Festival:Altbewährtes und junge Hupfer

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Die Fraunhofer-Volksmusiktage bleiben sich im 24. Jahr auch unter der neuen Leitung treu

Von Franz Kotteder

Ganz so ist es ja nicht, dass die Volksmusiktage im Fraunhofer immer schon da gewesen wären. Aber sie sind immerhin schon fast so lange da wie ihre neuen Macherinnen. Seit 24 Jahren gibt es das Festival rund um Volksmusik und Bayern aus aller Welt im kleinen Fraunhofertheater mit seinen 86 Plätzen. Und die Programmmacherinnen, Stephanie Obermeier und Claudia Pichler, gibt es seit 31 und 29 Jahren. Da kann man natürlich schon Respekt bekommen, wenn man plötzlich für eine Institution zuständig ist, die fast so alt ist wie man selber.

Obermeier und Pichler geben das auch unumwunden zu. "Wir wollen auch gar nicht so viel ändern an den Volksmusiktagen", sagt Stephanie Obermeier, "da gibt es ja auch viele Programmpunkte, die liegen quasi eh schon fest." Klar, da gibt es heuer wieder den beliebten Tanzfrühschoppen mit den Wellbuam, diesmal am Sonntag, 11. Januar, der immer in Nullkommanix ausverkauft ist. Oder den anderen Frühschoppen mit dem Niederbayerischen Musikantenstammtisch (25. Januar), das Musikkabarett mit dem Zither Manä, diesmal mit Band (31. Januar) oder auch die Fraunhofer Saitenmusik gleich am zweiten Tag (4. Januar) sowie das Rudi-Zapf-Trio am 13. Januar. Obermeier findet das auch wunderbar, schließlich kommt sie ja selber aus der Volksmusikszene, spielt Cello in verschiedenen Formationen und war schon deshalb immer mal wieder im Fraunhofer-Publikum anzutreffen. Als sich dann herumsprach, dass die bisherigen Organisatoren Felix Gattinger und Martin Jonas aufhören wollten, kam sie mit Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier ins Gespräch. Bei dem hatte sich auch schon Claudia Pichler gemeldet. Die wiederum kam aus der Kabarett-Ecke, hatte ihre Abschlussarbeit als Studentin der Literaturwissenschaften über Gerhard Polt geschrieben und ein Buch über die Geschichte der Biermösl Blosn lektoriert. Die zwei, dachte sich Bachmaier, decken doch wunderbar beide Standbeine des Fraunhofertheaters ab, und er spannte sie also zusammen. Und somit waren Obermeier und Pichler, die sich vorher noch gar nicht gekannt hatten, seit Mai 2014 die neuen Programmverantwortlichen für die traditionsreiche Kleinkunstbühne, die in diesem Jahr schon ihr 40-jähriges Bestehen feiern kann. Schon wieder so ein geschichtsträchtiges Datum!

Das Schöne sei es, sagen die beiden, dass man die alten Hasen und den aussichtsreichen Nachwuchs zusammenspannen könne und das Publikum eigentlich immer so offen ist, dass es sich neben dem Altbewährten gerne auch Unbekanntes anschaut. Auch da gibt es in diesem Jahr wieder einige Entdeckungen zu machen. Etwa die NouWell Cousines (8. Januar), bestehend aus der nächsten Generation der Familie Well, die an der Musikhochschule studiert und zum Beispiel Volksmusik mit Klassik mixt, oder Oansno (15. Januar), ein Quartett, das sich von den Münchner Balkanauten abgespalten hat und sich zwischen Dreigesang, Balkan und Reggae bewegt. "Eine Plattform für den Nachwuchs" sollen die Volksmusiktage bleiben, findet Obermeier, "aber uns ist auch der Austausch mit anderen Volksmusikkulturen wichtig".

Natürlich geht es auch da niemals um die reine Lehre, auch anderswo in der Welt wird ja Volksmusik munter gemischt mit anderen popmusikalischen Elementen. Obermeier nennt zum Beispiel die Landstreichmusik (6. Februar) aus der Schweiz als eine dieser Gruppen. Ihr Repertoire besteht laut Programmheft aus "Musik, aufgelesen am Wegrand im Laufe von Jahrhunderten", und bei ihren Auftritten kann man auch so schöne Instrumente wie das Schwyzerörgeli kennenlernen. Einer der Höhepunkte dürfte auch das Konzert von Hudaki Village (6. Februar) sein. Die Kapelle stammt aus einem Bergdorf in den ukrainischen Karpaten und spielt eine wilde Tanzmusikmischung, für die sich auch schon einige Volksmusikpreise erhalten hat.

Einen solchen vergibt ja auch das Fraunhofer alle zwei Jahre, und 2015 ist es wieder soweit. Die Preisverleihung findet am 15. Februar im Wirtshaus statt. Die Preisträger stehen natürlich noch nicht fest, aber man kann schon mal verraten, dass sie im Programm der nächsten sechs Wochen versteckt sind. Karten gibt es für die allermeisten Veranstaltungen übrigens noch genug. Obermeier: "Oft gibt's auch noch was an der Abendkasse, weil Leute, die reserviert haben, nicht kommen."

Obermeier und Pichler aber arbeiten schon wieder an der Zeit danach. Auf die neuen "Gypsy-Jazz-Tage" freuen sie sich schon, sagt Claudia Pichler: "Eigentlich ist es erstaunlich, dass es so etwas in München bisher noch nicht gab." Zuvor kommt noch ein kleines Österreich-Festival Ende Februar, mit Kabarett und Musik vorwiegend aus Wien. Und dann wollen die beiden die Lesebühne "Stützen der Gesellschaft", die gut anläuft, etablieren und mit anderen Institutionen wie der Villa Waldberta oder dem Krimifestival zusammenarbeiten. "Da gibt es noch jede Menge Möglichkeiten", findet Pichler.

Fraunhofer-Volksmusiktage, 3. Januar bis 18. Februar, Fraunhoferstraße 9, komplettes Programm unter www.fraunhofertheater.de

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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