Zertifizierung angestrebt:Mehr Schwung für den fairen Handel

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Die Stadt Erding möchte "Fairtrade-Town" werden und erfüllt die Voraussetzungen problemlos. Die Initiatoren wollen der Kampagne aber zu noch größerer Durchschlagskraft verhelfen

Von Antonia Steiger, Erding

Der faire Handel bekommt in Erding einen neuen Stellenwert: Wie der Stadtrat am Donnerstag beschlossen hat, strebt die Kreisstadt das Siegel "Fairtrade Town" an. Die Kriterien erfüllt sie, die Bewerbung soll Ende Juni fertig sein. Treibende Kraft ist der Verein Weltladen, der seit 2012 ein Geschäft in der Maurermeistergasse betreibt und seine Wurzeln in der evangelischen Kirche in Erding hat.

Mindestens acht Geschäfte muss es in Erding geben, die Fair-Trade-Produkte verkaufen, dazu mindestens vier Gastronomiebetriebe mit einem Fair-Trade-Angebot. Diese Forderung erfüllt die Stadt Erding mühelos, das erklärte Jürgen Bickhardt, Vorsitzender des Vereins Weltladen. Schon jetzt gebe es mindestens 17 Geschäfte. Bickhardt betonte jedoch "das Prozesshafte": Man gebe sich nicht zufrieden damit, dass die Kriterien erfüllt seien, man wolle vielmehr dem Vertrieb von Fair-Trade-Produkten zu noch viel größerem Erfolg verhelfen. Auch die Stadtverwaltung spielt dabei eine Rolle, aber auch hier ist ein Grundstein gelegt: OB Max Gotz (CSU) sagte, die Präsente, die er an Besucher verteile, beinhalteten schon jetzt Fair-Trade-Schokolade aus dem Weltladen. Und er habe auch durchgesetzt, dass in der Stadthalle Wasser ausgeschenkt werde, das nicht erst über die Alpen geschafft werden müsse. Die Bewegung hin zu einer Fairtrade Town ergreift darüber hinaus Kirchen und Schulen: So wird das Anne-Frank-Gymnasium laut der Lehrerin Petra Scheibe, die der Steuerungsgruppe angehört, demnach als "Fairtrade-School" zertifiziert, die Übergabe des Zertifikats ist für Montag, 22. Juni, geplant.

Um den Gedankten des fairen Handels in der Bevölkerung noch stärker zu verankern, holt die Steuerungsgruppe am Mittwoch, 24. Juni, interessierte Vereine, Initiativen und Unternehmen an einen Tisch, um die nächsten Schritte zu besprechen. Treffpunkt ist das Hotel Henry, dessen Geschäftsführerin Theresia Erhard wie auch die Fairtrade-Referentin Carina Bischke der Steuerungsgruppe angehört. Auf Seiten der Stadt Erding begleitet Günther Pech, Leiter des Stadtmarketing, den Prozess. Er kündigte an, dass die Unterlagen für die Bewerbung in einigen Wochen fertig sein könnten. Fünf Kriterien müssen nachgewiesen werden: ein Beschluss des Stadtrates, die Existenz einer Steuerungsgruppe, der Nachweis, dass Fair-Trade-Produkte in Erding erhältlich sind, der Nachweis, dass auch öffentliche Einrichtungen Produkte verwenden - und die Begleitung durch die Medien. Rückenwind für die Bewerbung kommt aus dem Stadtrat, alle Redner sprachen sich dafür aus.

Faire Produkte stammen ausschließlich aus Entwicklungsländern, die Produzenten bekommen für ihre Arbeit einen fairen Lohn, einher damit geht auch zwingend eine Verbesserung der Infrastruktur vor Ort. Fairer Handel sei die wirksamste Entwicklungshilfe überhaupt, sagte Bickhardt. Das habe erst kürzlich das Europäische Parlament festgestellt. Sowohl Bickhardt als auch Gotz sehen jedoch die teilweise sehr günstigen Preise für einige Produkte wie Rosen aus Afrika mit gemischten Gefühlen. Sie seien den niedrigen Transportkosten der Luftfracht geschuldet. In unmittelbarer Nachbarschaft des nach Expansion strebenden Münchner Flughafens ist das für manche nicht nur Grund zur Freude. Doch gibt es auch Produkte, die mit dem Schiff nach Europa gelangen: Kaffee, Bananen und Wein zum Beispiel. Insgesamt gibt es bereits 1400 Fairtrade Towns in 24 Ländern, eine davon ist die Stadt Freising - und das schon seit 2011.

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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