Wichtiger Baustein:Investition in den Hochwasserschutz

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Erdinger Stadtwehr nach umfassender Sanierung eingeweiht. Freistaat finanziert Projekt mit 2,8 Millionen Euro. Nun fehlt nur noch eine Fischtreppe, die bald folgen soll

Von Thomas Daller, Erding

Das wasserbauliche Wahrzeichen der Stadt Erding ist nach der grundlegenden Sanierung gestern eingeweiht worden. 2,8 Millionen Euro hat der Freistaat in das Stadtwehr und somit in den Hochwasserschutz investiert. Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf betonte bei der Veranstaltung, dass man auch die Ökologie dabei im Blick habe: Das Bauwerk soll noch um eine Fischtreppe erweitert werden.

Nach dem Junihochwasser 2013 hat Oberbürgermeister Max Gotz den Freistaat dazu bewegt, das Wehr zu sanieren, um den Hochwasserschutz der Stadt zu verbessern. Die 2,8 Millionen Euro, die dabei verbaut wurden, stammen aus dem Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus, für das bayernweit 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt wurden. "Das ist das größte wasserbauliche Programm, das je in Bayern aufgelegt wurde", sagte Scharf.

Bereits zur Zeit des 30-jährigen Krieges soll ein erstes Holzwehr in Erding erbaut worden sein. Das sanierte Wehr stammt aus dem Jahr 1940, nachdem der Vorläufer von einem Hochwasser zerstört wurde. Die letzte Sanierung erfolgte vor mehr als 20 Jahren, als das Stadtwehr noch Eigentum der Stadt Erding war. 2011 übernahm der Freistaat Bayern das Stadtwehr. Nach dieser Übernahme wurde das Bauwerk einer Inspektion unterzogen, bei der sich herausstellte, dass die Anlagetechnik in einem sehr desolaten Zustand ist. Die Technik wurde daher komplett erneuert, zwei neue Fischbauchklappen eingesetzt und ein ölhydraulischer Antrieb, der sich auch stromlos senken lässt. Das Tosbecken wurde erneuert und auch die maroden Ufermauern. Beide Wehrfelder funktionieren autark und die Stauwand wird im Winter geheizt und mit Luftsprudeln eisfrei gehalten. Das gewährleistet eine hohe Betriebssicherheit. Scharf sagte, man habe bei den Bauarbeiten auch Quartiere für die Mauersegler in den Ufermauern angelegt, und für Fledermäuse Kästen am Mittelpfeiler und in den Uferbäumen. Hinzu kommt nun noch eine Fischtreppe, deren Baukosten auf 500 000 bis 800 000 Euro veranschlagt wird. Dann ist auch eine biologische Durchgängigkeit gegeben.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit ist das Erdinger Stadtwehr saniert. Neben der Anlagentechnik wurden auch das Tosbecken und die Ufermauern erneuert. Das Stadtwehr ist ein geschichtsträchtiger Ort: Bereits im 30-jährigen Krieg soll hier ein Holzwehr errichtet worden sein. (Foto: Renate Schmidt)

Oberbürgermeister Gotz und Landrat Martin Bayerstorfer betonten in ihren Ansprachen, dass dieses Bauwerk ein Baustein im Hochwasserschutz sei und "dieser Solitär nicht reicht". "Wir müssen dafür sorgen, dass ein Hochwasser abgefedert wird, nicht nur hier, sondern auch woanders, wo das Gewässer anfängt", sagte Bayerstorfer. Man müsse eine Güterabwägung vornehmen und Flächen für den Hochwasserschutz zur Verfügung stellen, um auszugleichen, was durch Begradigungen im vergangenen Jahrhundert verloren gegangen sei.

Gotz wies auch auf die klimatischen Veränderungen hin, die sich auch auf Hochwasser auswirken würden. Man müsse die Bürger wachrütteln, "bis hin zu den Grundstücksbesitzern, damit diese zusammenhängende Aufgabe erkannt wird". Er werde mit "ekelhafter Penetranz dranbleiben". Man brauche einen bürgerschaftlichen Konsens, denn Hochwasser beginne und ende nicht an den Stadtgrenzen. Außerdem sei es wichtig, dass die Fischtreppe bald gebaut werde, damit man den Platz am Wehr wieder gestalten könne.

Umweltministerin Ulrike Scharf (Mitte) eröffnete stellvertretend für den Freistaat den Überweg über das sanierte Wehr. (Foto: renate schmidt)

Getrübt wurde die Freude über das sanierte Wehr allerdings durch Beschwerden von einigen Anwohnern, nach deren Auffassung es nun zu laut plätschert und rauscht. Ministerin Scharf äußerte Verständnis, obwohl sie auch darauf hinwies, wie herrlich man am Wasser lebe und wie schön es am Wehr im Frühling und Sommer sei. Auch ein Vertreter des Ingenieurbüros versprach, man werde sich mit dem Fallrohr beschäftigen und sehen, was man tun könne. Gotz hingegen vertrat den Standpunkt, dass dies ein Jammern auf hohem Niveau sei: "Wer ans Wasser zieht, muss mit Lärm rechnen."

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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