Verbesserter Status:Erding wird Oberzentrum

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Ganz oben angekommen? Das Erdinger Rathaus steht nun wieder auf einer Stufe mit dem der altehrwürdigen Bischofsstadt Freising. (Foto: Bauersachs)

Die Große Kreisstadt Erding wird zum Oberzentrum hochgestuft und zieht mit Freising gleich. Die Gemeinde Taufkirchen bildet fortan mit der Stadt Dorfen ein gemeinsames Mittelzentrum

Von Florian Tempel, Erding

Die Große Kreisstadt Erding wird aufgewertet: Sie steigt zu einem sogenannten Oberzentrum auf und zieht damit in ihrer Bedeutung mit Freising gleich. Auch im Osten des Landkreises ändert sich etwas. Die Gemeinde Taufkirchen bildet fortan zusammen mit der Stadt Dorfen ein gemeinsames Mittelzentrum.

Als im Herbst 2012 das neue Landesentwicklungsprogramm (LEP) festgelegt wurde, waren der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz und der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter (beide CSU) höchst unzufrieden. Gotz wurmte es gewaltig, dass seine Stadt nicht wie Freising zum Oberzentrum ernannt worden war. Erding sollte wie gehabt Mittelzentrum bleiben und damit auf einer Stufe mit Dorfen und Markt Schwaben stehen. Das könne und dürfe nicht sein, wetterte Gotz: Wenn Freising ein Oberzentrum sein soll, dann müsse auch Erding eines sein. Auch Hofstetter sah seine Gemeinde als Verlierer des neuen LEP. Denn die Kommunen-Hierarchie ist nicht nur eine Etikettierung, sondern hat bei landes- und regionalplanerischen Entscheidungen einiges Gewicht. In der Pressemappe des bayerischen Finanz- und Heimatministeriums zu den Neueinteilungen heißt es: "Konkret bedeutet eine Aufstufung für die betreffenden Orte folgende Vorteile: bessere Chancen bei der Vergabe von mittel- und oberzentralen Einrichtungen wie Gymnasien, Krankenhäusern, Gerichten oder Finanzämtern". Und weiter: "Mittel- und Oberzentren haben auch weitere Vorteile bei der Ansiedlung von Einzelhandelsunternehmen. Möbel- oder Baumärkte sind zum Beispiel nur in Mittel- oder Oberzentren zulässig."

Neben Erding und Taufkirchen waren in Bayern noch 54 andere Kommunen so unzufrieden gewesen. Das Finanz- und Heimatministerium gab deshalb 2014 ein neues Gutachten in Auftrag, das nun alle Wünsche erfüllt. Alle Städte und Gemeinden, die sich beschwert hatten, zu unbedeutend eingeteilt worden zu sein, wurden erhört und erhöht. OB Gotz war am Donnerstag ziemlich gut gelaunt: "Ich freue mich schon auch ganz persönlich." In den vergangenen Jahren habe er "zig Briefe geschrieben" und "im Hintergrund" viele Gespräche geführt, damit seine Stadt den ihr gebührenden Status erhalte.

Gotz hatte immer eine Gleichbehandlung mit Freising im Blick. Er habe dabei aber nie gegen die Einstufung Freisings als Oberzentrum argumentiert, sagt Gotz, sondern sich "immer auf die Erdinger Situation fokussiert". Beim nun nachgebesserten LEP hatte die in vielem mit Erding vergleichbare Nachbarstadt Freising nur aufgrund fragwürdiger Zahlen besser abgeschnitten. So wurden zum Beispiel kurzerhand alle Arbeitsplätze am Münchner Flughafen Freising zugerechnet. Ohne die Flughafen-Jobs steht Freising aber, was Arbeitsplätze angeht, kaum besser dar als Erding. Die Stadt Erding hatte vor vier Jahren noch ein weiteres, damals durchaus entscheidendes Manko: Ein Oberzentrum sollte einen Regionalbahnanschluss haben. Erding ist zwar immer noch lediglich Endstation einer S-Bahnlinie. Dass die Planungen für den Erdinger Ringschluss zum Flughafen seitdem Gestalt angenommen haben, war nunmehr ein Punkt, der nicht mehr außen vor gelassen werden konnte.

Bürgermeister Hofstetter war von der Entscheidung, Taufkirchen werde "ein Teil des Mittelzentrums Dorfen" zunächst sehr überrascht. Das hört sich doch ein bisschen wie eine Eingemeindung an. So ist es aber nicht gemeint: In gemeinsamen Mittelzentren soll vielmehr die oft beschworene, aber häufig noch recht unterentwickelte "interkommunalen Zusammenarbeit" über Gemeindegrenzen hinweg gefördert werden.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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