Neue Baugebiete in Erding:Endlich bauen

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Im Osten und im Westen Erdings könnten bald die Bagger anrücken: Zwei neue Wohngebiete sind geplant, sie sollen den angespannten Immobilienmarkt entlasten

Von Mathias Weber, Erding

Die Große Kreisstadt kann wieder wachsen: Auf der letzten Sitzung des Planungs- und Bauausschusses des Erdinger Stadtrates wurden entscheidende Schritte gemacht, damit in absehbarer Zeit auf zwei neuen Baugebieten Wohnungen entstehen können: am Poststadl im Osten der Stadt und auf dem dritten Bauabschnitt des Gebiets "westlich der Sandgrubensiedlung", dem Erdbeerfeld. Auf beiden Gebieten zusammen könnten in den nächsten Jahren Hunderte neue Wohnungen entstehen.

Das ist Wohnraum, den Erding gut brauchen kann. Das Wachstum Erdings, das seinem 2013 verliehenen Titel Große Kreisstadt auch im Wortsinn immer mehr gerecht wird, ist in Bayern einzigartig. Keine Stadt in vergleichbarer Größe hat in den vergangenen Jahren bei der Einwohnerzahl derart zugelegt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Einwohnerzahl der Stadt seit 1992, als der Flughafen eröffnet wurde, um mehr als 30 Prozent gewachsen - auf mittlerweile mehr als 37 000. Im Erdinger Osten führt das zu recht exotischen Lösungen. Am neuen Poststadl-Baugebiet entsteht entlang der Dorfener Straße und der B 388 ein langer Wohnkomplex, "Schlange" genannt, der das Innere des neuen Wohngebietes vor Lärm schützen soll; eine bewohnbare Schallschutzmauer sozusagen. Jürgen Zellner, der Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Sperr & Zellner aus Dorfen, möchte daran erinnern, wie vergleichsweise entspannt die Lage am Erdinger Immobilienmarkt noch vor fünf Jahren war. So etwas wie die Schlange, glaubt er, sei heute nur möglich, weil die Nachfrage so hoch sei. Schlechte Wohnungen müssen das aber nicht werden: Stadtbaumeister Sebastian Henrich erwartet dort "fantastische Aussichten". Sperr & Zellner engagiert sich selbst am Erdbeerfeld, dem Baugebiet im Westen. Der Bauträger hat am nördlichen Ende des Gebietes Grund gekauft und will dort Gebäude für Geschosswohnungen bauen - keine Reihenhäuser, wie sie im Norden schon verwirklicht wurden. Die geplanten Punkthäuser im Süden Richtung Dachauer Straße werden von anderen Bauträgern errichtet, unter ihnen der Bauträger Scharl aus Dorfen und die Firma Helma Wohnungsbau aus Lehrte in Niedersachsen; eine Aktiengesellschaft, die eher im Norden Deutschlands aktiv und bekannt ist. Dass man sich nun auch nach Süddeutschland, und speziell in die Erdinger Region wagt, spricht für das gute Geld, das hier offenbar zu holen ist. Und Helma sind dabei nicht die einzigen: Mitte 2014 hat die Deutsche Annington 112 Wohnungen in der Kletthamer Stefanstraße gekauft. Im Westen Erdings werden zudem entlang der Friedrichstraße alte Wohnblocks grundsaniert.

Karte: SZ (Foto: N/A)

Immobilienentwickler Zellner rechnet damit, dass die beiden neuen Baugebiete für eine merkliche Entlastung des Drucks auf den Immobilienmarkt sorgen werden. Aber für wen ist das von Vorteil? Stadtbaumeister Henrich sagte über die Wohnungen, die in den oberen Etagen der Punkthäuser am Erdbeerfeld entstehen werden, dass diese "Premiumwohnungen" sein würden. Dass alle neuen Wohnungen aber nur an Gutverdienende gehen, das könnte noch verhindert werden. "So schnell wie möglich", sagte Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU), solle die sozialgerechte Bodennutzung (Sobon) eingeführt werden, durch die Grundeigentümer Teile der Flächen unter dem Marktpreis abgeben müssen - zur Miete und zum Kauf. So soll auch Menschen der Erwerb einer Immobilie oder ein Mietverhältnis ermöglicht werden, die zwar nicht als sozial schwach gelten, sich die Erdinger Preise aber trotzdem nicht leisten können. Wie groß die zur Verfügung gestellte Fläche sein muss, das ist noch unklar, auch ist noch nicht sicher, wann Sobon überhaupt eingeführt wird.

Sobon müsste kommen, bevor der Stadtrat einen Satzungsbeschluss über die beiden neuen Baugebiete fällt und sie somit offiziell werden. Aus der Baubranche heißt es, dass im Laufe des Sommers die Satzungsbeschlüsse kommen könnten, dann muss man sich mit der Stadt auf die Erschließungsplanung einigen - die Erschließung der neuen Baugebiete wird zwar von der Stadt beauftragt, aber von den Bauträgern bezahlt. Im Frühjahr 2017 könnte es losgehen mit den Bauarbeiten.

Aber erst wenn alle Verträge unter Dach und Fach sind, will der Bauträger Sperr & Zellner mit der Vermarktung der neuen Wohnungen beginnen. Die Nachfrage wird groß sein: Jürgen Zellner sagt, in seiner Interessenskartei fänden sich schon Hunderte Namen.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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