisinger Diskothek, getreu dem Motto: "Wenn's die Schule nicht macht, macht's das Hausaufgabenheft."

© SZ vom 14.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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