Claudia Roth spaziert durch Freising:Fast wie in Venedig

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Die Grünen-Bundesvorsitzende ist duchaus angetan von den Reizen Freisings - und den Ideen des OB-Kandidaten Habermeyer. Der könnte Bayerns erster grüner Oberbürgermeister werden.

Birgit Goormann-Prugger

FreisingBei Joseph Konrad von Schroffenberg musste Sebastian Habermeyer passen. "Wer ist denn dieser Herr?" , fragte Claudia Roth den OB-Kandidaten der Freisinger Grünen, als sie am Freitag bei ihrem gemeinsamen Stadtrundgang am Fürstendamm an der Büste des letzten Freisinger Fürstbischofs vorbei promenierten. "Ich bin da nicht so . . .", wich Habermeyer aus. "Bewandert", wollte er vielleicht noch hinzusetzen. Freisings Historiker werden Habermeyer nun möglicherweise nicht mehr wählen, doch Claudia Roth, dem Star der grünen Bundespolitik, war das gleich. "Es wird schon irgendjemand sein", sagte sie wohlwollend. Ansonsten war sie recht angetan von der "Kompetenz und dem stadtplanerischen Sachverstand" Habermeyers. "Er weiß, von was er spricht, und er könnte Bayerns erster grüner Oberbürgermeister werden". Der ganze grüne Bundesvorstand hoffe darum mit ihm, versicherte sie. Der Kandidat hatte die grüne Bundespolitikerin zu einem Stadtrundgang eingeladen, um ihr Freisings Schwachstellen, aber auch das große Potential zu erläutern. Vom Kriegerdenkmal ging es über den Fürstendamm und über die B11 durch die dunkle Unterführung auf die andere Seite der Bahnlinie und dann am Wertstoffhof vorbei in Richtung Luitpoldanlage und zurück in die Stadt zum Grünen-Infostand am Marienplatz. Habermeyer erläuterte dabei seine Vorstellungen von einem zentralen Erholungsgelände mit dem Titel "Isar-Luitpold-Moosachpark". An der Luitpoldanlage könnte sich Habermeyer beispielsweise einen Biergarten in der Nähe des Schleiferbachs vorstellen. Auch die Unterführungen und das betonerstarrte Gelände am Wertstoffhof könnte man aus stadtplanerischer Sicht "charmanter gestalten". Dass in der Enge der Unterführung zur Luitpoldanlage in der Volksfestzeit noch nie etwas passiert sei, wundere ihn sowieso, sagte er. Claudia Roth war das Freizeit- und Erholungspotential Freisings schnell ersichtlich. Besonders angetan war sie von den vielen Armen der Moosach und des Schleiferbachs. "Das ist ja wie in Venedig hier", sagte sie. Ein weiterer Kritikpunkt Habermeyers: In der Stadt würden immer noch viel zu viele Flächen als reine Abstellräume für Autos verschwendet, "und das Parkhaus an der B 11 ist nur zu 30 Prozent ausgelastet". Wenn man andererseits bei Abstellflächen für Radfahrer genauso großzügig verfahren würde, hätte man vor allem in der Innenstadt nicht mehr die Probleme zwischen Radfahrern und Fußgängern. Zurück am Infostand hielt Sebastian Habermeyer ein flammendes Plädoyer für den Widerstand gegen den Bau der dritten Startbahn. "Die Stadt verträgt diese Bahn nicht mehr", sagte er. Der Protest müsse mehr Öffentlichkeit bekommen, auch außerhalb der Landkreisgrenzen in München, am besten sogar in ganz Deutschland. Die Bürgerinitiativen müssten professionell unterstützt werden, mit Büroräumen und auch personell. Er schlage außerdem ein Treffen mit allen Bürgermeistern der Flughafengemeinden vor, um "einen Gesamtplan des Widerstands" zu entwickeln. Claudia Roth versicherte, die Grünen seien auf allen politischen Ebenen, nicht nur auf der kommunalen, gegen unnötige und für den Bürger schädliche Großprojekte dieser Art.

© SZ vom 17.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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