Spirituelles Seminar:Sieben Tage in diffusem Licht

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Eine spirituelle Vereinigung veranstaltet ein Seminar in der Erdinger Stadthalle. Ein Sektenbeauftragter äußert sich skeptisch.

Matthias Vogel

Noch bis zum morgigen Sonntag finden in der Erdinger Stadthalle "Tage im Licht" statt. Es ist wohl ein eher dubioses Licht, denn der Veranstalter kann durchaus als Sekte eingestuft werden. "Miracle of Love" heißt die Gruppierung, die eines ihrer Seminare in die Kreisstadt verlegt hat. Seitens der Geschäftsführung der Stadthalle gab es keine Bedenken, die Räumlichkeiten an die spirituelle Vereinigung zu vermieten. "Wir haben uns schon informiert, aber aus polizeilicher Sicht liegt gegen die Gruppe eben nichts vor", sagte Jakob Karer, stellvertretender Geschäftsführer der Stadthalle.

Offenbar präsentiert sich die Gruppe als geschlossene Gesellschaft. Wer zufällig vorbeikomme, werde höflich aber bestimmt hinauskomplimentiert, berichtet eine Mitarbeiterin der Stadthalle. Auf Mitgliederfang gehe die Gruppierung wohl auch nicht. Rudi Forstmeier, Beauftragter für neue religiöse Bewegungen im Dekanatsbezirk München, glaubt indes, dass das Erscheinen der Guru-Gruppe in Erding durchaus Werbezwecken dient.

Auch auf der Website der Stadthalle Erding wirbt die Gruppe für ihr Seminar. Forstmeier sagt dazu: ",Miracle of Love' ist bei den Esoterikmessen stets vertreten und schaltet in Esoterik-Magazinen große Anzeigen."

Er würde niemandem empfehlen, dorthin zu gehen. Die Mitglieder würden von ihren Gurus, die sich als Reinkarnation Gottes sehen, streng geführt. "Die Gurus Gourasana und Kalindi regelten das Leben der Anhänger bis hin zur Sexualität", erklärt Forstmeier.

Hervorgegangen sei die religiöse Gruppierung aus Amerika, deren insgesamt 1000 Anhänger nach der Erlösung streben und sich daher ihrem Guru stark unterordnen müssten, aus der Baghwan- und Hare-Krishna-Bewegung. Ob sie eine Sekte sei, sei Definitionssache. Allerdings entspreche die strenge Unterordnung und Regelung des Privatlebens dem typischen Sektierungsverhalten. Auch bei "Miracle of Love" beginne zudem die Zuwendung zu Gott mit einer Spendenaufforderung. "Wie hoch der Druck auf die Mitglieder bezüglich ihres finanziellen Engagements ist, ist mir aber nicht bekannt", so Forstmeier.

An der Neumarkter Straße in München hat die Gruppe einst eine Diskothek betrieben. "Als wir die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes überprüften, ist sie schnell wieder verschwunden", so Forstmeier. Die "Miracle of Love"-Anhänger treffen sich heute für gewöhnlich in ihrem Meditationszentrum in Taufkirchen bei München. Nach dem - physischen - Tod der Reinkarnationen Gottes "Gourasana" der in David Swanson Gestalt annahm und Kalindi, verspricht jetzt "The Lady" Erlösung.

Die Erdinger Stadthalle ist von jedem zu mieten. "Wir würden uns sogar strafbar machen, wenn wir das ohne Grund jemandem verwehren würden", sagt eine Mitarbeiterin der Stadthalle. Um den Ruf des Erdinger Veranstaltungsort ist Jakob Karger trotz des merkwürdigen Gastspiels nicht besorgt: "Dazu gibt es keinen Anlass. Die sind völlig friedlich und nett."

© SZ vom 04.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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