Eugen-Biser-Preis:Auszeichnung für Großmufti Ceric

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Für sein Engagement für den muslimisch-christlichen Dialog ist der umstrittene Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, mit dem Eugen-Biser-Preis geehrt worden.

Der Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, ist in München mit dem Eugen-Biser-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis würdigt das Engagement für den muslimisch-christlichen Dialog. Ceric hatte 2007 an einem offenen Brief muslimischer Gelehrter mitgewirkt - die Initiative verpflichtet Christen und Muslime zum interreligiösen Dialog unter Wahrung der eigenen Identität.

Mustafa Ceric ist nicht unumstritten - erst am Vortag der Preisverleihung wehrte er sich gegen Kritik an früheren Äußerungen zur Scharia (Foto: Foto: AP (Archiv))

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble lobte bei der Preisverleihung in der Hofkirche der Münchner Residenz Cerics Initiative. Der offene Brief sei nicht nur die erhoffte Antwort auf die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI, sondern ebenso eine Reaktion auf den Ruf vieler Menschen "nach einer Ortsbestimmung des Islam in einer Zeit der Umbrüche".

Gleichzeitig forderte Schäuble die Muslime Europas auf, ihr Glaubensverständnis zu modernisieren. "Dieser Prozess ist zentral für das Ankommen der Muslime in europäischen Gesellschaften", sagte er. Umgekehrt gelte, dass in Deutschland größere Anstrengungen unternommen werden müssten, um den Prozess des "Heimischwerdens" der Muslime hierzulande zu begleiten.

Ude: Islam darf nicht in Hinterhöfen gelebt werden

Neben Ceric wurden in München außerdem Prinz Ghazi bin Talal aus Jordanien und der Scheich Al-Habib Ali Al-Jifri aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Eugen-Biser-Preis geehrt. Auch sie hatten bei der Initiative für den muslimisch-christlichen Dialog mitgewirkt.

Oberbürgermeister Christian Ude sagte, die Preisträger hätten sich um den "Brückenbau zwischen Islam und Christentum" verdient gemacht. Außerdem betonte Ude, der Islam dürfe nicht in Hinterhöfen gelebt werden. Er plädierte dafür, dass Moscheen auch in deutschen Städten einen Platz haben.

Ceric hatte erst am Vortag einem Zeitungsbericht widersprochen, wonach er mehrfach die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, auch im Westen gefordert und für die "Islamisierung" Europas plädiert habe. Die deutsche Verfassung und die nationalen Gesetze seien "unverletzlich" und dürften nicht von islamischem Recht "tangiert" werden, sagte der islamische Theologe in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Sie hätten "absolute und einzige Gültigkeit."

Der Preis geht auf den katholischen Religionsphilosophen Eugen Biser zurück, der selbst als religiöser Brückenbauer gilt. Biser, am 6. Januar 1918 im Schwarzwald geboren, wurde 1946 zum Priester geweiht. Sein wissenschaftliches Werk umfasst etwa 100 Bücher.

© dpa/ddp-bay/ihe/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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