Erlöserkirche Klettham:Für den reinen Klang

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Risse an den Säulen und ein undichtes Dach: Die Erlöserkirche hat Sanierungsbedarf. Unterdessen ist der Orgelbauverein aktiv. Die Sammelaktion für eine neue Orgel macht Fortschritte. (Foto: Renate Schmidt)

Der Evangelische Orgelbauverein sammelt seit über 20 Jahren Geld für eine neue Orgel. Das Projekt macht Fortschritte, doch es gibt ein neues Problem: Die Kirche ist mittlerweile ein Sanierungsfall

Von Regina Kirschner, Erding

Rumpelnde Geräusche, Töne, die anders klingen als sie sollten - das gehört seit mehr als 20 Jahren zu den Gottesdiensten in der Erlöserkirche in Erding. Die Kirchenorgel weist erhebliche Schäden auf, die den Klang stark beeinträchtigen. Kantorin Regina Doll-Veihelmann fällt das Spielen schwer, bestimmte Töne sind jedes Mal ein Kraftakt. Für sie steht fest: "Wir brauchen unbedingt eine neue Orgel. Reparieren bringt in dem Zustand nichts." Die Planungen laufen, gerade beginnt die entscheidende Phase. Der Bau einer neuen Orgel ist vor allem kostspielig. Die Preise schwanken zwischen 230 000 und 440 000 Euro.

4000 Euro auf einen Schlag

Aus diesem Grund hat sich 1995 der Evangelische Orgelbauverein gegründet. Er will ein neues, konzerttaugliches Instrument für die Erlöserkirche. Der Verein richtet zahlreiche Benefizveranstaltungen aus, sammelt Spenden und Mitgliedsbeiträge. Auf diese Weise sind bisher 160 000 Euro zusammengekommen. Vor Kurzem half eine Aktion von Conrad Binding, einem Vereinsmitglied. Er hat sich zu seinem 80. Geburtstag gewünscht, dass seine Gäste anstelle eines Geschenks an den Orgelbauverein spenden. Dabei kam eine Summe von knapp 4000 Euro zusammen. "Das ist für uns ein Fortschritt", sagt Vorstand Jürgen Bickhardt.

Doch noch fehlen etwa 15 000 Euro. Erst dann würde die Evangelisch-Lutherische Landeskirche dem Orgelbau zustimmen, sagt er. "Zwei Drittel der Gesamtkosten müssen wir nachweisen können." Das wären im Fall der Erlöserkirche etwa 175 000 Euro. Finanzielle Hilfe von der Landeskirche gibt es für das Projekt nicht, allerdings unterstützte ihr Orgelsachverständiger, Klaus Geitner, die Erlöserkirche auf der Suche nach dem geeigneten Instrument. Obwohl noch Geld fehlt, haben die grundlegenden Planungen längst begonnen.

Zuschlag für den Orgelbauer Kaps

Letztes Jahr haben fünf Orgelbauer Angebote vorgelegt. "Die Preisunterschiede waren zum Teil gewaltig", sagt Bickhardt. Im Februar 2017 besichtigten Geitner, Pfarrerin Andrea Oechslen, Pfarrer Roland Fritsch und der Kirchenvorstand je zwei Orgeln der günstigeren Hersteller. Auch Mitglieder des Orgelbauvereins waren dabei, um zu beraten.

Die Entscheidung fiel auf den Orgelbauer Kaps aus Eichenau bei München. Er soll den Auftrag erhalten. "Vor allem die handwerkliche Präzision dieses Unternehmens hat mich überzeugt", betont Bickhardt. Besonders punktete der Instrumentenbauer damit, dass er die Pfeifen der alten Orgel zum Teil wiederverwenden will und die Grundstruktur des Instruments erhalten möchte. Das ist von Vorteil, da die denkmalgeschützte Erlöserkirche baulich nicht verändert werden darf. Zusätzlich, sagt Bickhardt, müssen Waltraud von Busse, die Witwe des Architekten des Gotteshauses, und das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz dem Orgelbau zustimmen: "Im Anschluss daran erteilt dann der Kirchenvorstand den Auftrag." Trotz der Entscheidung für Kaps wird es noch dauern, bis die Orgel gebaut werden kann.

Undichtes Dach

In die Erlöserkirche könnte sie nach derzeitigem Stand ohnehin noch nicht: Das Dach des Gebäudes sei undicht, sagt Bickhardt, "deshalb ist der erste Schritt, dass die Kirche saniert wird". Dass das Gotteshaus in Klettham eine Sanierung nötig hat, bestätigt auch Pfarrerin Oechslen: "An den Säulen lassen sich mit bloßem Auge Risse erkennen und auch das Fenster aus mundgeblasenem Glas an der Ostseite ist beschädigt." Derzeit würden Gutachten erstellt.

Hinzu kommt: In den Wintermonaten ist es sehr kalt im Gebäude. "Wir denken im Moment über eine Bankheizung nach", sagt Oechslen. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Gottesdienstbesucher auf warmen Bänken den reinen Klang einer neuen Orgel hören können.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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