Fehlzeiten im öffentlichen Dienst:Chef, ich bleib' heute zu Hause

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Eine Studie der AOK belegt: Bedienstete der Stadt München sind weit häufiger krank als die des Freistaats oder anderer Kommunen.

Jan Bielicki

Die Beschäftigten der Stadt melden sich weit häufiger krank als ihre beim Freistaat oder in anderen Bundesländern angestellten Kollegen. Das geht aus einer Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Bayern hervor. Danach weisen die Stadtbediensten "überdurchschnittlich hohe Krankenausfallzeiten" aus - und zwar egal, ob sie Beamte, Angestellte oder Arbeiter sind.

So zählte die Krankenkasse bei städtischen Beamten um 28 Prozent, bei städtischen Arbeitern um 35 Prozent und bei städtischen Angestellten gar um 47 Prozent mehr Fehltage als in den entsprechenden Gruppen von Bediensteten des Freistaats.

Auch im Bundesvergleich ist der Krankenstand der immerhin 8143 bei der AOK versicherten und von der Studie erfassten Münchner Stadtbediensteten sehr hoch. Er lag im Jahr 2004 bei 7,0 Prozent. Das waren deutlich mehr als die 6,3 Prozent unter öffentlich Bediensteten in Bremen, 6,1 Prozent in Berlin, 5,4 Prozent in Hamburg und nur 5,2 Prozent im Branchenschnitt des gesamten Bundesgebietes.

Stadtverwaltung hat die meisten Krankmeldungen

Die AOK-Studie verzeichnet auch eine positive Entwicklung: Zwischen 2001 und 2004 ist die Zahl der Krankmeldungen in der Stadtverwaltung deutlich gesunken. Vor fünf Jahren lag der Krankenstand noch bei 7,8 Prozent. Sein Sinken auf nunmehr sieben Prozent liegt im bundesweiten Trend aller Krankenversicherten, sich weniger krank zu melden. Dennoch liegt er in der Stadtverwaltung immer noch um mehr als ein Drittel höher als im Branchenschnitt.

Das hat nach den Erkenntnissen der AOK-Diagnostiker mehrere Gründe. So liegt der Altersdurchschnitt der erfassten Stadtbeschäftigten bei 42,5 Jahren, also um vier Jahre über dem Schnitt aller 1,9 Millionen bei der AOK versicherten Arbeitnehmer in Bayern - und Ältere müssen meist häufiger zum Arzt als Jüngere. Außerdem beschäftigt die Stadt überdurchschnittlich viele Arbeiter in so genannten Schwerarbeitsberufen. Straßenkehrer, Müllmänner, Gartenarbeiter und Straßenbauer haben ein erhöhtes Risiko, sich zu verletzen oder krank zu werden.

So bleibt ein Stadtbeamter im Jahresschnitt seiner Arbeit knapp zwölf Tage wegen Krankheit fern, ein städtischer Arbeiter dagegen 25 Tage. Dazu leidet die Stadt unter dem allgemeinen Phänomen, dass Beschäftigte, die in Großunternehmen und in Ballungsräumen arbeiten, sich häufiger krank melden als ihre Kollegen, die in kleineren Betrieben und auf dem Land ihr Geld verdienen.

Schnupfen und Husten - typisch für städtische Mitarbeiter

Erkältungen und andere Atemwegserkrankungen sind nach wie vor die Hauptgründe dafür, dass Mitarbeiter der Stadt ihr Bett hüten. Schnupfen und Husten wüten in der Stadtverwaltung heftiger als sonst in der Branche. Das gleiche gilt für Kreuzschmerzen, Rheuma und andere Muskel- und Skeletterkrankungen. Große Sorge bereitet dem Personalreferat der Anteil von Verhaltensstörungen und psychischen Erkrankungen, der als "deutlich erhöht" gilt.

Personalreferent Thomas Böhle will den Krankenstand nun durch Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in der gesamten Stadtverwaltung senken. Dazu sollen Gesundheitsberatung am Arbeitsplatz und Angebote zur Vorsorge gehören, aber auch mehr Bemühen, das Wohlbefinden der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu stärken. "Wo wir solche Projekte gemacht haben, waren die Leute begeistert", heißt es im Personalreferat - und weniger oft krank.

© SZ vom 8.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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