Neugründung in Erding:AfD setzt sich neue Ziele

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Hohe Ziele setzt sich der neu gegründete Kreisverband der AfD mit Max Öttl, Jens Knöbel, Wolfgang Kellermann und Tobias Krüger (von links). (Foto: Renate Schmidt)

Der Kreisverband will einen Direktkandidaten für die Landtagswahl nominieren. Auch für die Kommunalwahlen 2020 sollen eigene Listen aufgestellt werden

Von Antonia Steiger, Erding

23 Frauen und Männer haben am Montagabend in Erding den Kreisverband Erding der AfD (Alternative für Deutschland) gegründet. Zuvor hatte es einen gemeinsamen Verband der zwei Landkreise Erding und Ebersberg gegeben. Vorsitzender des neuen Kreisverbandes ist Wolfgang Kellermann, er war früher Mitglied bei den Republikanern und saß im Stadtrat Erding. Kellermanns Stellvertreter sind der selbständige Handelsfachwirt Jens Knöbel, 39, aus Neufinsing, und der selbständige Handwerker Tobias Krüger, 39, aus Erding. Schatzmeister ist der 36-jährige Gerüstbauer Max Öttl aus Berglern.

Kellermann kündigte an, dass die AfD für die Landtags- und die Bezirkstagswahlen in diesem Jahr eigene Direktkandidaten aufstellen wolle. Auch für die Kommunalwahlen im Jahr 2020 gibt es bereits Pläne: eigene Listen für den Erdinger Stadtrat und den Kreistag sowie für einige größere Kommunen wie Dorfen, Taufkirchen und Wartenberg. Ziel sei es, einen zweistelligen Prozentsatz der Wählerstimmen zu holen. Dazu will die AfD auch im Landkreis Erding vor allem der CSU ihre Wähler abspenstig machen, wie aus Kellermanns Worten herauszuhören war, sowie aus den Worten von Stefan Protschka aus Mamming, dem AfD-Bezirksvorsitzenden Niederbayern, der die Versammlung leitete. Protschkas Aussage, die AfD werde die CSU "schlachten", stieß nicht auf ungeteilte Begeisterung bei der Gründungsversammlung der Erdinger AfD im Nebenzimmer des Restaurants am Schwimmbad. 40 Jahre lang habe die CSU die Menschen "beschissen", sagte Protschka. Nun werde "aufgeräumt". Auf die Wähler der CSU zielte aber auch der neue Kreisvorsitzende Kellermann ab. Er warf der CSU vor, sich für eine Kürzung der Leistungen für Asylbewerber einzusetzen, dies dann aber nicht umzusetzen. Das C stehe nicht mehr für "christlich", sondern für "scheinheilig". Kellermann behauptete des Weiteren, dass CSU und FDP bei der AfD "abkupfern". Nur so habe die FDP so viele Stimmen bei der Bundestagswahl bekommen. Kellermann sagte, die AfD sei nicht ausländerfeindlich, machte aber umgehend Stimmung gegen Flüchtlinge - unter anderem mit der Aussage, dass vier jugendliche Flüchtlinge angeblich in einem 190 Quadratmeter großen Haus leben dürften, wohingegen "die Leute in Deutschland" sehr viel schlechtere Wohnbedingungen vorfänden. Ihre Ziele bei den nächsten Wahlen will die AfD laut Kellermann mit einer hohen Präsenz in der Öffentlichkeit erreichen, unter anderem mit monatlichen Infoständen in der Langen Zeile in Erding.

Eine kurze Diskussion entspann sich über die Straßenausbaubeitragssatzung, gegen die sich bekanntlich bayernweit starker Widerstand regt. Andreas Winhart, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Oberbayern-AfD, sagte, die Menschen sollten sich in Bürgerversammlungen gegen eine Straßenausbaubeitragssatzung aussprechen. Jedermann könne eine Abstimmung in einer Bürgerversammlung herbeiführen, der Stadtrat müsse das Ergebnis dann innerhalb von drei Monaten umsetzen. Das ist aber nicht richtig: Empfehlungen von Bürgerversammlungen müssen innerhalb von drei Monaten im Stadtrat behandelt, nicht aber umgesetzt werden.

Bei der Gründungsversammlung wurden sechs Beisitzer gewählt: Wilhelm Gamper, 51, Handwerker aus Taufkirchen; Christian Riedmayr, 45, Regionalleiter im Einzelhandel aus Isen; Dieter Kuhn, 57, Berufsfeuerwehrmann aus Erding; Hermann Gruber, 62, Rentner aus Dorfen; Eugene Flierl, 63, ehemaliger Metzger aus Erding; und Martin Baade, 56, Informatiker aus Dorfen. Insgesamt gibt es im Landkreis laut Kellermann etwa sechzig Mitglieder. Einige Anträge würden derzeit noch geprüft. So wolle die AfD verhindern, dass ehemalige NPD-Mitglieder aufgenommen werden.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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