Sonderausstellung zum Fliegerhorst:Gar nicht lange her

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Sie könnte ein Besuchermagnet werden: Von diesem Samstag an ist im Museum Erding die Ausstellung zu 80 Jahren Fliegerhorst zu sehen

Von Mathias Weber

Geschichte und Geschichten versucht das Museum Erding zu vermitteln, Geschichte und Geschichten einer fast tausend Jahre alten Stadt. Da gibt es viel zu erzählen, aber es war schon immer erfrischend zu sehen, dass sich das Museum auch der jüngeren Vergangenheit der Großen Kreisstadt widmet; mitunter einer so frischen Vergangenheit, dass sich die viele Erdinger noch daran erinnern können.

Daher könnte es emotional zugehen in den kommenden Wochen im Obergeschoss des Museums. Dort gibt es von diesem Samstag an eine Sonderausstellung zu einem ganz besonderen Erdinger Ort zu sehen: dem Fliegerhorst. Von 1935 an wurde er angelegt, und kaum ein Ort in Erding spiegelt die Geschichte des ganzen Landes so wieder wie er. Und vor allem hat fast jeder Erdinger einen Bezug zum Fliegerhorst. Jeder kennt jemanden, der dort gearbeitet hat: ganz früher als Soldat der Wehrmacht, später für die Amerikaner, heute vielleicht noch als Offizier der Bundeswehr oder als Helfer des Roten Kreuzes im Camp Shelterschleife.

Das war's: Im September 2014 findet der Fly-Out am Fliegerhorst statt, zum letzten Mal startet ein Tornado - und verabschiedet sich mit einem "Servus Erding" (links) (Foto: Renate Schmidt)

Das sind sie auch, die großen Themen, an denen sich die feine Sonderausstellung mit dem Titel "Garnisonsstadt Erding. 80 Jahre Fliegerhorst" entlang hangelt: die Wehrmacht, die Amerikaner, die Bundeswehr, der Warteraum Asyl und schließlich die geplante Konversion nach dem Abzug des Militärs. Man kann sich die Ausstellung in der historisch richtigen Reihenfolge anschauen, muss man aber nicht; schon beim Betreten des Museums im Foyer wird man mitten hineingeworfen in die turbulente Geschichte des Fliegerhorstes.

Dieses Foto ist in der Ausstellung zu sehen, wie auch interessante Stücke aus der Zeit, als Englisch gesprochen wurde am Fliegerhorst. (Foto: Renate Schmidt)

Dort stehen einige interessante Ausstellungsstücke aus der Bundeswehrzeit. Der Schleudersitz und das Bugfahrwerk eines F-104 Starfighter s und eine originale Pilotenausrüstung zum Beispiel. Tafeln erklären Zusammenhänge und liefern interessante Details: zum Beispiel, dass die Fliegerkombi mit Rangabzeichen, Pilotenhelm mit Atemmaske und Kopfhörer dem Oberstleutnant Erhardt Menzel gehörten, der in den Siebzigerjahren Testpilot der wieder instandgesetzten Starfighter  war.

Mit Atemmaske und Kopfhörer: Die Ausstellung zeigt die Original-Uniform eines Erdinger Testpiloten der Siebzigerjahre. (Foto: Renate Schmidt)

Der weitaus größere Teil der Ausstellung befindet sich im ersten Obergeschoss, es geht quer durch die Jahrzehnte und es gibt viel zu entdecken. Einen guten Überblick über das 360 Hektar große Gelände des Fliegerhorstes bietet ein zwei auf vier Meter großes Holzmodell, auch die große Zeittafel mit den wichtigsten Begebenheiten ist hilfreich. Spannend anzusehen sind natürlich die vielen Exponate, die Museumsleiter Harald Krause zusammen mit 15 Mitgliedern des historischen Kreises ausgesucht hat. Da sieht man einen komplett eingerichteten Soldaten-Spind, historisches Kantinengeschirr oder aus jüngster Zeit die kleinen Dinge, die die Flüchtlinge am Warteraum Asyl in die Hand gedrückt bekommen: Zahnpasta, Kinderspielzeug, Einwegrasierer, eine Windel.

Leitet das Museum Erding: Harald Krause. (Foto: Renate Schmidt)

Viele der Schaustücke sind Leihgaben des Fliegerhorstes selbst, einige aber auch der Erdinger Bürger; etwa die Autogrammkarte Heinz Rühmanns, sein Film "Quaxi, der Bruchpilot" war 1941 in Erding gedreht worden. Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammt auch ein Exponat, von dem Museumsleiter Krause glaubt, dass es viele Erdinger sehr genau studieren werden. Aus dem Archiv des Bauamtes kann er der Öffentlichkeit zum ersten Mal ein scharfes Luftbild der Erdinger Altstadt kurz nach dem Luftangriff 1945 zeigen. Zu diesem Thema kündigt Krause auch einen Vortrag an, ein Termin steht noch nicht fest: Ein Hobbyhistoriker hat Zugang zu historischen Dokumenten der Amerikaner bekommen, auch zu den Befehlen rund um den Bombenangriff - die bisher nicht bekannte Informationen beinhalten sollen.

Die Sonderausstellung "Garnisonsstadt Erding. 80 Jahre Fliegerhorst" ist bis zum 28. Januar 2018 im Museum Erding zu sehen. Öffnungszeiten: Täglich außer Montag, 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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