Das "Freisinger Ei":Zum Vernaschen

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Konditormeister Andreas Muschler hat ein essbares Souvenir erschaffen. Seit ein paar Tagen ist das Mitbringsel aus Schokolade im Handel und wartet auf Einheimische und Touristen

Maximilian Gerl

Man kennt diese üblichen Souvenirs ja zur Genüge, die man von seinen Reisen den Daheimgebliebenen mitbringt. Doch wie wäre es statt einem Glas, einem Bildband oder einem Stofftier mal mit etwas ausgefallenem, zum Beispiel einem Stadtporträt zum Naschen? Was kurios klingt, gibt es seit Freitag für alle Freising- Touristen zu kaufen: Das "Freisinger Ei" ist mit Symbolen der Domstadt verziert und dazu noch essbar - denn es besteht nur aus Schokolade.

Die Idee für das ungewöhnliche Mitbringsel kam dem 29-jährigen Konditormeister Andreas Muschler während seiner Lehrjahre in Wien, Paris und dem Elsass. "Als ich dort die Kunstwerke aus Schokolade sah, dachte ich mir, dass so etwas auch für Freising schön wäre", sagt er und führt in den hinteren Bereich seiner Konditorei an der Landshuter Straße. Dort sind in einem Nebenraum 75 Schokoladeneier aufgereiht, einige bereits in weißen Schachteln verpackt. Auf der Oberfläche sind reliefartige Strukturen zu erkennen, die wie von einem Steinmetz in einen Schoko-Block gehauen wirken: der Freisinger Mohr, der Freisinger Bär, daneben die beiden Türme des Doms, der Marienplatz samt Rathaus, Mariensäule und St. Georgs-Kirche sowie der Weihenstephaner Berg mit der Brauerei und Teilen des TU-Campus. "Diese Symbole stehen stellvertretend für das Freisinger Stadtbild", erklärt Muschler. Gemeinsam mit einem Grafiker entwarf er die Skulptur dreidimensional am Computer, das "war eine große Mühe, bis alles in die richtige Richtung ging." Anschließend fertigten sie mithilfe eines 3D-Druckers zwei halbseitige Gussformen aus Silikon. Dabei habe ihnen glücklicherweise sein Onkel geholfen: "Der ist Zahntechniker und kennt sich mit Silikon aus."

In 35 Minuten kann er maximal fünf Eier produzieren - wie, das führt Muschler gleich persönlich vor. Erst pinselt er die Innenseite der beiden Silikonhälften mit erhitzter Schokolade an und bindet sie dann mit einem Gummiband fest zusammen. Anschließend fügt er durch eine Öffnung ein wenig Schokolade zusätzlich hinzu, um die Seitenwände zu stabilisieren; das Ei selbst bleibt hohl. "Ein Freund meinte, ich solle es mit Nugat füllen", erzählt Muschler, aber dann müsse man ja zwei Wochen lang an der Kalorienbombe hinessen. Nach 15 Minuten in der Kühlung ist die Masse erkaltet. Muschler nimmt die Silikonform ab und bestreicht das Ei mit Kakaobutter und Kakaopulver - "schminken", wie er es nennt. "Dadurch treten die Konturen besser hervor." Und auch an die Freisinger Unternehmen habe er gedacht: "Ihr Logo kann mit einem Zuckerpapier auf dem Ei platziert werden." So hätten die Firmen die Möglichkeit, sich auf dem Souvenir zu präsentieren und für ihre Kunden ein personalisiertes Geschenk zu entwerfen.

Sogar Freisings Kulturreferent Hubert Hierl kommt aus dem Rathaus vorbei, um Muschlers Vorführung beizuwohnen. "Das ist ein schönes Gastgeschenk und ein innovativer Vorgang", zeigt er sich anschließend beeindruckt. Außerdem sei Schokolade ein nachwachsender Rohstoff, der einer Fair-Trade-Stadt wie Freising gut zu Gesicht stehe. Als ihm Muschler das soeben gefertigte Ei persönlich überreicht, ist Hierl kurz unschlüssig, was nun damit geschehen soll: Es daheim ins Regal stellen, es dem Bürgermeister überreichen - oder es lieber selber essen? "Das Ei schmeckt", garantiert Muschler, "es besteht aus belgischer Zartbitterschokolade."

Der Konditormeister will nun abwarten, wie der Verkauf seines Mitbringsels anläuft: Für 18,50 Euro sei es ab sofort in allen Filialen der Konditorei Muschler erhältlich. Sogar einen Werbefilm hat er produziert und auf der Videoplattform YouTube hochgeladen. Wenn das Freisinger Ei ein Erfolg wird, möchte er verschiedene Variationen davon kreieren. Für Weihnachten kann sich Muschler beispielsweise ein "Winter-Ei mit samtig-weißem Überzug und einer roten Schleife" vorstellen, auch mit weißer Schokolade habe er schon experimentiert. "Das ist alles ein bisschen ungewöhnlich", gibt er zu und lacht, "aber ich will halt was eigenes machen."

© SZ vom 16.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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