Ex-Agent:"Der BND war nicht hilfsbereit"

Richard Tomlinson, 37, erfuhr von den Attentaten kurz vor der Präsentation seines Insider-Reports "Das Zerwürfnis - ein ehemaliger MI 6-Agent packt aus" in München. Die SZ sprach mit ihm im Hotel Palace.

Elisabeth Höfl-Hielscher

SZ: Sie waren von 1991 bis 1995 Anti-Terror-Spezialist des britischen Auslandsgeheimdienstes. War ein Anschlag dieses Ausmaßes für Sie unvorstellbar?

Tomlinson: Nein, wir haben das oft diskutiert. Der MI 6 hat vor allem einen Gasangriff auf die Londoner U-Bahn befürchtet, wie das Sarin-Attentat von Tokio. Eine kleine Flasche biologischen Kampfmittels genügt, um Massen zu töten.

SZ: Reicht die Zusammenarbeit der internationalen Geheimdienste aus?

Tomlinson: Sie sind sehr unterschiedlich kooperativ. Die Schweiz ist es. Auch die Kontakte zum Irak sind gut. Wäre im Irak ein Anschlag geplant worden, hätte man davon erfahren. Mit dem BND haben wir oft gestritten. Wir wollten, dass er gegen die deutschen Firmen vorgeht, die einigen arabischen Staaten beim Bau von Fabrikanlagen für chemische Kampfstoffe halfen. Aber es hieß: "Wir können wegen der Bestimmungen nichts tun!"

SZ: Der Export war doch illegal, die Verantwortlichen bekamen Haftstrafen.

Tomlinson: Aber eine wirkliche Hilfsbereitschaft habe ich beim BND nie erlebt. Deshalb gab es viele Konflikte.

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