Viertes Gymnasium:Der Bedarf ist da

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Die Zahl der Gymnasiasten wird wegen der Rückkehr zum G 9 und des erwarteten Zuzugs ganz erheblich steigen: von aktuell 3200 auf 4550 Schüler im Jahr 2035

Von Florian Tempel, Erding

Die Zahlen liegen seit Monaten vor und sie lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Im Landkreis Erding muss in den kommenden Jahren ein viertes Gymnasium geplant werden. Von 2026 an, so die Prognose der "Schulbedarfsplanung 2017", werden die Schülerzahlen an den Gymnasien wegen der Rückkehr zum G 9 und des erwarteten Zuzugs in den Landkreis ganz erheblich zunehmen. In acht Jahren werde demnach die Zahl der Gymnasiasten 3500 betragen, neun Jahre später sollen es bereits 4550 sein.

Die Prognosen zur Schülerentwicklung hat der Landkreis im vergangenen Jahr beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum in Auftrag gegeben. Erstellt hat die Studie dann das Augsburger Institut für Sozialplanung SAGS. Für die nächsten paar Jahre geben die Prognosen erst mal Entwarnung. Die Schülerzahlen an den drei Gymnasien würden demnach sogar leicht zurück gehen. Bei den Einschreibungen in diesem Jahr zeichnete sich zwar ein wieder größeres Interesse am Gymnasium ab. Doch ob das bereits der Beginn eines Trends pro Gymnasium ist - das G 8 hatte für nicht wenige eine abschreckende Wirkung -, ist noch nicht klar. In der vom Landkreis in Auftrag gegebenen Studie ist eine stärkere Übertrittsquote aufs Gymnasium nicht berücksichtigt. Ganz im Gegenteil: Man hat lieber untersuchen lassen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln würden, wenn das Gymnasium in der Gunst der Schüler und Eltern sinken würde.

Ganz sicher und unvermeidlich wird sich aber die Rückkehr zum G 9 in genau sieben Jahren auswirken. Denn von September 2025 sind in den Gymnasien wieder neun Jahrgangsstufen im Haus statt nur acht. Die Statistiker sehen gleichzeitig ab diesem Zeitpunkt einen kontinuierlichen Schülerzuwachs durch die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis.

Die FDP war die erste Partei, die angesichts der Prognosen die Gründung eines vierten Gymnasium forderte. Ulla Dieckmann, die Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, sieht angesichts der Zahlen nun ebenfalls "absolut Handlungsbedarf" und mahnt, man sollte "nicht zu lange hinwarten". CSU-Fraktionschef Thomas Bauer winkt hingegen ab. Er sieht noch fünf Jahre Zeit, bis man sich entscheiden müsse. Womöglich änderten sich die Prognosen in dieser Zeit auch wieder und vielleicht könnte man einen geringeren Schülerzuwachs auch ohne viertes Gymnasium bewältigen.

Am Erdinger Korbinian-Aigner-Gymnasium (KAG) ist bereits ein Anbau im Gespräch und sicher auch möglich. Doch bis auf welche Größe? Laut der Prognose des Instituts SAGS würde das KAG im Jahr 2035 mehr als 1600 Schüler haben. Am Gymnasium Dorfen ist definitiv kein Platz mehr für Anbauten. Der letzte neue Trakt wurde bereits auf Stelzen über den Pausenhof gestellt. Die Studie sagt für Dorfen im Jahr 2035 aber 1700 Schüler voraus. Dem Anne-Frank-Gymnasium in Erding wird der geringste Zuwachs vorhergesagt: Dort sollen es 1230 Schüler im Jahr 2035 sein.

Als Standort für ein viertes Gymnasium kommt für die FDP vor allem Wartenberg in Betracht. Wartenberg will schon lange eine weiterführende Schule. Die Statistiker sagen jedoch einen viel stärkeren Bevölkerungszuwachs im östlichen Landkreis, in Dorfen, Taufkirchen und Umgebung vorher. Aber auch in der Stadt Erding wird die Einwohnerzahl noch deutlich steigen. Von den ersten Überlegungen bis zur Eröffnung eines Gymnasiums dauert es viele Jahre. Das dritte Gymnasium wurde erstmals 1996 vom damaligen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) gefordert. Zu der Zeit gingen weniger als 2000 Schüler in Erding und Dorfen aufs Gymnasium. Vier Jahre lang hörte man dann nichts mehr. Im Stillen wurde jedoch sehr wohl geplant. Im Februar 2000 verkündete der frühere Landrat Xaver Bauer (CSU) den Bau eines weiteren Gymnasiums und im Herbst 2004 eröffnete das KAG. Die Zahl der Schüler betrug damals an den drei Gymnasien im Landkreis gut 2900.

Im Landkreis Ebersberg war zuletzt zu beobachten, wie schnell sich Einschätzungen zum Bedarf ändern können. Vor drei Jahren erhielt man im Nachbarlandkreis vom Kultusministerium die Absage für die Gründung eines Gymnasium in Poing für 1000 Schüler. Das brauche es nicht, denn die Zahl von aktuell etwa 5000 Schülern an den bestehenden vier Gymnasien im Landkreis Ebersberg würden über Jahre konstant bleiben, hieß es. Vor zwei Wochen kam nun aber - durch die Rückkehr zum G 9 haben sich die Prognosen offenbar entscheidend gewandelt - doch die Genehmigung. 2020 soll nun in Poing mit dem Bau begonnen werden. Die Kosten werden auf 50 Millionen Euro geschätzt.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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