Umstrittene Pläne für Logistikhalle:Arbeitskräfte sind Mangelware

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Noch ist nichts passiert auf der Fläche, auf der nach dem Wunsch der VIB Vermögen AG eine Logistikhalle entstehen sollte. Im vorderen Teil sind ein Recyclinghof und ein Gewerbehof geplant. (Foto: Stephan Görlich)

Mehr Gewerbe im Erdinger Westen würde mehr Beschäftigung bringen. Doch nicht jeder glaubt, dass die nötigen Mitarbeiter auf dem Markt vorhanden sind. Weitere Probleme könnten folgen

Von Antonia Steiger, Erding

Der Logistikbereich gehöre zu den größten Arbeitgeben in Deutschland, mit diesen Worten warb Martin Pfandzelter, Vorstandsvorsitzender der VIB Vermögen AG, am Dienstag bei den Stadträten für sein Konzept. Er will eine 80 000 Quadratmeter große, flexibel nutzbare Halle im Westen Erdings an der Sigwolfstraße bauen. Doch die Widerstände sind groß. Es geht dabei auch immer wieder um die Frage, wie dringend weitere Arbeitsplätze geschaffen werden müssen in einer Region, in der Vollbeschäftigung herrscht. Erding müsse sich als Gewerbestandort weiterentwickeln, fordert OB Max Gotz (CSU). Erding provoziere weiteren Zuzug und noch mehr Verkehr, findet der Wirtschaftsreferent Rainer Mehringer (FW).

Schon mehrfach hat Gotz in dieser Debatte darauf verwiesen, dass Erding in den kommenden Jahren mehr als tausend Arbeitsplätze verloren gingen, wenn die Bundeswehr den Fliegerhorst auflöst. Für Mehringer ist das kein Argument. Er sagte, es habe sich zum Beispiel bei der Auflösung des Freisinger Bundeswehrstandortes "kein einziger bei der Agentur für Arbeit gemeldet". Er kennt diese Situation aus eigener Anschauung, er hat dort gearbeitet. Mehringer stellte Pfandzelter daher die Frage, wie die mehreren hundert Arbeitskräfte rekrutiert werden sollten für die Logistikunternehmen, die sich in der Halle einmieten wollen. Laut Pfandzelter zeigen weiterhin BMW und der Ikea-Dienstleister Rhenus Interesse an den Flächen. Wie qualifiziert diese Arbeitsplätze sein werden und ob die Beschäftigten mit ihrem Gehalt überhaupt über die Runden kommen, ohne zusätzliche staatliche Hilfen in Anspruch nehmen zu müssen, das beschäftigt auch andere Stadträte. Pfandzelter erwiderte, er rekrutiere gar keine Arbeitskräfte, er gehe aber davon aus, dass BMW sich Gedanken gemacht habe. Wie Gotz sieht Pfandzelter in der Ansiedlung weiterer Betriebe Chancen: für Auspendler, die wortortnah arbeiten könnten, wie Gotz sagte, und für so genannte Aufstocker, die bislang nicht von ihrem Gehalt alleine leben konnten, dies aber vielleicht in Zukunft schaffen könnten. Diese Hoffnung hegt eigenen Worten zufolge Pfandzelter.

15 Prozent der dort entstehenden Arbeitsplätze sollen laut Pfandzelter "höher qualifiziert" sein. Und er fügte an, dass eine solche Halle immer noch eine mehr Beschäftigung nach sich ziehe: Es gehe um die Wartung der Maschinen, um Reinigung, Sicherheitspersonal, es würden Elektroniker und andere Handwerker benötigt, um die Werkstätten in Schuss zu halten. Dazu käme der IT-Support, Gastronomie und Einzelhandel, die ebenfalls von einem höheren Bedarf profitieren, wenn es mehr Arbeitskräfte in Erding gebe. Pfandzelters Angaben zufolge hat die VIB Vermögen AG eine Million Quadratmeter on ihrem Bestand. Auch die Erdinger Halle würde sie selbst in ihrem Eigentum behalten und dann vermieten wollen. Zu 60 Prozent seien diese eine Million Quadratmeter mit Logistik und Light Industries belegt, so wie das auch für Erding geplant ist. Pfandzelter spricht von einer "verlängerten Werkbank". Es gehe um Lagerung und Montage, also nicht nur um reine Logistik. Auch in Unterschleißheim und in Ingolstadt habe VIB Standorte, an denen vorgefertigt und veredelt werde, wie da auch für Erding geplant sei. Er sei überzeugt, dass man eine "gute Mischung" hinbekommen könne.

Doch so einfach wird es nicht sein, Arbeitskräfte zu finden, das wissen viele Arbeitgeber, zum Beispiel Hugo Gruber, der Besitzer des Gewandhauses Gruber, der für Erding Jetzt im Stadtrat sitzt. Eigenen Worten zufolge benötigte er ein dreiviertel Jahr, um eine Stelle als Lastwagenfahrer zu besetzen. Dann habe er einen Mann aus Wartenberg gefunden. Und der müsse nun jeden Tag nach Erding einpendeln.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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