Auf dem Tisch des Oberbürgermeisters stapelt sich Papier, es gibt viel zu tun trotz Ferienzeit. Doch am Donnerstagabend nahm sich der wichtigste Politiker Erdings Zeit für ein ausführliches Loblied außer der Reihe. Max Gotz (CSU) schaute auf das Objekt der Begierde in seiner Hand, das er kurz darauf preisen würde, dann in die Runde, die sich in seinem Büro im Halbkreis versammelt hatte und sagte: "wunderschön (...) würdig (...) schön (...) außerordentlich schön (...) zum Zungenschnalzen (...) sehr schön (...) ein schöner Farbtupfer (...) hochwertig." Gotz sagte außerdem, und grinste dabei besonders breit: "Wirklich pfundig!"
Der Eindruck drängte sich auf: Ihm gefällt dieser neue Krug für das 75. Erdinger Herbstfest.
Es sei nicht einfach gewesen, das kleinteilige Motiv auf 400 Krüge zu drucken, erklärte der damit beauftragte Thorsten Neidlein. Als müsse er erklären, dass es Sammler 14,50 Euro kostet, wenn sie von Freitag an einen Krug im Rathaus erwerben wollen. Das Motiv war am Donnerstag keine Überraschung mehr - es fährt ja bereits auf Stadtbussen durch Erding. Es zeigt ein Gemälde von Franz Xaver Stahl, bunte Ballons vor blauem Himmel, und eine Pferdekutsche. Pferde, erklärte Heike Kronseder, die Leiterin des Stahl-Museums, waren die Lieblingstiere des Tiermalers, der wiederum ein Liebhaber des Erdinger Herbstfests gewesen sei. Stahl entwarf 1949 das Plakat für das erste Herbstfest nach dem Krieg. Kronseder will am 6. September Stahls Bilder mit Volksfestmotiven in einem eigenen Raum ausstellen.
Toll, sagte Gotz: Jeder könne nun "einen echten Stahl zu Hause" haben. Und: Pferde seien ja ein besonders geeignetes Motiv, kein Scherz, weil sie selbst gerne Bier tränken - das gilt als altes Hausmittel. Doch dann verabschiedete sich der OB, den Krug stellte er erst mal beiseite. Bis er ihn am Freitag wieder zur Hand nimmt, muss der Papierstapel auf seinem Schreibtisch ja noch etwas kleiner werden.