Matthias Stangier, der derzeitige Pächter der Schiaßn, muss damit rechnen, in den kommenden Tagen vor die Türe gesetzt zu werden. Die Fischers Stiftung, der das Gebäude gehört und die daher als Vermieter auftritt, hat einen Gerichtsvollzieher mit der Zwangsvollstreckung beauftragt. Wann diese durchgeführt wird, war am Mittwochnachmittag noch nicht klar. Matthias Vögele, der Geschäftsführer der Stiftung, konnte der Erdinger SZ nur bestätigen, dass die Zwangsvollstreckung vollzogen wird, sobald der Gerichtsvollzieher einen Termin nennen kann. Dies könne jederzeit in den kommenden Tagen passieren. Der Kostenvorschuss für den Gerichtsvollzieher ist schon geleistet: Wenn es soweit ist, wird das Schloss ausgetauscht, sodass der Mieter keinen Zugriff mehr auf das Gebäude erhält.
Zu diesem nächsten Schritt im Streit zwischen Pächter Matthias Stangier und der Fischers Wohltätigkeitsstiftung kann es kommen, da der Stiftung nun ein Gerichtsurteil vom November 2015 schriftlich vorliegt. Die Stiftung hatte vor dem Landshuter Landgericht eine Räumungsklage gegen Stangiers GmbH - den Mieter also - angestrengt. Und gewonnen: Da Stangier über Monate hinweg keine Miete gezahlt hatte, wurde er zur Zwangsräumung verurteilt. Wie Geschäftsführer Vögele sagt, belaufen sich die Schulden mittlerweile auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Da Stangier in der Zwischenzeit die Schiaßn nicht freiwillig geräumt hatte, kommt es nun zur Zwangsräumung. Diese bezieht sich zwar auf das gesamte 650 Quadratmeter große Gebäude; allerdings befindet sich im Obergeschoss der Schiaßn eine Pächterwohnung. Diese hat Stangier untervermietet, Vögele will davon absehen, dass dieser Mieter die Schiaßn verlassen muss. Stangier aber kann Vögele zufolge nun die Zwangsräumung aber auch dadurch nicht mehr abgewenden, dass er durch seinen Anwalt Einspruch gegen das Versäumnisurteil vom November einlegen hat lassen. Die Klage sei unbegründet gewesen, daher wird noch einmal über den Sachverhalt entschieden. Vögele aber kann sich nicht vorstellen, dass die zweite Verhandlung am 2. Februar in Landshut einen anderen Ausgang nehmen könnte als die erste. Zu lange sei keine Miete mehr gezahlt worden, die Klage sei "schlüssig und begründet" gewesen. Warum Stangier nun überhaupt noch einmal Rechtsmittel einlegt und so weitere Kosten auf sich nimmt, kann Vögele nicht verstehen. Stangier selbst war am Mittwoch nicht zu erreichen. Die Fischers Stiftung hat seit Monaten keinen direkten Kontakt mehr mit ihm. Regelmäßige Veranstaltungen gibt es in der Schiaßn schon seit einiger Zeit nicht mehr. Zuletzt wurde am ersten Weihnachtsfeiertag zur Veranstaltung "Erding rockt" eingeladen. Am kommenden Freitag ist nun ein letztes Jazz-Konzert unter der Leitung von Werner Riedel geplant, der in der Schiaßn regelmäßig Konzerte und Jam-Sessions veranstaltet hatte. Allerdings ist nach dem Stand der Dinge vom Mittwoch nicht klar, ob dieses Konzert stattfinden kann - die Zwangsräumung könnte Riedel zuvor kommen. Er geht aber davon aus, dass das Konzert wie geplant stattfindet. Er wolle sein letztes Konzert "mit Anstand über die Bühne bringen". Dass bei einer früheren Veranstaltung schon das Finanzamt da war und neben den Einnahmen offenbar sogar Dinge wie Bierkisten und Schnapsflaschen gepfändet hat, macht Riedel keine Angst. "Ich bin nur der Künstler", sagt er, "das ist nicht mein Bier."
Vielleicht, so hofft Riedel, kann er mit seiner Jazz-Reihe unter einem neuen Pächter weitermachen. Im Sinne der Fischers Stiftung wäre das, die sich wieder eine Mischung aus Kleinkunst und Gastronomie in der Schiaßn wünscht. Im Zuge der Medienberichterstattung hätten sich mittlerweile einige Interessenten bei Geschäftsführer Vögele gemeldet. Er hält die Gelegenheit für günstig: Einen vergleichbaren Veranstaltungsort gäbe es in Erding derzeit nicht.