Noch eine schlechte Nachricht:Sorgenkind Klinikum

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Neben der Kreißsaal-Schließung drücken unerwartet hohe Verluste

Die Schließung des Kreißsaals für vorerst drei Monate ist nicht die einzige schlechte Nachricht aus dem Klinikum Erding. Das Krankenhaus des Landkreises steckt auch weiterhin tief in den roten Zahlen. Die im vergangenen Jahr aufgelaufenen Verluste sind viel höher als erwartet. Statt den prognostizierten und bereits überwiesenen 1,2 Millionen Euro muss der Landkreis für das Jahr 2016 nun doch mehr als 3,3 Millionen Euro Defizit ausgleichen. Das ist der höchste Verlust seit Jahren. Der Kreisausschuss des Kreistags hat das Thema heute auf der Tagesordnung und muss die 2,1 Millionen Euro Nachzahlung beschließen.

Die weitgehende Schließung der Geburtshilfeabteilung wegen des akuten Hebammenmangels sollte freilich für weiteren Diskussionsstoff sorgen. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, können von Juli bis Ende September im Klinikum Erding Babys nur noch per geplantem Kaiserschnitt zur Welt kommen. Natürliche Geburten sind hingegen nicht mehr möglich. Laut Auskunft des Klinikums kamen in diesem Jahr bislang 313 Kinder im Erdinger Krankenhaus auf die Welt. Davon war aber nur etwa jede sechste Geburt ein geplanter Kaiserschnitt. Hochgerechnet heißt das, dass in den drei Sommermonaten Juli, August und September mit lediglich etwa 25 Kaiserschnittgeburten in Erding zu rechnen ist. Im Jahr 2016 kamen im Klinikum Erding insgesamt 694 Babys auf die Welt - im Durchschnitt fast 58 pro Monat -, so viele wie schon lange nicht mehr. Eine funktionierende Geburtshilfeabteilung ist für ein Kreiskrankenhaus ein wesentlicher Auftrag, ein essentieller Teil der häufig zitierten "Grund- und Regelversorgung". Experten weisen schon seit Jahren darauf hin, dass viele kleine und mittlere Krankenhäuser aus den verschiedensten Gründen in ihrer Existenz bedroht sind.

Der Landkreis Erding gleicht seit 2012 die Verluste seines Klinikums mit Steuergeld aus. Das Kommunalunternehmen hat zuletzt 2009 ein Plus erwirtschaftet. Seitdem haben sich die Verluste - die Zwei-Millionen-Nachzahlung für 2016 eingerechnet - auf etwa 14,5 Millionen Euro summiert. Im Schnitt sind das mehr als zwei Millionen pro Jahr.

© SZ vom 26.06.2017 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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