Der Gartenzwerg neben dem Rosenbeet, der Rasen akkurat gestutzt. Lange Zeit galt der Schrebergarten als Symbol für Langeweile und Spießigkeit. Doch diese Zeiten sind vorbei, der Schrebergarten erfreut sich über alle Altersschichten hinweg einer immer größerer Beliebtheit. Diese Entwicklung bekommen seit etwa zwei Jahren auch die Kleingartenvereine in Erding zu spüren, sie erleben einen regelrechten Ansturm an Interessenten.
Obwohl der Kleingärtnerverein Erding mit 215 Parzellen auf einer Gesamtfläche von sieben Hektar nördlich des Volksfestplatzes zu den größten Kleingartenvereinen Oberbayerns zählt, sah der Vorstand schon im Juni 2016 keine andere Möglichkeit mehr, als die Warteliste auf unbestimmte Zeit zu schließen. Die Nachfrage war zu groß. "Wir wollten erst einmal einen Großteil der Namen auf der Liste abarbeiten, bevor wir neue Bewerber aufnehmen, die dann mehrere Jahre lang auf einen Platz warten müssten", sagt der Vorsitzende Bernd Grabert. Wegen der großen Anzahl an Gärten sei die Fluktuation in seiner Anlage jedoch relativ hoch. Er sei zuversichtlich, dass die Warteliste im Herbst diesen Jahres wieder geöffnet werde, sagt Grabert. Neubewerber müssten dann wohl zwischen einem und zwei Jahren auf einen freien Garten warten.
Eine ähnliche knappe Lage herrscht auch beim Kleingartenverein in Altenerding. Mit 38 Parzellen gehört die Gartenanlage zu den eher kleineren ihrer Art. Dementsprechend selten gibt es hier Wechsel unter den Gärtnern. Zwölf Kleingärten haben sogar immer noch den selben Pächter wie vor 35 Jahren, als der Verein gegründet wurde.
Auch hier hat der Vorstand entschieden, die Warteliste zu schließen. "Wir haben zwar nur vier Bewerber auf unserer Liste, aber bei durchschnittlich einem Gartenwechsel in zwei Jahren sind die Wartezeiten natürlich dennoch nicht gerade klein. Noch längere Wartezeiten wollen wir niemandem zumuten", begründet die erste Vorsitzende Renate Grem die Maßnahme. Zumal bereits ein Platz auf der Warteliste mit einem Stimmrecht in Vereinsangelegenheiten verbunden ist und den - ermäßigten - Mitgliedsbeitrag von 35 Euro kostet. Deshalb habe der Vorstand in Altenerding eine zusätzliche Liste eingeführt, die keinerlei Verpflichtungen nach sich ziehe und auf der Menschen ihr Interesse an einem Kleingarten ganz unverbindlich hinterlegen könnten, sagt Grem.
Für das gestiegene Interesse an Kleingärten sind für Grem mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen gebe es durch den starken Zuzug in Erding schlicht viel mehr Menschen als früher. Oft seien es Familien mit Kindern, die sich kein Haus mit großem Garten leisten könnten und dennoch in die Natur wollten. Überhaupt habe es, gerade unter jungen Leuten, in letzter Zeit einen Wandel hin zu mehr Freude an Ökologie und Regionalität gegeben.
"Früher galt der Schrebergarten eher als ein bisschen spießig, heute freuen sich junge Menschen über jede Minute, die sie in der Natur verbringen dürfen", bestätigt auch Grabert. Dennoch wird es wohl noch ein bisschen dauern bis es in den Kleingartenanlagen zu einem echten Generationswechsel kommt: In Erding liegt der Altersschnitt der Pächter über sechzig Jahren, in Altenerding sind knapp ein Viertel der Pächter zwischen 70 und 80 Jahre alt.
Mit den vielen jungen Neubewerbern stehe den Kleingärten aber weiterhin eine rosige Zukunft bevor, freut sich Grabert. Schließlich sei die richtige Mischung entscheidend: "Die Jüngeren bringen frischen Wind und können dabei noch sehr viel von den erfahrenen Gärtnern lernen. Davon profitieren wir alle."