Eröffnung des neuen Postpalasts:Die Erotik der Kantine

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Wolfgang Nöth und Michael Käfer haben das einstige Postzustellamt an der Wredestraße zum Partytempel umgebaut. Die Schickeria ist von den Kurven angetan.

Michael Zirnstein

Um den Postpalast von den anderen Sälen seines Lebens zu unterscheiden, geht Wolfgang Nöth rasch ans Eingemachte: "Jede Halle hat ihre eigene Erotik", sagt der Haudegen. Mit der Schirmkappe und der von etlichen Gabelstaplerfahrten gezeichneten Jacke wirkt Nöth wieder einmal erfrischend raubauzig, zumal inmitten hunderter Kostüm-Damen und Krawatten-Herren - alles Veranstalter, Agenturvolk, Wirtschaftskunden, denen er seine neue Eroberung vorstellt.

Auch sie sind von den Kurven angetan: vom 52-Meter-Durchmesser des Rundbaus, von den Perlenketten, die von der gewaltigen Glaskuppel hängen, von den 3-D-Projektionen auf einem Ring aus Leinwänden. Und natürlich von den Artisten-Zwillingen, die kunstvoll in einer Acryl-Badehalbkugel pritscheln - wobei München das mit Dita von Teese schon erotischer erlebt hat.

Erotik fürs Nachtvolk

Den Sex-Appeal des edlen Postpalastes präzisiert Nöth auch nicht weiter, nur insofern, dass er ihm eine "Rock-Erotik" abspricht, wie sie sein Zenith in Freimann besitze. Für Mitbetreiber Michael Käfer liegt der Reiz des einstigen Post-Zustellamtes und -betriebsrestaurants an der Wredestraße vis à vis vom Circus Krone im "gebrauchten Charme". "Wenn man sich vorstellt, dass hier früher Pferdekutschen Briefe und Pakete abgeladen haben - also dieser Ort hat einfach was", schwärmt er. Otger Holleschek wiederum von "h+s Veranstaltungen", dem dritten Partner, lockt die Wandlungsfähigkeit des 2000 Gäste fassenden Rundbaus, aber "der Herr Nöth hat da sicher seine eigene Erotik".

Wenn drei sich eine Halle teilen, will jeder zum Zug kommen: Nöth wird sie für Konzerte verpachten (den ersten Auftritt hat der Flamenco-Gitarrist Ottmar Liebert am 30. Mai). Er sieht die Postkantine aber nicht als Ersatz für seine Verflossene, die bald abzureißende Georg-Elser-Doppelhalle (die würde er gern im Norden neu aufziehen - "wenn mir die Stadt hilft!").

Käfer hat sich das Catering-Recht gesichert. Und Holleschek und sein Partner Matthias Schlick zielen auf "Business-Events", von der Auto-Präsentation bis zur Modenschau. Am heutigen Samstag lassen sie hier allerdings eine ihrer legendären halböffentlichen (für alle, die es wissen) Hollescheck-Partys steigen: Erotik fürs Nachtvolk.

© SZ vom 26.04.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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