Rettungsaktion für denkmalgeschützes Kleinod:Fast ein kleines Wunder

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Die Renovierungsarbeiten in der Filialkirche Ebering haben begonnen. Entgegen ersten Befürchtungen konnte bei den geschädigten Holzfiguren überraschend viel gerettet werden. An den Kosten beteiligen sich mehrere Sponsoren

Von Regina Bluhme, Steinkirchen

Was mit dem kleinen Finger des Heiligen Martin in der Filialkirche Ebering geschehen ist, wird wohl für immer im Dunkeln bleiben. Irgendwann war er verschwunden, doch bald wird die Hand der Holzfigur wieder vollständig sein. Im September vergangenen Jahres haben endlich die Renovierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten, aber völlig maroden Kirchlein im Gemeindebereich von Steinkirchen begonnen. Die Finanzierung der geschätzten Kosten von insgesamt 780 000 Euro kommt aus verschiedenen Töpfen, darunter sind 200 000 Euro aus Bundesmitteln.

"Ich habe ja schon fast nicht mehr dran geglaubt", gesteht Mesnerin Gertraud Deutinger. Umso mehr freut sie sich, dass es jetzt endlich losgegangen ist mit der Rettung der Filialkirche St. Laurentius und Stephanus, so der offizielle Name. Das Kirchlein auf der kleinen Eberinger Anhöhe, das aus dem 13. Jahrhundert stammt und dessen Ursprung bereits um 1300 erwähnt ist, war in einem gottserbärmlichen Zustand. In den Figuren und Altären wütete der Holzwurm, die Wände waren zum Teil verschimmelt, der Chorbogen musste mit einem Baugerüst gestützt werden, die Stufen zum Altar waren zerbröselt. Ein Trost: Laut der Denkmalschutzbehörde im Landratsamt besitzt die Kirche "eine weitgehend originale und unverfälschte Barockausstattung". Das ist nicht die einzige Besonderheit. Eine Votivtafel aus dem Jahr 1860 verweist auf ein "Brünnlein" mit heilendem Wasser unterhalb des Kirchenhügels. Außerdem wurde bis vor kurzem die Tradition der "Fohlentaufe" gepflegt. Nach dem Abschluss der Arbeiten soll laut Gertraud Deutinger auch wieder eine Pferdetaufe stattfinden.

"Die erste Konservierung ist abgeschlossen", berichtet die zuständige Restauratorin Petra Schwaerzel. Der Hauptaltar und die beiden Seitenaltäre inklusive der Figuren seien zunächst einmal an den Oberflächen mit weichen Haarpinsel gereinigt worden. "Staubabnahme", heißt das im Fachjargon. Dann kamen die Fassungen an die Reihe. Die Oberfläche der Figuren war laut Schwaerzel "extrem geschädigt" und hatte sich bereits zum Teil vom Holz gelöst und aufgeworfen. Zu Recht befürchtete sie das Schlimmste. Es galt, zu retten, was zu retten ist. Die noch vorhandenen Stücke musten neu verklebt und befestigt werden. Und siehe da: Die Teile waren zwar vom Untergrund gelockert, jedoch großflächig vorhanden, "so dass ich von einem sehr erfreulichen Ergebnis sprechen kann", berichtet Schwaerzel. Angesichtes des zunächst vorgefundenen Zustands könne man fast von einem kleinen Wunder sprechen.

In einem zweiten Schritt werden nach Angaben der Restauratorin die Figuren und Altäre "nachbefestigt und nochmals gereinigt". Der Heilige Martin und die Mutter Gottes sind derzeit auf einem Tisch im Kirchenraum zwischengelagert. Jetzt ist der Dachstuhl an der Reihe. Anschließend muss die Fassade innen und außen saniert werden. Bereits im Herber 2017 ist der gesamte Innenraum mit einem Mittel gegen Holzwurm begast worden.

"Das ist wirklich eine tolle Geschichte", freut sich Pfarrer Jacek Jamiolkowski vom Pfarrverband Holzland. Das kleine Kirchlein sei schon lange sein Sorgenkind gewesen. Nun sei er froh, dass es in seiner Amtszeit doch noch losgeht mit der Renovierung. Er verweist auf die 200 000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm, mit dem sich der Bund an der Sanierung von national bedeutsamen Denkmälern in ganz Deutschland beteiligt. Als einziges Denkmal im Landkreis Erding wurde dem Kirchlein 2016 Geld aus dem Sondertopf zugesprochen. Dafür hatte sich zuvor auch der Erdinger CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz nach einer Ortsbesichtigung in Ebering eingesetzt. Im Ordinariat der Erzdiözese München-Freising heißt es auf Nachfrage, dass von Seiten der Kirche insgesamt 371 500 Euro bereitgestellt werden. Wie im Pfarramt zu erfahren ist, sind weitere Sponsoren die Bauer's Barockstiftung, die Gemeinde, der Landkreis, die Landesstiftung, der Denkmalschutz und der Bezirk.

Dass es sich bei Ebering um etwas Besonderes handelt, davon ist auch Hans Rohrmann, Kunstreferent der Erzdiözese München-Freising, überzeugt. Das Gotteshaus sei "nicht zu Tode restauriert worden", sondern befinde sich "in einem relativ urtümlichen Zustand". Das gewähre einen "direkten Blick in die Geschichte", hinein ins Mittelalter. Pfarrer Jamiolkowski hofft, dass in zwei Jahren die Arbeiten abgeschlossen sind. Es gibt da noch eine kleine Hürde im Zeitplan: Das Kirchlein wird von Fledermäusen als Nistplatz genutzt.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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