The Living:"Da sind unsere Wurzeln"

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Das übergeordnete Ziel im Blick: Die Band The Living würden gerne irgendwann von ihrer Musik leben können. Derzeit haben sie weder Label noch Agentur, dafür seit Kurzem einen Manager. (Foto: privat)

Die Band aus dem Landkreis Erding hat gerade eben erst den Newcomer Contest Bayern gewonnen, an diesem Samstag spielen die fünf Musiker beim Sonic Music Festival in Erding - ein Heimspiel

Von Max Ferstl, Erding

Sie haben vor mehr als 2 000 Menschen in der Würzburger Posthalle gespielt. Die Stimmung war mindestens so gut wie das Buffet und die Konkurrenz, die vergangenen Samstag beim Newcomer Contest Bayern gegeneinander antraten. Der Abend hatte sich für die fünf Musiker bereits gelohnt, bevor sich Max Giesinger, der nationale Gewinner, auf die Bühne stellte und den Sieger ausrief: The Living. Gitarrist Simon Holzinger dachte nur: "Wow."

Die Band aus dem Landkreis Erding darf nun im nächsten Jahr nach Kanada reisen und auf dem Festival "Envol et Macadam" in Québec auftreten. 10 000 Euro ist das Paket wert. "Es wird wohl nicht unser Durchbruch in Kanada", vermutet Holzinger. Aber "wahnsinnig cool" sei die Geschichte trotzdem. Ziemlich cool dürfte es für ihn und seine Bandkollegen schon an diesem Samstagabend werden, auch wenn die Anreise vergleichsweise kurz ausfällt. The Living wird beim Sonic Music Festival (Beginn: 18 Uhr) in Erding auftreten. Ein Heimspiel.

"Da sind unsere Wurzeln", sagt Holzinger. Andererseits: "Wir sind jetzt noch nicht sehr groß." Die Band ist vielmehr noch dabei zu wachsen. Schritt für Schritt hat sie sich über die Landkreisgrenzen hinaus geschoben, seit sie 2014 den Sprungbrettwettbewerb in München gewann. Einen Contest für junge Bands aus dem Münchner Umland. The Living als Sieger durfte sich deshalb ein Jahr lang Münchner Band des Jahres nennen. So fing alles an.

Anschließend spielte die Indie-Band weit mehr als 100 Konzerte, trat in verschiedensten Clubs und bei Festivals auf. 2016 erschien ihre zweite CD: Open Stories. Auch unternahmen sie eine große Tour, schrieben Clubs und Bars in ganz Deutschland an. "Dann sind wir einfach losgefahren", sagte damals Sänger Karlo Röding. Im selben Jahr bekam The Living den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung. Der Sieg beim Newcomer Contest am vergangenen Wochenende ist auch eine Bestätigung, dass sich die Musiker auf einem hohen Level etabliert haben. "Da entscheiden viele bayerische Musikgrößen", sagt Holzinger. Vertreter von Labels, Konzert-Veranstalter, Journalisten vom Fach waren vor Ort.

Der ein oder andere dürfte sich den Namen The Living notiert haben. "Es geht viel um Bekanntheit und Kontakte", sagt Holzinger. Noch hat die Band kein Label oder eine Agentur, die Konzerte organisiert. "Komplett independent", nennt das Holzinger, die fünf Musiker sind also unabhängig. Andererseits hat es im Musikgeschäft auch Vorteile, ein wenig Unabhängigkeit zu opfern. Ein Label etwa könnte wichtige finanzielle Unterstützung leisten und die Band bekannter machen, Stichwort: Reichweite. Eine wichtige Voraussetzung, wenn es mit dem übergeordneten Ziel irgendwann klappen soll: von der Musik leben zu können. "Wenn ein cooles Angebot kommt, würden wir nicht Nein sagen. Auch wenn wir auf keinen Fall einen Schnellschuss machen würden", sagt Holzinger. Grundsätzlich sieht er die Band auf dem richtigen Weg, auch wenn am Ende immer das Glück dazugehöre. Er findet: "Wir sind in den letzten Jahren deutlich professioneller geworden."

Das Equipment passt mittlerweile nicht mehr in einen VW-Bus, ohne Anhänger geht nichts. "Dafür können wir - wenn es sein muss - alles in 20 Minuten aufbauen. Das war früher undenkbar." Im kommenden Frühjahr wird The Living eine neue CD veröffentlichen. Auch da werde man die Entwicklung hören, glaubt Holzinger. Sie hätten sich mehr Zeit gelassen, klarere Ideen entwickelt, mit Produzenten gearbeitet. Seit Kurzem hilft ein Freund, quasi als Manager, der Band, das Wesentliche zu organisieren. Ein weiterer Schritt. Ein notwendiger Schritt.

Die Organisation dürfte in nächster Zeit immer wichtiger werden. Katrin Röding (Schlagzeug) und Simon Holzinger studieren noch, sind aber als Studenten mittlerweile in der Unterzahl. Bassist Johannes Würzberg und dessen Schwester Katharina (Keyboard) sind im Sommer mit dem Studium fertig geworden, Sänger Karlo arbeitet schon seit einiger Zeit. Holzinger sagt: "Im Studium kann man sich die Zeit besser einteilen. Es ist einfacher, auf Tour zu gehen."

Eine Tour nach Erding ins Sonic lässt sich vergleichsweise leicht organisieren. Dort spielen neben The Living und Nachwuchsmusikern aus der Region bekannte Bands wie die Demograffics (Hip-Hop) oder Schafe & Wölfe (Indie). "Ein cooles Programm", findet Holzinger. "Das Sonic ist einfach eine Institution."

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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