Wenigstens nicht giftig:Schwarzer Schlamm auf freiem Feld

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Die Wurzer Umwelt GmbH ist ein zertifizierter "Fachbetrieb für Umweltschutz, Entsorgung und Wiederverwertung". (Foto: Renate Schmidt)

Das Entsorgungsunternehmen Wurzer hat vorübergehend Gärreste in zwei großen Gruben gelagert

Von Florian Tempel, Erding

Franz Wurzer ist ein Entsorgungsprofi. Alle Arten von Abfall und Müll sind seit mehr als 25 Jahren sein Geschäft. Seine Unternehmensgruppe besteht aus mehreren Gesellschaften, die wichtigste ist die Wurzer Umwelt GmbH, ein zertifizierter "Fachbetrieb für Umweltschutz, Entsorgung und Wiederverwertung" mit mehr als 100 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp neun Millionen Euro. Auf der Homepage wirbt Wurzer mit "Kompetenz und Erfahrung". Und dann das: Gegen alle Vorschriften hat die Firma mehrere Kubikmeter schlammiger Gärreste aus ihrer Biogasanlage in offenen Gruben gelagert. Als die illegale Ablagerung im September entdeckt wurde, rückten das Wasserwirtschaftsamt, die Polizei und das Landratsamt an. In zwei 20 Meter langen, sieben Meter breiten und mit etwa drei Metern erstaunlich tiefen Gruben, waren metertief mit schwarzem Schlamm befüllt. Mittlerweile hat sich jedoch herausgestellt: Der Schlamm war nicht giftig.

Franz Wurzer räumt kleinlaut ein, "das war ein Fehler von uns". Mitarbeiter hätten ohne sein Wissen den Gärschlamm auf freiem Feld "zwischengelagert", weil an der Biogasanlage "irgendwas kaputt war". Das Feld sei eine ehemalige, wieder aufgefüllte Kiesgrube, die er schon vor Jahren von der Flughafengesellschaft gekauft habe. Seine Mitarbeiter hätten "es gut gemeint", aber "das war natürlich ein Schmarrn". Doch es sei ja nichts passiert. Der schwarze Schlamm sei nicht belastet gewesen. Und man habe ihn, auf Anweisung des Landratsamts auch gleich wieder aufs eigene Gelände zurücktransportiert.

Auf dem 200 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände nördlich von Eitting werden unter anderem Abfälle aus den Biotonnen in einer großen Biogasanlage verwertet. 3,6 Millionen Kilowattstunden Strom stellt Wurzers Anlage pro Jahr her und vermeidet damit 3000 Tonnen klimaschädliches Co₂. Aber in einer Biogasanlage bleibt immer auch eine ganze Menge übrig, eine dunkelbraune, schlammige Soße.

Die Gärreste sind kein Abfall, kein Müll, sondern ein nährstoffreiches Düngemittel, so wie Gülle aus Kuh- oder Schweineställen. Allerdings gibt es aus gutem Grund Vorschriften zur Lagerung der Gärreste. Bei der Lagerung - man kann ja nicht zu jeder Zeit die Äcker düngen - muss peinlich genau darauf geachtet werden, dass keine Sickersäfte ins Grundwasser gelangen können. Jeder Biogasanlagenbetreiber muss ausreichende und ordentlich gebaute Lagerkapazitäten haben.

In seiner Firma werden die Gärreste aus der Biogasanlage normalerweise getrocknet, sagt Franz Wurzer, bevor sie als Düngemittel auf Äcker gefahren werden. In diesem Fall hätte Mitarbeiter jedoch gedacht, es wäre eine gute Idee, den Schlamm ausnahmsweise in offenen Gruben unter freiem Himmel "zu entwässern".

Richard Müller, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts München, hat schon viel erlebt, "aber so etwas war mir bislang nicht bekannt". Als seine Mitarbeiter am 23. September ausrückten, um dem Hinweis eines anonymen Anrufers nachzugehen, hätten sie nicht schlecht gestaunt. Auf einem Feld unweit neben der Flughafentangente Ost auf Höhe, fanden sie die zwei große Gruben. Daneben stand ein Raupenbagger mit der Aufschrift der Firma Wurzer. Als die Leute vom Wasserwirtschaftsamt noch völlig verdutzt dastanden und sich fragten, was denn das für ein Schmodder sei, kam schon ein Wurzer-Lastwagen, sagt Müller, um die nächste Fuhre schwarzen Schlamms abzukippen. Die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts ließen das nicht zu. Sie verständigten das Landratsamt, die für alle Abfall- und Entsorgungsangelegenheiten zuständige Behörde, und riefen die Polizei an den Fundort. Dann nahmen sie Proben des Schlamms, um ihn im Landesamt für Umwelt analysieren zu lassen. "Die Proben sind intensiv untersucht worden", sagt Müller, auf alle Arten von Schadstoffen. Das Ergebnis: Der Schlamm war nicht giftig.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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