Ein halbes Jahr war die Stelle unbesetzt. Das ist bei der bayerischen Justiz ganz normal. Das spart dem Staat, der Richterstellen grundsätzlich ein paar Monate offen lässt, eine Menge Geld. Am 1. Juni hat nun aber Sabine Mittlmaier die Nachfolge von Gabriele Reichert angetreten. Mittlmaier wird als sogenannte "weitere aufsichtsführende Richterin" Amtsgerichtsdirektorin Ingrid Kaps und ihren Stellvertreter Stefan Priller bei der Verwaltung des Gerichts unterstützen. Priller ist nach der Pensionierung Reicherts zum stellvertretenden Leiter des Amtsgerichts ernannt worden, Mittlmaier übernimmt seinen Posten im Leitungsteam des Amtsgerichts Erding. "Ich habe ja das große Glück, nicht nur einen Stellevertreter zu haben", freute sich Kaps bei Mittlmaiers Vorstellung.
Die 49-Jährige ist seit 22 Jahren bei der bayerischen Justiz. Die gebürtige Münchnerin hat nach dem Jura-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Referendariat in München 1994 ihre Justiz-Laufbahn als Richterin für Strafsachen am Amtsgericht Ingolstadt begonnen. Zwei Jahre später wechselte sie als Staatsanwältin zur Staatsanwaltschaft München I, wo sie fünf Jahre lang in verschiedenen Abteilungen eingesetzt war. 2001 wurde sie wieder Richterin, nun am Amtsgericht München, wo sie zunächst ausschließlich für Mietstreitigkeiten und später für allgemeine Zivilsachen zuständig war. 2006 folgte ein Wechsel ans Amtsgericht Freising. Dort wurde sie Vorsitzende Richterin des Schöffengerichts und war von 2009 an Familienrichterin.
Durch ihre langjährige Tätigkeit in Freising ist der Wechsel nach Erding für sie keine allzu große Veränderung. Sie kennt bereits mehrere Richter-Kollegen und auch die meisten der Erdinger Rechtsanwälte. Und sie bleibt auch an ihrem neuen Arbeitsplatz bei ihrem letzten Rechtsgebiet, dem Familienrecht. Die Verhandlung von Scheidungen, Unterhalt- und Sorgerechtsstreitigkeiten liegen am Amtsgericht ganz in der Hand der Führungskräfte. Mittlmaier ist neben Direktorin Kaps und ihrem Stellvertreter Priller eine von drei Familienrichtern, die im Jahr zusammen etwa 800 Fälle bearbeiten.