Fan-Fest:Fußballparty unterm Zeltdach

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Schluss mit dem Gedränge: Weil der Fan-Park aus allen Nähten platzt, will die Stadt jetzt auch im Olympiastadion Großleinwände aufstellen.

Jan Bielicki

Es war nicht der Löwenzahn, der auf den Wiesenhängen des Olympiabergs blühte. Alles leuchtete gelb und grün rund um das Olympiastadion, weil das die Farben sind, in die sich Australiens und Brasiliens Fußballfans kleiden. Mehr als 35000 Besucher waren am Sonntag auf dem Fan-Fest, als die Nationalmannschaften beider Länder gegeneinander antraten.

(Foto: Foto: ff)

Zum zweiten Mal nach dem Eröffnungsspiel mussten die Ordner den anströmenden Massen wegen Überfüllung den Zugang auf das Olympiagelände versperren - allerdings nur für die Dauer des Spiels: Als auf der im See verankerten Leinwand etwas später Frankreich gegen Südkorea spielte, waren die Tore wieder offen und, so der städtische WM-Referent Reinhard Wieczorek, "der Andrang wieder im Normalbereich".

Dennoch will die Stadt ihre Riesen-Fußballparty im Olympiapark noch ausweiten und Platz für deutlich mehr als jene 35000 Fans machen, für die das Fest bisher ausgelegt ist. Drängen sich die feierwütigen Fußballanhänger bislang vor der See-Leinwand und einem Videowürfel vor der Schwimmhalle, sollen sie die Achtel-, Viertel- und Halbfinalspiele - und das Finale natürlich erst recht - zusätzlich auf einer oder mehreren Großleinwänden im Olympiastadion erleben dürfen.

Stadion schon am Wochenende offen

Die Stadt werde das Stadion wohl schon vom kommenden Wochenende an den Fans öffnen, kündigt Wieczorek an. So könnte der Fan-Park fast doppelt so viele Besucher aufnehmen wie bisher: "Das Olympiastadion wird unser Überlaufbecken", sagt Wieczorek.

Die Ausweitung des Fan-Festes wird möglich, weil der Weltfußballverband Fifa unter dem Druck der überschäumenden WM-Begeisterung in den deutschen Städten das Aufstellen zusätzlicher Leinwände zur Übertragung der Spiele freigegeben hat. Bestätigt durch den Andrang sieht sich der städtische WM-Vorbereiter Wieczorek: "Die Fan-Feste haben sich bundesweit unerwartet toll entwickelt", sagt Wieczorek mit hörbarem Stolz darauf, dass "wir in München das Konzept des Fan-Parks entscheidend angestoßen haben - wir haben damit den Nerv der Zeit getroffen".

Noch nicht sicher allerdings ist, ob und wie die Fans die Halbfinalspiele am 4. und 5. Juli auf Leinwänden im Olympiastadion miterleben können. Denn an diesen Tagen ist die Arena bereits für das Schülerfestival "Young & Free" gebucht.

(Foto: Foto: ff)

Bis zu 20000 Schüler aus ganz Bayern sollen dort Bands wie US5 oder Tic Tac Toe zuhören können. Daneben spielen Schülerbands - und auch sonst zeigen Schüler, was in ihnen steckt, sei es in Tanzvorführungen oder in Kunstprojekten. Und der Fußball soll auf dem laut Eigenwerbung "pädagogischen Woodstock" ebenfalls rollen: Mannschaften von Unter-13-Jährigen aus 14 Nationen werden ihre Mini-WM austragen.

Mehr Leinwände - ob in Stadion oder Park

Wie sich dieses - auch von Stadt und Freistaat unterstützte - Festival mit den städtischen Fußballfest-Plänen für das Olympiastadion verträgt, ist noch nicht ganz geklärt. "Wir verhandeln noch mit den Veranstaltern", sagt Wieczorek und will, falls er die Arena an den beiden Halbfinaltagen nicht öffnen kann, dann weitere Großleinwände an anderen Stellen des Olympiaparks aufstellen.

Allerdings rechnet Dieter Schneider, der Veranstalter des Schülerfestivals, nicht damit, dass sein Jungpublikum den Fußballfans ins Gehege kommt. Denn an beiden Tagen soll das Festivalprogramm um spätestens halb sieben Uhr abends enden. Die Halbfinalspiele beginnen erst um neun Uhr. "Da wird es kein Problem geben", ist sich Schneider sicher.

Auch für das Spiel Deutschlands gegen Ecuador am heutigen Dienstag sieht der städtische WM-Verantwortliche Wieczorek die Stadt gerüstet - obwohl das Fan-Fest da noch im bisherigen Rahmen und nicht im Olympiastadion steigen soll. Weil zur Anpfiffzeit um vier Uhr nachmittags viele Fans noch arbeiten, glaubt Wieczorek, dass sich der Ansturm "in bewältigbaren Rahmen halten wird" und die Ordner keine Besucher abweisen müssen.

Für alle Fälle hat die Stadt aber noch einmal aufgelistet, wo Fans sonst noch gemeinschaftlich mitfiebern dürfen. So passen 5000 Fußballbegeisterte vor die Leinwand in der Tollwood-Musik-Arena, 4000 in die Südkurve an der Donnersberger Brücke und weitere Tausende in die Biergärten, Kinos, Musikhallen, Kneipen und Clubs, in denen überall Fußball über die Bildschirme flimmert.

© SZ vom 20. Juni 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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