BRK-Fahrdienst:Hartes Geschäft

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Rotes Kreuz muss Service für Kranke und Behinderte möglicherweise einstellen. Schuld daran ist unter anderem die Konkurrenz durch private Anbieter

Petra Schnirch

Die Johanniter haben ihren Fahrdienst für kranke und behinderte Menschen im Landkreis Freising bereits Ende März eingestellt - und auch beim Bayerischen Roten Kreuz gibt es solche Überlegungen. Er hätte bereits zum 30. Juni einen Schlussstrich gezogen, sagte BRK-Geschäftsführer Albert Söhl. Allein "der sozialen Ader" des Kreisvorsitzenden Anton Neumaier sei es zu verdanken, dass dieser Schritt bisher nicht vollzogen worden sei. Bis Ende 2012 prüft das Rote Kreuz nun noch einmal die Zahlen, Mitte 2013 soll dann die Entscheidung fallen, ob und wie es weitergeht.

Das ist ein hartes Geschäft", der Fahrdienst sei nicht mehr wirtschaftlich, beklagte Söhl. Zuletzt sei man auf einem Defizit von etwa 50 000 Euro sitzen geblieben, erklärte er am Dienstagabend beim Sommergespräch von Florian Herrmann im Bräustüberl Weihenstephan, zu dem der CSU-Landtagsabgeordnete Vertreter der Rettungsdienste eingeladen hatte. Hauptproblem ist laut Söhl, dass das BRK überwiegend Kurzfahrten übernimmt - und die auch nur dann bekommt, wenn beispielsweise ein Gehbehinderter oder Rollstuhlfahrer mehrere Treppen überwinden muss. Das aber sei nicht kostendeckend, denn Wartezeiten im Krankenhaus und auch der Transport des Patienten bis zu seiner Wohnung würden nicht honoriert.

Diese Übergabezeiten seien einfach zu lang, das sei ihm zuvor auch nicht bewusst gewesen, gestand Söhl. Einfache Transporte und vor allem kostendeckende Langstreckenfahrten etwa zur Reha würden dagegen an private Anbieter, vor allem Taxiunternehmen, vergeben. Anders als das BRK seien diese immer allein unterwegs.

Seit dem Wegfall der Zivildienstleistenden seien die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Ein halbes Jahr lang will das Freisinger BRK nun noch beobachten, ob aktuelle Maßnahmen wie Umstrukturierungen beim Personal greifen. Wünschenswert wären laut Söhl aber ein Mix aus kürzeren und längeren Fahrten für das BRK und - wie in Erding - eine zentrale Vergabestelle. Diese sei beim Roten Kreuz angesiedelt, was die privaten Unternehmen zum Teil kritisierten. "Hier kann man aber immer einen Konsens finden", glaubt der Geschäftsführer. Schließlich sei das Rote Kreuz kein Taxiunternehmen. Krankenkassen, vor allem die AOK, sperrten sich aber aus Kostengründen dagegen, unkomplizierte Transporte dem Roten Kreuz zu überlassen. Im Krankenhaus richte man sich bereits danach.

600 bis 800 Fahrten übernehme das BRK pro Monat. Wenn die Rettungsorganisation ihren Fahrdienst einstellen müsse, werde es für die Kassen im Endeffekt teurer werden, warnte Söhl. Für schwierige Fahrten müsste dann ein Krankentransport angefordert werden - und die kosteten deutlich mehr. "Da ist der Wurm drin." Außerdem blieben die Schwächsten auf der Strecke. "Sie tun sich dann hart, einen Transport zu organisieren."

Der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) könne die Zivildienstleistenden nur zum Teil ersetzen, sagte Hubert Böck, Leiter des Rettungsdienstes. Die Bufdis seien oft noch sehr jung, einen Fahranfänger könne man aber nichts ans Steuer eines Krankenwagens setzen. Zudem seien viele Zivis anschließend dem Roten Kreuz treu geblieben, wie sich dies beim Bundesfreiwilligendienst entwickele, müsse man erst abwarten. Außerdem seien Bufdis für die Organisation deutlich teurer als Zivildienstleistende. Doch immerhin steigt das Interesse an dem neuen Angebot: Bisher habe man die Stellen nur mühsam besetzen können und deshalb auch Bewerber nur für ein halbes Jahr genommen, obwohl das nicht optimal sei, schilderte Söhl. Für September aber seien viele Anfragen gekommen, so dass nun sechs Stellen besetzt sind.

© SZ vom 30.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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