Thema des Forscherpreises:"Die Rottmanner von Rottmann"

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Der bayerische Landwirt und Jurist Simon Rottmanner (1740-1813) gilt durch sein Fachbuch als Ahnherr der Forstwissenschaft. (Foto: Public Domain)

Eine Familiengeschichte aus dem Erdinger Land, die über 1000 Jahre geht und viele berühmte Personen umfasst

"Die Rottmanner von Rottmann" ist die mehr als tausend Jahre lange Geschichte einer Familie, die aus einem Bauernhof bei Hörlkofen stammt. Eine Familie, die seit mehr als 1000 Jahren ihre Ehepartner aus den Familien der größeren umlegenden Bauernhöfe aussuchten und ihre Töchter und Söhne im ganzen Erdinger Land und weit darüber hinaus verheiraten, wie der Hobby-Historiker Günter Fischer heraus gefunden hat. Dafür hat der 78-Jährige vom Historischen Verein Erding den Forscherpreis 2017 erhalten.

Aus der Familie sind einige berühmte Personen hervorgegangen, zum Beispiel der Begründer der Forstwissenschaft in Bayern, Simon Rottmanner, der Komponist Eduard Rottmanner und der Benediktiner Odilo Rottmanner. Der heutige große Einödhof steht inmitten Felder und Wälder östlich von Hörlkofen in der Gemeinde Wörth. Nur eine ungeteerte Straße führt daran vorbei, wie Fischer in seiner Abhandlung schreibt. Natürlich heißt die Straße "Rottmanner Straße". Vom früheren Glanz ist heute nicht mehr viel zu sehen, einige Gebäude sind verfallen, nur das Haupthaus steht unter Denkmalschutz und wurde vor ein paar Jahren neu aufgebaut. Heute ist alles im Besitz der Kinder von Anneliese Huber und ihres 2013 verstorbenen Mann Josef Huber, der überraschend als nichteheliches Kind des Rottmanners Ludwig Mittermeier 1968 alles erbte. In den 1990-er Jahren sollte auf den zum Hof gehörigen Fluren einmal eine Golfanlage entstehen, aber aus den Plänen wurde nichts.

Der Name Rottmann wird nach Günter Fischer zum ersten Mal in den Jahren 981/994 in den Freisinger Traditionen erwähnt, in einem Grundstücksübereignungsverzeichnis. Viele illustre Nachkommen tauchen in den Jahrhunderten danach auf. Wohl am bekanntesten ist Simon Rottmanner (1740 bis 1813). Der Bauernsohn erwarb den akademischen Grad eines Lizenziaten der Rechte, wurde Hofratsadvokat in München und als Verwalter der zahlreichen Güter von Max V. Graf von Preysing schrieb er auf fast 700 Seiten das Fachbuch "Nothwendige Kenntnisse und Erläuterungen des Forst- und Jagdwesens". Die Entstehung der Fachdisziplin Fortswissenschaft wird heute auf Simon Rottmanner zurück geführt.

Otto Rottmanner (1841 bis 1907) wurde als Bibliothekar, Theologe und Stiftsprediger Benediktinerabtei St. Bonifaz berühmt. Seine Predigten wurden sogar als Buch verfasst und sogar Mitglieder aus dem Königshaus kamen zu ihm zur Beichte. Ebenfalls in Erinnerung blieben die Werke von Eduard Rottmanner (1809 bis 1843). Schon mit acht Jahren komponierte er seine ersten Musikstücke. Sein bekanntestes Stück, die Rottmanner-Pastorallitanei wird bis heute jährlich am Dreikönigstag in der Bürgersaalkirche in der Neuhauser Straße in München aufgeführt, wo er Organist war. Die ersten drei Kirchenbänke sind bis heute für Mitglieder der Familie Rottmann reserviert, wie Günter Fischer sagt. Was viele nicht wissen: wo heute die weltbekannte Schumanns Bar ist, war früher das Rottmanner Café. Geführt von Johann Rottmanner (1793 bis 1869). In dem Café am Odeonsplatz 6 trafen sich Professoren und Studenten, aber auch Lola Montez verkehrte dort.

Sogar mit der Süddeutschen Zeitung ist die Familie im weitesten Sinne verbandelt. Josefine Rottmanner (1830 bis 18729 heiratete 1848 Julius Knorr. Eigentümer und Herausgeber der "Münchner Neuesten Nachrichten", dem Vorläufer der SZ.

Auch der Sohn des Cafbesitzers Max (1842 bis 1892) hat Spuren hinterlassen. 1862 berieten in seiner Wohnung 23 Personen aus dem Bürgertum über die Gründung einer Kreditgenossenschaft. Später entstand daraus die heutige Münchner Bank eG, das älteste existierende genossenschaftliche Kreditinstitut Bayerns.

Die 150 Seiten umfassende Arbeit von Günter Fischer ist als Dokumentationsschrift beim Historischen Verein erschienen und kann im Museum Erding, dem Franz Xaver Stahl Museum, im Stadtinformationsbüro, beim Historischen Verein und bei der Vereinsvorsitzenden Heike Schmidt-Kronseder ( heike.kronseder@t-online.de) für zehn Euro erworben werden (Versandgebühr 1,45 Euro).

© SZ vom 29.12.2017 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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