Bahn verspricht baldige Besserung:Erst neue Türen, dann neue Lifte

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Rollstuhlfahrer kommen nicht zu den Gleisen am Freisinger Bahnhof, weil die Aufzüge überaltert und verschlissen sind

Gudrun Regelein

Am 25. Oktober - so war es am Montag auf dem Schild an den Bahnhofsaufzügen zu lesen - sollen diese wieder funktionieren. Doch es wird wohl der 25. November werden, bis wirklich Abhilfe geschaffen ist. Was Reisende, die auf die Lifte angewiesen sind, wie Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen, bis dahin machen sollen, steht nirgends geschrieben. Sie haben nämlich keine Möglichkeit, ohne fremde Hilfe von der Unterführung zu den Bahnsteigen zu gelangen. Dass die beiden Aufzüge immer wieder ausfallen, ist nicht neu. Erst in der vergangenen Woche musste die Freisinger Feuerwehr anrücken, um eine Rollstuhlfahrerin aus einer misslichen Situation zu befreien. "Die Frau wollte zur S-Bahn, um nach München zu fahren", erzählt Kommandant Anton Frankl. Allerdings hatte sie keine Chance, von der Unterführung zum Bahnsteig zu kommen, da beide Lifte streikten. "Da ihr andere Reisende auch nicht halfen, rief sie bei der Bahn an. Dort wurde ihr gesagt, dass sie sich an die Feuerwehr wenden solle." Was nach einer halben Stunde Wartezeit und etlichen Telefonaten geschah: Zwei Feuerwehrmänner trugen die Münchnerin mit ihrem Rollstuhl auf den Bahnsteig. Wir helfen selbstverständlich gerne Menschen in Not", kommentiert Frankl den Vorfall. Allerdings seien diese Einsätze - bei denen die Feuerwehrmänner von ihrer Arbeitsstelle gerufen werden müssen - zu vermeiden, wenn die "Technik der Bahn in Ordnung wäre." Dass die Feuerwehr immer wieder alarmiert wird, um im Aufzug stecken gebliebene Menschen zu befreien, ist für Frankl nichts Neues. "Die von der Bahn beauftragte Sicherheitsfirma schafft es offensichtlich nicht, in der vereinbarten Zeit auf einen Notruf zu reagieren", sagt Frankl. Da müsse dann eben die Feuerwehr anrücken, um die Reisenden in den oft "massiv vollen" Aufzügen aus ihrer Zwangslage zu befreien. Einsätze, die übrigens die Bahn in Rechnung gestellt bekommt. Wie der Sprecher der Bahn, Franz Lindemair, sagte, sei es "extrem schwierig, kurzfristig etwas zu bewerkstelligen." Die Bahn sei sich des Problems mit den Aufzügen am Freisinger Bahnhof bewusst und bemühe sich um eine schnelle Lösung. Was im Fall der Lifte nicht leicht sei: Eine Prüfung durch Experten habe ergeben, dass aufgrund ihres Alters und des Verschleißes der Einbau neuer Aufzüge sinnvoll wäre. Allerdings dauere die Lieferung momentan besonders lang, da wegen des Projekts "Barrierefreie Bahn" Lifte Mangelware seien. "Das kann also bis ins nächste Jahr hinein dauern", sagte Lindemair am Montagvormittag, und: Die Bahn bemühe sich um einen schnelleren Liefertermin, ansonsten wäre eine provisorische Reparatur eine Option. Diese "Option" hatte sich am Montagnachmittag dann schon konkretisiert: Offenbar will die Bahn nun doch die defekten Türen austauschen lassen - allerdings müssen diese extra angefertigt werden - und das dauert sechs Wochen. Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt, begrüßt, das nun doch noch in diesem Jahr Abhilfe geschaffen werden soll. "Als Schul- und Universitätsstadt müssen wir auf eine zeitnahe Abhilfe drängen - ein Ausweichen auf Bahnhöfe mit funktionierenden Liften kann Pendlern wie Reisegästen nicht zugemutet werden", macht sie die Position der Stadt deutlich. Momentan können Reisende nur über den Flughafen oder über Neufahrn barrierefrei zur S-Bahn nach München gelangen. Diesen Umweg empfiehlt Lindemair betroffenen Reisenden, also Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten, Eltern mit Kinderwagen oder solchen, die mit schweren Gepäck unterwegs sind, in Kauf zu nehmen.

© SZ vom 11.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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