Von München nach Erding:Die Ökumene in der Wiege

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Roland Fritsch ist Erdings vierter evangelischer Pfarrer. Er scheut die Arbeit in der Diaspora nicht - und will den Dialog mit anderen Religionsgemeinden intensivieren

Von Regina Bluhme

Leicht zerzaust liegt ein Plüschtier vor dem Arbeitszimmer im Haus von Pfarrer Fritsch. Gerade hat der Hund noch damit gespielt, aber vor dem Besuch ist er schnell geflohen. Im Gegensatz zur getigerten Katze, die sich interessiert umsieht. "Die beiden kommen ganz gut miteinander aus", sagt der Pfarrer. Hund und Katze friedlich unter einem Dach - ein wenig erinnert das Bild an die Ökumene, an den Dialog zwischen den Kirchen. Also an die Aufgabe, die sich Fritsch zu Herzen genommen hat: den Austausch zwischen katholischer und evangelischer Kirche sowie orthodoxen und islamischen Gläubigen.

Roland Fritsch, 50, Brille mit feinem Goldrand, weißes Hemd, Jeans, sitzt in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Er hat viel zu tun. Seit 1. Juli ist er Erdings vierter evangelischer Pfarrer. Fritsch ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und war zuletzt in München-Kleinhadern tätig. Zu seinen Pfarrsprengeln gehören Moosinning, Oberding, Eitting , Berglern, Fraunberg und Bockhorn sowie drei Seniorenheime. Die Ökumene ist dem neuen evangelischen Pfarrer von Erding sozusagen in die Wiege gelegt worden. Mit einer evangelischen Mutter und einem katholischen Vater ist er in Neumarkt in der Oberpfalz aufgewachsen. Er ist evangelisch getauft, "aber mit meiner Nenn-Oma habe ich auch Maiandachten besucht", sagt der Seelsorger: "Mir ist also die katholische Tradition selbstverständlich vertraut."

Bereits als Teenager habe für ihn festgestanden, "dass der Weg des Priesters der richtige ist", erzählt Fritsch. Vor dem Studium hat er ein Jahr lang ein Praktikum in einem Altenpflegeheim absolviert. "Davon profitiere ich heute noch." Überhaupt sollten alle jungen Leute vor dem Studium "in der Praxis mit Menschen zu tun haben."

Nach der Ordination 1997 war Fritsch zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Hessen tätig. "Ein langes Wort, ich weiß", lacht er fast entschuldigend. In Bensheim im Süden von Hessen war die orthodoxe Theologie Thema seiner Promotion. Seither hat Fritsch auch immer wieder kleinere Lehraufträge im Fach Ostkirchenkunde an Hochschulen und Universitäten übernommen.

1999 führte ihn sein Weg als Gemeindepfarrer nach Vohburg, in die Nähe von Ingolstadt. "Es war eine extreme Diaspora", erinnert sich Fritsch. Auch in den neuen Erdinger Pfarrsprengeln stellt die evangelische Kirche wieder die Minderheit, es ist keine leichte Aufgabe, die ihn erwartet. Aber das müsse kein Nachteil sein, findet er: "Hier hat man die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren." Vor allem setzt Pfarrer Fritsch auf die Ökumene. "Ich finde, dass hier vieles schon sehr gut läuft". Er habe bereits Kontakt aufgenommen mit dem Taize-Kreis, "es gibt hier auch einen jungen ökumenischen Kreis", sagt er. Mit seinen katholischen Kollegen will er demnächst Gespräche führen.

Im Arbeitszimmer von Roland Fritsch hängen mehrere Ikonen an der Wand. Sie zeigen zum Beispiel die drei Kirchenväter in buntem Gewand oder die Taufe Jesu. Fritsch gefällt die Art der Darstellung: "Ich finde, eine Ikone betrachtet und bewundert man nicht nur, sie regt einen zum Beten an." Für ihn gehöre zur Ökumene eben nicht nur der Dialog zwischen katholischen und evangelischen Christen, sondern auch der Austausch mit "der dritten großen Kirchenfamilie", den Orthodoxen, sowie den islamischen Gläubigen, betont Roland Fritsch.

Die letzten fünf Jahre sei er als Pfarrer in München-Kleinhadern vor allem mit Verwaltungsarbeiten beschäftigt gewesen - nun wolle er sich wieder auf die seelsorgerische Arbeit konzentrieren, erklärt Fritsch. Zu seinen neuen Aufgaben werden auch Gottesdienste in Erding, Forstern und Hörlkofen gehören. Er freue sich auf seine neue Aufgabe, betont er. Die Gottesdienstbesucher dürfen sich auf eine geschulte Stimme freuen. Er hat früher Gesangsstunden genommen, verrät er am Ende des Gesprächs. Das Singen ist sein großes Hobby.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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