Neue Zertifizierung:Kleine Kinder, große Forscher

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Lauter wichtige Leute im Kindergarten, aber den Kindern ist das egal. Offenbar nehmen sie den Auftrag als "Haus der kleinen Forscher" ernst. (Foto: Renate Schmidt)

Der städtische Kindergarten St. Antonius darf sich nun als "Haus der kleinen Forscher" bezeichnen. In Workshops können die Mädchen und Buben eigene Experimente ausprobieren

Von Tanja Kunesch, Erding

"Im Kindergarten sind wir große Forscher", schallt es aus dem städtischen Kindergarten St. Antonius. Und zu Recht: An diesem Dienstag hat der Kindergarten die Zertifizierung als "Haus der kleinen Forscher"erhalten. In verschiedenen Workshops können die Kinder selbst Experimente zu naturwissenschaftlichen Phänomenen anstellen. "Wir machen jetzt Wolken, weil wir wissen wollen, wo das Wasser hin ist", sagt Florian. Mit ausgestreckten Armen hält er eine Schüssel Eis über einen kochenden Topf Wasser und wartet. Bald entstehen an der Unterseite ein paar Tropfen Wasser. Florian, der sich als "Regenwolkenmacher" bezeichnet, zeigt jedem stolz sein Ergebnis.

Gut hundert Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren dürfen an diesem Tag ihre verschiedenen Forschungsprojekte präsentieren. So gibt es einen Forschertisch, an dem die Kinder selbst testen können, was alles in einer Schüssel Wasser schwimmt und was nicht. Anna und Sebastian aus der Bienengruppe haben dagegen ausprobiert, was passiert, wenn man einen Ballon in einen aufgeschnittenen Karton legt, ihn aufpumpt und schließlich die Luft heraus lässt. Einem schwierigen Thema hat sich die Bärengruppe genähert: der Zeit. Um zu verstehen, warum es eigentlich Nacht wird, haben sie sich eine eigene Sonne, eine Erde und die Umlaufbahn aufgebaut. An einer Sonnenuhr im Garten können sie die Stunden ablesen. Vor allem gelohnt hat sich das Forschen für Henry: Zuvor hat seine Gruppe mit Hilfe des Luftdrucks ein gekochtes Ei unbeschadet in eine Glasflasche gebracht. Um es wieder herauszuholen, legt Henry die Flasche an die Lippen und flopp, schon hat er das Ei im Mund. Neben den bisherigen Themen Wasser und Luft soll es später auch noch Workshops zu Klängen und Geräuschen und zu Sprudelglas geben.

"Das Tolle ist, das meiste geht auch ohne große Kommunikation unter den Kindern", sagt Christina Nuspl, Leiterin des Kindergartens. Derzeit hätten sie einen Ausländeranteil von 60 Prozent, und solche Projekte helfen natürlich bei der Sprachförderung. "Und Spaß macht es auch", sagt Nuspl und lacht.

Mareike Ziegler von der Industrie- und Handelskammer freut sich, erstmals die Urkunde an den St. Antonius Kindergarten zu überreichen: "Bisher hat als einziger Kindergarten im Landkreis Erding der Naturkindergarten der Erdinger Mooswichtel die Zertifizierung erhalten". Auch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hält das Projekt für "eine ganz tolle Idee. Kinder sollen und müssen neugierig sein".

Seit 2006 engagiert sich die gemeinnützige Stiftung "Haus der kleinen Forscher" für eine bessere Bildung von Kindern im Kita- und Grundschulalter in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert will sie Begeisterung für wissenschaftliche Phänomene wecken und den Entdeckergeist der Kleinen anregen. Zugleich trägt die Stiftung somit auch zur Nachwuchssicherung in den entsprechenden Berufsfeldern bei. Als lokaler Netzwerkpartner unterstützt die IHK das "Haus der kleinen Forscher". In zwei Jahren kann sich der Kindergarten wieder um eine Zertifizierung bewerben.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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