Reden wir über:Urlaub in Griechenland

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Karin Keller von den Erdinger Reiseateliers sieht einige Probleme

interview Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Die Schuldenkrise zwischen der Eurozone und Griechenland mag in diesen Tagen omnipräsent erscheinen. Die Süddeutsche Zeitung sprach mit der Inhaberin des Erdinger Reiseateliers, Karin Keller, über Empfehlungen für Urlauber, die eine Reise in das Mittelmeerland oder in Staaten des Arabischen Frühlings planen.

SZ: Frau Keller, lohnt es sich derzeit nach Griechenland zu reisen?

Karin Keller: Es ist immer ein tolles Reiseziel, aber es ist in finanzieller Hinsicht nicht günstiger geworden.

Welche Ziele im Land können Sie empfehlen?

Es gibt keinerlei Reisewarnungen für Griechenland, deshalb darf man natürlich jederzeit dorthin reisen. Wir würden jedoch große Metropolen wie Athen eher vermeiden. Das hängt einfach damit zusammen, dass sich die Lage in den vergangenen zwei Wochen zugespitzt hat. Wir wissen nicht, ob sich die Probleme und die große Unzufriedenheit auf dem Festland auf die Hotellerie auswirken.

Worauf weisen Sie Kunden hin, die dennoch nach Hellas verreisen wollen?

Wir weisen sie auf mögliche Einschränkungen in der Versorgung hin. Ich vermute, dass Reisen in namhafte Clubs oder Premium-Hotels noch Garanten sind, weil diese Häuser hohe Standards einhalten müssen.

Wo könnte es demnach aus Ihrer Sicht zu Problemen für Touristen kommen?

Ich denke, dass die Menschen in Athen davon betroffen sind: Junge und gebildete Leute, die auf die Straße gehen. Dabei könnte es zu Konflikten, Streiks oder Aufständen kommen. Als Reisebüro können wir folglich keine Leistungen zu einhundert Prozent dort garantieren.

Also kein Urlaub in Griechenland?

Es ist sehr schade, wenn weniger Urlauber in das Land kommen, das viel vom Tourismus lebt. Aber letztendlich entscheidet jeder Reisende sein Zielgebiet selbst. Die Reiseveranstalter sind immer sehr darum bemüht, eine garantierte Leistung zu gewährleisten. Schließlich haben sich viele Urlauber schon langfristig für eine Griechenlandreise entscheiden, denen soll man die Vorfreude nicht nehmen.

Am vergangenen Freitag wurde ein Anschlag auf ein Touristenhotel in Sousse verübt, im März wurde das Bardo-Museum in Tunis zum Ziel von Terroristen. Raten Sie von Reisen nach Tunesien ab?

Mein Team und ich beobachten die Entwicklungen und Folgen des Arabischen Frühlings sehr genau. Eine Buchung ins Zielgebiet nehmen wir nur auf ausdrücklichen Wunsch eines Kunden vor und fordern in den Beratungsgesprächen noch mal zur Vorsicht auf. Für den Fall Tunesien haben wir unsere Kunden darüber informiert, dass eine kostenfreie Stornierung möglich ist. Eine Familie hat sich auch dazu entschieden, sie fliegen nun nach Fuerteventura. Es ist für uns mit viel Aufwand verbunden, aber wir wollen, dass sich die Kunden sicher fühlen, und sie nicht alleine lassen. Am vergangenen Samstag haben wir sofort überprüft, ob jemand von "uns" in Sousse ist. Das war aber Gott sei Dank nicht der Fall.

Wie stark ist die Nachfrage an Reisen in arabische Länder?

Gering, so dass uns jetzt nicht eine Riesenwelle an Umbuchungen trifft. Diese Ziele sind zwar relativ preisgünstig, aber wir haben uns im Team abgesprochen, sie nicht forciert anzubieten. Falls es ein Kunde wünscht, helfen wir natürlich, aber auch hier weisen wir daraufhin, dass es sich nicht um ein risikoloses Urlaubsgebiet handelt. Wir machen uns viele Gedanken.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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