Die Stadt und der SE Freising:Vertragspoker

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Der abgenutzte Kunstrasenplatz in der Savoyer Au ist längst nicht mehr bespielbar. Jetzt will ihn die Stadt für 350 000 Euro austauschen, den SE Freising aus seinem Nutzungsvertrag drängen und die Vergabe dann selbst regeln. Doch eigentlich dürfte der SEF die Anlage noch sieben Jahre lang kostenfrei nutzen.

Von Johann Kirchberger

Es ist der schlechteste Kunstrasenplatz weit und breit, wahrscheinlich sogar in ganz Bayern. Seit 1995 ist er in Betrieb und mittlerweile restlos abgenützt. Freiwillig will hier niemand spielen, die Vereine zahlen lieber hohe Benutzungsgebühren in Hallbergmoos oder Ismaning, als hier in der Savoyer Au zu trainieren. Denn Kunstrasen ist das schon lange keiner mehr, er gleicht eher einer geschliffenen Betonplatte. Nun soll dieses Spielfeld durch einen Belag "der neuesten Generation" ersetzt werden. Zumindest wird jetzt mit der Planung dafür begonnen, so hat es der Hauptausschuss am Montag beschlossen. Ob die dann auch verwirklicht wird, ist freilich noch nicht so ganz sicher.

Ausnahmsweise sind es diesmal nicht die Kosten - kalkuliert wird mit 350 000 Euro - die einer Sanierung im Wege stehen. Es ist die bestehende Vertragssituation. Seinerzeit nämlich trat der SE Freising als Bauherr der Anlage auf, bekam dafür einen Zuschuss des Bayerischen Landessportverbands (BLSV), ist für die Reinigung und den Winterdienst zuständig und hat dafür von der Stadt 25 Jahre lang das Recht eingeräumt bekommen, als Hausherr den Kunstrasenplatz für seine Mannschaften zu nutzen. An Werktagen steht der Platz bis 17 Uhr den Schulen und der Öffentlichkeit zur Verfügung. So gesehen dürfte der SE Freising noch sieben Jahre lang die Anlage kostenfrei nutzen, auch wenn die Stadt das Spielfeld jetzt erneuert.

Aus diesem Vertrag aber will die Stadt jetzt aussteigen, weil die anderen Freisinger Fußballvereine Ansprüche angemeldet haben. Die Stadt will den neuen Kunstrasenplatz selbst bezahlen, auf BLSV-Zuschüsse verzichten und dann selbst Trainings- und Spielzeiten gegen Gebühr vergeben. Insbesondere Hans Hölzl (FSM), Vorsitzender des BC Attaching, machte sich im Hauptausschuss dafür stark, die vertraglichen Vereinbarungen mit dem SEF neu zu regeln.

Er ging sogar so weit, den Kunstrasenplatz nicht zu bauen, wenn der SEF mit seinen allesamt in höheren Ligen spielenden Jugendmannschaften nicht freiwillig auf seine Vertragsrechte verzichte. Zusätzlich möchte Hölzl - "die Zeit der Privilegien ist vorbei" - den SEF dazu zwingen, auch auf das Fußballfeld auf dem Nusser-Areal zugunsten der SG Eichenfeld und des SC Freising zu verzichten, wenn die Lerchenfelder den neuen Trainingsplatz hinter dem Stadion Savoyer Au bekommen. Dieser Platz ist zwar seit drei Jahren fertig, aber wegen mangelhafter Ausführung immer noch nicht bespielbar. Doch auch die Nutzung des Nusser-Areals steht dem SEF eigentlich noch bis zum Jahr 2021 vertraglich zu.

Nach Aussage von OB Tobias Eschenbacher dürften die beiden Vereinbarungen allerdings nicht verquickt werden. Zudem habe der SEF längst signalisiert, das Nusser-Areal abzutreten, wenn er das neue Trainingsgelände endlich benutzen könne. Anders sehe das mit dem Kunstrasenfeld aus, da müsse noch verhandelt werden. Klar sei aber auch, so der OB, dass die Stadt einen Platzwart einstellen müsse, der den Winterdienst übernehme, wenn sie dem SEF die Platzvergabe entziehe.

Zweiter Bürgermeister Rudolf Schwaiger fand es nicht gut, den Verein derart unter Druck zu setzen und sogar damit zu drohen, die Sanierung nicht anzugehen, wenn er nicht auf seine Rechte verzichte. "Die Sanierung ist seit Jahren dringend notwendig, das ist unbestritten". Auch er sprach sich aber für Verhandlungen aus, sieht die Stadt wegen der bestehenden Verträge aber in der schlechteren Position.

Sportreferent Helmut Weinzierl sah das alles halb so dramatisch. Er würde es begrüßen, wenn alle Freisinger Fußballvereine etwas von dem Kunstrasenplatz hätten. Ein Vorteil für den SEF wäre es zudem, dass er sich bei einer Neuregelung auf "sein Geschäft" konzentrieren könne und sich nicht mehr um den Platz kümmern müsse. Weil das auch alle anderen Stadträte im Hauptausschuss so sahen, wurde der Bau des Kunstrasenplatzes beschlossen, mit dem Vorbehalt, dass es in irgendeiner Form zu einer vertraglichen Einigung mit dem SEF komme, ohne genau festzulegen, wie diese auszusehen habe. Zunächst wird nun die in Sachen Kunstrasen versierte Augsburger Firma "Eger & Partner" damit beauftragt, die vorhandene elastische Tragschicht gutachterlich auf ihre weitere Verwendung zu prüfen. Die nämlich soll aus Kostengründen möglichst nicht ausgetauscht werden. Mitte bis Ende Juli könnte dann nach Aussage von Tiefbauamtsleiter Franz Piller mit den Arbeiten begonnen und bis Ende September die Sanierung abgeschlossen werden. Zur Verminderung des Schmutzeintrags ist außerdem vorgesehen, die Grünfläche zwischen dem Spielfeld und der Umzäunung zu befestigen.

© SZ vom 24.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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